1747 - So schmeckt der Tod
denke, dass wir von hier verschwinden.«
»Und wann?«, fragte Donna.
»Sobald es dunkel wird.«
»Das dauert ja nicht mehr lange. Weißt du denn auch, wohin wir fahren sollen?«
»Erst mal weg. Dann sehen wir weiter.«
»Und was ist mit diesen beiden Kerlen?«
Cora warf Donna einen schrägen Blick zu. »Sie werden Pech haben, dass sie uns nicht mehr finden. Dann können sie suchen, bis sie schwarz werden.«
»Findest du das nicht feige?«
Cora winkte ab. »In diesem Fall müssen wir vorsichtig sein. Die wissen genau, wer wir sind. Sie werden kein Pardon kennen. Und erinnert euch daran, was wir von Justine über sie gehört haben. Sie sind höllisch gefährlich. Sie haben selbst ihr Respekt eingejagt.«
Donna leckte über ihre Lippen. Sie musste nichts sagen, denn Cora wusste auch so, was diese Geste zu bedeuten hatte.
»Nein«, sagte sie. »Nein und abermals nein. Auf das Blut musst du verzichten. Zumindest in dieser Nacht. Das müsst ihr einfach aushalten und damit basta.«
Donna ballte die Hände zu Fäusten, während Ethel nur die Schultern anhob. Dann aber fragte sie: »Was packen wir?«
»So gut wie nichts. Wir werden uns alles neu besorgen.« Cora trat an eines der Fenster und schaute hinaus. »Lange müssen wir nicht mehr warten, denn es fängt bereits an zu dämmern. Stellt euch schon mal darauf ein.«
»Hast du dir denn ein Ziel ausgedacht?«, fragte Ethel.
»Ja, ein riesiges Versteck.«
»Und wo?«
»Gar nicht weit entfernt von hier. In London. Ich denke, dass wir dort gut untertauchen können.«
Gegen diesen Vorschlag hatte niemand etwas einzuwenden. Irgendwie waren sie auch froh, den Ort hier verlassen zu können. Er hatte ihnen nie so recht gefallen. Aber er war ihnen damals von der Cavallo zugewiesen worden. Hier wollte sie die drei treffen, um ihre weiteren Pläne mit den Halbvampiren durchzuziehen.
Daraus würde jetzt nichts mehr werden. Cora war es egal, ob sie damit gegen die Pläne der Cavallo handelten. Auch wusste sie, dass sie, Donna und Ethel nicht die einzigen Halbvampire waren. Es gab noch mehr, und sie ging davon aus, dass sich diese Geschöpfe in London aufhielten. Cora war optimistisch, dass man sich gegenseitig finden würde.
Was hier herumstand, konnten sie auch so lassen. Nur wenige Ersatzklamotten packten sie in den Wagen und verstauten sie auf dem Rücksitz. Als das geschehen war, blieben sie neben dem Käfer stehen und betrachteten den Himmel.
Der Tag kämpfte zwar noch um seine Helligkeit, aber er würde den Kampf verlieren. Die Dämmerung lag bereits auf der Lauer. Sie würde das Land mit ihren Schatten überdecken und anschließend die Dunkelheit schicken.
Cora ging noch mal zurück ins Haus. Sie spielte mit dem Gedanken, es anzuzünden, um alle Brücken hinter ihnen endgültig abzureißen. Dann ließ sie es doch bleiben. Sie dachte an die beiden Feinde, die ihnen im Nacken saßen, und ihnen wollte sie auf keinen Fall noch ein Zeichen setzen.
Donna sah zu ihr. Sie grinste breit und flüsterte: »Kann sein, dass wir unterwegs noch etwas Nahrung bekommen.«
»Hör auf damit.«
»Aber ich...«
»Kein Wort, verdammt!«
Donna dachte nicht daran. »Darf ich dich daran erinnern, dass du schon Blut getrunken hast? Wir sind ja nicht dazu gekommen. Also kannst du nicht mitreden.«
»Ich will kein Wort mehr hören, verstanden? Bisher habe ich das Sagen gehabt, und das wird auch so bleiben. Nur wenn wir zusammenhalten, schaffen wir es.«
»Schon gut.«
»Hoffentlich...«
***
Dass wir über Nacht hier im Blackmoore bleiben wollten, war mehr eine Reaktion auf unser Gefühl. Einen sicheren Hinweis darauf, dass es sich lohnte, hatten wir nicht. Wir rechneten nur mit der Blutgier der Halbvampirinnen. Um sie stoppen zu können, mussten sie unter Menschen oder würden sich ihnen heimlich nähern und zuschlagen.
Harold Higgins hatte Kaffee gekocht und auch eine Pizza aufgebacken, die wir uns teilten. Suko hatte bei seiner Partnerin Shao in London angerufen und ihr erklärt, dass sie uns wohl erst am nächsten Tag sehen würde.
Sie hatte es akzeptiert, denn sie kannte Sukos Job, der sich an keine Zeiten hielt.
Im Ort war alles ruhig. Und wir hatten auch nicht mehr das typische Geräusch des VW-Motors gehört, das so etwas wie eine Spur für uns gewesen wäre.
Im Arbeitszimmer saßen wir zusammen. Vor die gesamte Fensterbreite hatte der Designer eine Jalousie herunter fahren lassen, so war von außen nicht zu sehen, was sich im Innern abspielte.
Higgins war schon
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