1745 - Die Ketzerbibel
auf dem Rücken liegen, ohne sich zu bewegen.
Glenda Perkins ging davon aus, dass man ihn ermordet hatte. Einfach die Kehle durchgeschnitten.
Sie drehte nicht durch, denn sie war eine Person, die sich schon öfter in extremen Situationen befunden hatte. Ihr war klar, dass sie eiskalt sein musste. Sie durfte sich nicht von Emotionen leiten lassen, denn es ging auch um sie. Zwar war sie nicht gesehen worden, aber wenn die Mörder die Ketzerbibel nicht fanden, würden sie sich einiges zusammenreimen. Schon jetzt waren sie dabei, den Toten zu durchsuchen. Danach würden sie sich den Wagen vornehmen.
So lange wollte Glenda auf keinen Fall bleiben. Das Keuchen und Stöhnen der Männer war nicht mehr zu hören. Die Stille der Nacht war zurückgekehrt, und Glenda musste darauf achten, so wenige Geräusche wie möglich zu machen.
Sie lief zunächst mal einen Teil der Anhöhe hoch. Nur nicht bis dorthin, wo die Lichter ihres Hotels schimmerten. Das Haus war nicht mehr sicher. Die Mörder würden rasch herausgefunden haben, dass der Agent Hilfe bekommen hatte, sie würden sich auch an die Szene im Kloster erinnern und ihre Schlüsse daraus ziehen.
Es war also besser, wenn Glenda sich ein anderes Versteck suchte, in dem sie die Nacht verbrachte. Das würde zwar Stunden dauern, aber anders war es nun mal nicht zu machen. Bei Tageslicht konnte sie dann weitersehen.
Glenda wusste nicht genau, wohin sie lief. Sie wollte erst mal nur weg, und das gelang ihr auch. Eine Idee hatte sie noch nicht. Durch den Ort laufen und sich für eine Nacht ein Zimmer suchen wollte sie auch nicht, denn sie traute der anderen Seite alles zu. Wobei sie nicht daran glaubte, dass sie es nur mit zwei Gegnern zu tun hatte. Für sie war das eine ganze Bande.
Ein Handy wäre jetzt wichtig gewesen. Darauf musste sie verzichten, als sie durch das Gelände stapfte und sich von Palmen und Agaven geschützt sah.
Irgendwann erreichte sie sogar das Grundstück, auf dem das Hotel stand.
Einige Gäste saßen noch draußen und gönnten sich einen guten Schluck. Davon konnte Glenda nur träumen. Sie musste die Augen offen halten, um nicht in eine Falle zu laufen.
Auch dieses Gelände war von einem Zaun und einer Mauer umgeben.
Glenda fand ein kleines Tor in der Mauer, das verschlossen war. Aber es gelang ihr, einen Blick über die Mauer in den Garten zu werfen. Dabei schlug ihr Herz schneller, denn sie hatte das versteckt liegende kleine Gartenhaus mit dem schiefen Dach entdeckt. Dort wurden sicher die Gartengeräte aufbewahrt, und Glenda glaubte nicht daran, dass dieses kleine Haus verschlossen war. Für sie kam es als Versteck zupass. Sie musste nur über die Mauern klettern, was ihr auch gelang, und sie schaffte es sogar, das Buch dabei nicht zu verlieren. Sie landete auf einem weichen Boden und blieb zunächst mal im Schutz der Mauer hocken. Sie war sehr aufgewühlt und wollte warten, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte.
Sie sah die Gäste in dem kleinen Innenhof sitzen, in dem sich auch der Pool befand, über dessen Wasserfläche helle Reflexe huschten. Sogar die Musik war zu hören, zwei Paare tanzten nach der Melodie.
Glenda Perkins blieb nicht lange im Freien. Sie probierte die Tür zum Gartenhaus und fand sie offen. Jetzt fiel ihr ein kleiner Stein vom Herzen.
Sie schob sich in das Gartenhaus hinein, das natürlich nicht leer war. Die Geräte standen dicht an dicht, und vor einem Rasenmäher war für sie erst mal Schluss.
Die Tür ließ Glenda spaltbreit offen. Sie wollte immer die Chance haben, nach draußen zu schauen. Es konnte auch sein, dass sie sich alles nur einbildete und die Männer nicht nach ihr suchten. Aber sie war im Kloster gesehen worden, und das würden ihre Häscher nicht vergessen haben.
Ihre Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt. Es war nicht stockfinster. So entdeckte sie einen kleinen Schemel, der als Sitzplatz ausreichen musste.
Glenda schob ihn sich zurecht und ließ sich darauf nieder. Den Blick richtete sie auf die nicht ganz geschlossene Tür, und sie merkte auch, dass sie sich etwas entspannte. Der große Stress war vorbei, was ihr schon gut tat.
Und deshalb schaffte sie es auch, nachzudenken. Das Buch lag auf ihren Oberschenkeln. Sie hatte verhindert, dass es den Feinden des Mönchs in die Hände gefallen war, aber sie wusste auch, dass es weitergehen musste.
Glenda brauchte den Kontakt nach London. Hätte sie das Handy dabei gehabt, wäre alles kein Problem gewesen. So aber musste sie bis
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