1746 - Der teuflische Jäger
aufgebaut, winkte, aber die Wagen fuhren einfach vorbei. Kein Fahrer glaubte, sie mitnehmen zu müssen.
Aber sie gab nicht auf. Zweimal stoppte jemand. Es waren keine Taxifahrer, sondern Typen, die allein fuhren, doch in solche Fahrzeuge wollte sie nicht einsteigen, trotz einiger Lockungen, da musste sie nur die Gier in den Augen der Fahrer sehen, um zu wissen, was die tatsächlich mit ihr vorhatten.
Aber es stoppte ein Taxi. Der asiatische Fahrer war noch jung. Er lächelte sie breit an.
»Wo willst du denn hin?«
Sie nannte ihm die Adresse.
»Geht okay, aber hast du auch Geld?«
Tricia griff in die Tasche. Sie zeigte ihm eine höhere Pfundnote, und der Mann war einverstanden. »Steig ein.«
»Danke.«
Sie setzte sich auf den Rücksitz, gab das Ziel an und der Mann fuhr los.
»Ich will ja nicht neugierig sein, aber willst du dort jemanden besuchen?«
»Ja.«
»Super. Und wen?«
»Meinen Vater...«
***
Glenda Perkins hatte selten so gestaunt wie an diesem Tag, als Jane und Suko die junge Gefangene mit ins Büro brachten und sie wortlos durch das Vorzimmer in das eigentliche Büro führten, wo Suko das Kind auf einen Stuhl drückte und ihm klarmachte, dass es sich nicht rühren sollte.
Jane Collins war von Glenda zurückgehalten worden. »Was ist denn passiert? Wer ist das?«
»Sie heißt Silvie Foster.«
Glenda staunte noch mehr. »Was? Das Mädchen, das ebenfalls verschwunden ist?«
»Genau das.«
»Und jetzt?« Sie räusperte sich. »Wie ist sie überhaupt hergekommen?«
Jane gab ihr einen kurzen Bericht. Glenda wollte kaum glauben, dass Silvie Suko hatte erschießen wollen.
»Woher kennt sie ihn denn?«
»Das haben wir noch nicht herausgefunden. Wir gehen davon aus, dass sie geschickt wurde.«
»Das ist gut möglich.«
Beide Frauen betraten das Büro, in dem sonst John Sinclair und Suko saßen. Diesmal blieb Johns Stuhl leer. Suko hatte Silvie in seine Nähe gesetzt und schaute sie an.
Er stellte die erste Frage. »Du weißt, was du getan hast?«
»Klar.«
»Und weiter?«
Ihr Gesicht verzerrte sich. »Es hat so sein müssen, das wollte ich einfach.«
»Das macht mich traurig«, sagte Suko, »denn ich weiß, dass ich dir nichts getan habe.«
»Es musste trotzdem sein.«
Suko nickte. »Gut, das habe ich ja erlebt. Aber warum musste es trotzdem sein?« Er hob seine Arme an. »Das verstehe ich alles nicht. Ich habe dir nichts getan.«
»Nicht mir.«
»Wem dann?«
Plötzlich hellte sich ihr Gesicht auf. »Dem Dämon, dem Jäger, dem Meister. Der hat gespürt, dass ihm jemand auf den Fersen ist. Und er hat auch herausgefunden, wer es ist. Ich glaube, dass er dich kennt. Du bist sein Feind.«
»Aha. Und von wem bin ich der Feind?«
»Das habe ich dir gesagt.«
»Hat er denn keinen Namen?«
Silvie schaffte es nicht mehr, eine Antwort zu geben, denn Glenda Perkins mischte sich ein.
»Ist es möglich, dass dein besonderer Freund und Dämon auf den Namen Victor Varely hört?«
Mit dieser Frage hatte Glenda den wunden Punkt getroffen. Das Mädchen musste gar nicht erst den Mund öffnen, um zu antworten, in seinem Gesicht zeichnete sich ab, dass es sich um diesen Mann handelte.
»Also er.«
»Na und?«, schrie Silvie, und sie sah aus, als wollte sie vom Stuhl hochspringen. »Er ist super, wir waren mit ihm im Zeltlager. Er war der Boss, aber ein toller Boss.«
»Wir«, sagte Jane, »heißt das, dass Tricia Wells auch bei euch gewesen ist?«
»Klar.«
»Und Dave Wallace und Larry Snyder?«
»Auch.«
Die Detektivin klatschte in die Hände. »Dann haben wir ja alle zusammen.« Sie fragte sofort weiter: »Und deine Freunde leben noch?«
»Na klar.«
»Wo denn?«
Das Mädchen fing an zu kichern. »Sie sind unterwegs. Ebenso wie ich.«
»Wohin?«
Silvie grinste. »Wohin er sie befohlen hat. Wir werden ihm gehorchen, denn er ist einfach super. Keiner ist so stark wie er.« Sie bewegte jetzt ihren Kopf hin und her, um die beiden Frauen und den Mann anzuschauen. »Er ist ein Mensch und trotzdem kein normaler, denn er kann auch etwas anderes sein.« In jedem ihrer Worte schwang ein großer Stolz mit.
Suko fragte leise: »Wer ist er dann? So etwas gibt es doch nicht.« Er wollte Silvie locken.
»Glaubst du, dass ich lüge?«
»Ich weiß es nicht, bisher fällt es mir schwer, dir zu glauben. Ein Mensch und doch kein Mensch...«
»Er hat sich als Mensch verkleidet. Eigentlich sieht er ganz anders aus.«
»Sehr schön. Und wie?«
Jetzt funkelten die Augen wieder. Sie musste sich erst
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