1748 - Im Teufelskreis
Mann!"
Diesmal drehte er sich um und sah den Sechsfingrigen dicht vor sich stehen. Der Typ war höchstens 1,70 Meter groß, dürr wie ein Ära und weißhäutig. Sein langer Kopf schaukelte auf einem extrem dürren Hals und besaß zwei große, schwarze Facettenaugen und Ohren, die so spitz waren wie seine langen, messerartigen Fingernägel. Angezogen war der Fremde mit einer bunten Montur, deren Muster ganz aus Karos bestand, wie bei einem Clown.
Der Fremde grinste und entblößte dabei braune Zähne. Tekener roch seinen üblen Atem und mußte fast würgen. Er war sicher, diesen Kerl nie im Leben gesehen zu haben.
„Was willst du?" fuhr der USO-Spezialist ihn an. „Kannst du nicht sehen, wann ein Mann seine Ruhe haben will?"
„Nun reg dich ab, Mann", antwortete der Dürre. „Du brauchst deine Puste noch, oder willst du nicht wissen, wo du Larsat-Orn finden kannst?"
Larsat-Orn!
Ronald Tekener blieb äußerlich ruhig, aber in seinem Kopf arbeitete es.
War dies der Hebel, um diese Pseudorealität zu sprengen?
Natürlich hatte er Larsat-Orn nicht vergessen, den Anti-Priester vom mächtigen Baalol-Kult, über den die United Stars Organisation an die Hintermänner der verbrecherischen Condos Vasac kommen wollte, des sogenannten Galaktischen Syndikats.
Aber zu dieser Zeit, vor seinem Hollenflug nach Lashat, hatte Ronald Tekener noch nie etwas von dem Anti gehört.
Und es kam noch dicker!
„Hör zu, Mann", sagte der Weißhäutige mit schmierigem Lächeln.
Tekener musterte ihn aus schmalen Augen, und einige Umstehende, die ihn kannten, zogen sich vorsichtshalber schon einmal etwas zurück. Der Fremde schien es nicht zu bemerken. Er richtete einen langen Finger wie eine Waffe auf die Stirn des Smilers. „Du wirst genau tun, was ich dir jetzt sage, kapiert? Larsat-Orn hat... eine gewisse Sehnsucht nach dir. Er will dich sehen. Du gehst besser zu ihm und schlägst dir alle Sperenzchen aus dem Kopf, denn Larsat-Orn hat eine Geisel, an der dir vielleicht etwas liegen könnte."
„So?" fragte Tekener. „Und wer soll das sein?"
„Eine Frau, Mann." Der Weißhäutige sah sich um und schreckte zwei, drei Neugierige ab, die sich wieder vorgewagt hatten. „Deine Frau, Irna Irsata. Verstehst du jetzt, daß du die Einladung besser annimmst?"
Fast hätte Ronald Tekener laut aufgelacht.
Irna Irsata spielte ebenfalls erst später in seinem Leben eine Rolle. Sie war eine Agentin gewesen, die Atlan ihm als „Ehefrau" zugeteilt hatte, aber allein aus Tarnungsgründen.
Der Regisseur dieses schauderhaften Stückes hatte also eine ganze Menge durcheinandergebracht, aber Tekener konnte es nur recht sein. Er mußte das Szenario ad absurdum führen, um es zu demontieren und freizubekommen.
Also stand sein Entschluß sofort fest, Larsat-Orn einen Besuch abzustatten.
Er tat zwar noch so, als sträube er sich, und spielte seine Rolle tapfer, indem er den Weißhäutigen beschimpfte und ihm alle Höllen androhte, wenn er mit ihm ein falsches Ding abzuziehen gedachte, aber am Schluß hatte er die Adresse des Anti-Priesters und beschloß, nicht lange zu warten. Vor dem Casino warteten Taxen und Mietgleiter. Tekener sprang in eines der offenen Schwebefahrzeuge und gab die Koordinaten ein, die er eben erhalten hatte. Der Robotpilot akzeptierte und startete, ohne nach Teks Kreditkonto zu fragen.
Daß er Larsat-Orns Anwesen ohne Zwischenfall erreichte, machte den Agenten mißtrauisch. Er dachte jetzt nicht sosehr an das Spiel, das jemand - und das konnte nur die Abruse sein - mit ihm trieb. Sein geschulter Geist stellte sich vielmehr darauf ein, daß dies nur eine Falle für ihn sein konnte.
Also lauerten irgendwo die Männer des Antis, vielleicht schon in dem weitläufigen Park um die schneeweiße Villa verteilt, vielleicht erst im Haus.
Auf jeden Fall war Tekener gewappnet.
Er vergaß die Abruse nicht etwa - ganz im Gegenteil. Wenn sie der Drahtzieher des Ganzen war, lag in seiner Entführung von der CAJUN ein Sinn, und der wiederum konnte nur in seinem Tod bestehen.
Wie nahe an der Wirklichkeit lag diese Pseudorealität? Wenn er hier starb, würde er dann aus der Zukunft genommen sein wie eine Figur im Schachspiel? (Er war nicht der einzige, der diesen Vergleich zog, aber das wußte er nicht.) Tekener konnte das Risiko nicht ausschließen und war noch wachsamer als sonst.
Den ersten Angreifer entdeckte er hinter einem mächtigen, zedernähnlichen Baum am Rand eines großen Rasenstückes, das in die Park- und Beetlandschaft
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