1745 - Die Ketzerbibel
äußeren Rand des Parkplatzes entlang, und zwar an den Hecks der Autos vorbei.
Alles lief glatt, und sie sah auch, dass im Innern eines Autos die Beleuchtung anging. Armand hatte die Tür geöffnet. Er stieg ein, nahm auf dem Fahrersitz Platz und würde das Auto in wenigen Sekunden gestartet haben.
Das war auch der Fall.
Dann strahlte das Licht der Scheinwerfer nach vorn und leuchtete einen Teil des Parkplatzes aus.
Armand fuhr trotzdem nicht. Glenda stand in guter Deckung. Sie sah alles recht genau, und so bekam sie auch mit, dass Armand wieder ausstieg, um nach dem Grund zu suchen, weshalb es ihm nicht gelang, normal zu starten.
Er ging um den Wagen herum und bückte sich dabei. Da es in der Umgebung still war, hörte Glenda seine Flüche.
Er brauchte nicht zu sagen, was passiert war, sie wusste es auch so. Jemand hatte die Reifen durchstochen.
Neben seinem Auto blieb er stehen und schaute sich um. Glenda duckte sich, sie wollte nicht gesehen werden. Wenig später kam sie wieder hoch. Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, dass etwas durch die Luft auf Armand zuflog.
Der Gegenstand schimmerte auf. Ein Messer!, schoss es ihr durch den Kopf, dann traf die Klinge bereits ihr Ziel. Sie erwischte nicht den Kopf oder die Brust, denn Armand hatte sich etwas bewegt, und so hieb sie in seine rechte Schulter.
Der Mann war plötzlich schockstarr geworden und drehte seinen Kopf so, dass er auf den Griff schaute. Genau da hörte Glenda die leisen Rufe, auch die schnellen Schrittgeräusche und sah einen Moment später die beiden Männer über den Parkplatz hetzen und auf Armand zulaufen.
Der lief ebenfalls ein paar Schritte nach rechts. Er hatte den Schock überwunden und zerrte die Klinge aus seiner Schulter. Ob dem ein Blutstrom folgte, sah Glenda Perkins nicht, sie überlegte nur, wie sie Armand helfen konnte.
In den Kampf wollte sie sich nicht einmischen. Ohne eigene Waffe brachte das nichts ein. Sie wollte im Wagen nachschauen, ob sie dort eine Waffe fand.
Gesehen worden war sie noch nicht. Die Männer kämpften gegeneinander.
Sie hörte das Keuchen, auch die leisen Flüche und erreichte geduckt die Beifahrerseite. Jetzt sah sie, dass Armand einen Renault Megane fuhr, aber das war nicht wichtig. Glenda wollte ihren eigenen Augen nicht trauen, als sie erkannte, was da auf dem Beifahrersitz lag.
Es war die Ketzerbibel!
***
Glenda Perkins war klar, dass sie eine einmalige Chance bekommen hatte. Um sie kümmerte sich keiner. Sie brauchte nur die Tür zu öffnen und das Buch an sich zu nehmen.
Auf dem Parkplatz kämpfte Armand um sein Leben. Glenda wusste, dass er es nicht leicht haben würde, aber daran konnte sie nichts ändern. Sie öffnete die Tür nur so weit, um in den Wagen hineingreifen zu können, und ihre Handfläche legte sie auf den Einband, der sich sogar etwas fettig anfühlte.
Ein Griff, und sie hatte das wertvolle Buch an sich genommen. Glenda machte sich keine weiteren Gedanken. Sie wusste nur, dass sie etwas Gutes getan hatte. Wenn sich das Buch in ihrem Besitz befand, war alles in Ordnung.
Sie musste die Zeit ausnutzen und sich so schnell wie möglich zurückziehen. Armand konnte sie nicht helfen. Sie erreichte den Drahtzaun, der den Parkplatz umfriedete.
Ihn musste sie überklettern, um in das Gelände zu gelangen, denn den Weg, den sie gekommen war, konnte sie nicht mehr nehmen.
Sie schaffte es, über den Zaun zu klettern. Das Buch hatte sie unter ihren linken Arm geklemmt. Trockene Büsche, die mit einer Staubschicht bedeckt waren, gaben ihr Sichtschutz.
Glenda hatte es eilig, aber sie nahm sich trotzdem die Zeit, einen Blick zurückzuwerfen. Da das Gelände etwas erhöht lag, schaffte sie es, den Parkplatz zu überblicken, und sie sah die drei Männer, die noch immer kämpften.
Ihr Herz schlug schneller, als sie sah, dass Armand es nicht mehr schaffte und auf die Knie fiel. Man hatte ihm von hinten die Beine weggetreten.
Jetzt wurde er in die Zange genommen. Selbst auf diese Entfernung hin sah Glenda das Blitzen des Stahls, und sie sah auch, wie der Kerl, der vor Armand stand, ihm einen Tritt gegen die Brust gab, sodass er nach hinten kippte.
Er fiel nicht auf den Boden, weil der Zweite ihn abfing, sich nach vorn bückte, die Klinge wieder aufblitzen ließ und sie nahe an die Kehle des Agenten brachte.
Glenda glaubte, ein scheußliches Geräusch zu hören, und hoffte, dass sie es sich nur eingebildet hatte. Armand wurde losgelassen. Jetzt kippte er endgültig nach hinten und blieb
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