175 - Die Monster-Wette
Die Verbindung mit der geheimen Zentrale war abgerissen.
***
James Bagetta hob den Revolver vorsichtig aus der Lade, ohne daß es sein Bruder bemerkte. »Du hättest nicht hierher kommen sollen«, sagte er mit belegter Stimme.
»Ich mußte dir doch sagen, daß ich weiß, wer hinter dem Mordanschlag steckt«, gab Barry Bagetta eisig zurück. »Es war der härteste Kampf meines Lebens, den du mir aufgezwungen hattest. Schließlich kämpft man nicht alle Tage gegen einen Werwolf!«
Eiseskälte durchrieselte James. Jetzt spricht er doch davon!
schoß es ihm durch den Kopf.
Er lachte blechern. »Du willst mich auf den Arm nehmen. Es gibt keine Werwölfe.«
»Das dachte ich bis gestern auch, aber nun bin ich um eine Erfahrung reicher.«
»Willst du allen Ernstes behaupten, ich hätte dir einen Werwolf auf den Hals gehetzt? Wie sollte ich an so ein Monster kommen?«
»Ich will gar nicht wissen, wie du es geschafft hast. Was für mich zählt, ist die Tatsache, daß du mich auf diese Weise erledigen wolltest. Bedauerlicherweise ging der Schuß nach hinten los, Bruder. Bedauerlich für dich.«
»Noch läßt sich das Blatt wenden!« quetschte James zwischen zusammengepreßten Zähnen hervor.
Barry schüttelte überzeugt den Kopf. »Zu spät.«
»Ich kann dafür sorgen, daß der Schuß zu guter Letzt doch noch nach vorn losgeht!« behauptete James und brachte endlich den Revolver zum Vorschein.
Barry Bagetta erschrak nicht. Gelassen schaute er seinen Bruder an. »Du bist schon so gut wie tot, James.«
»Trägst du etwa deine Kugelweste?« spottete James Bagetta aufgeregt. »Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich mich nicht allzu sehr darauf verlassen. Sie reicht nicht von Kopf bis Fuß.«
»Ich brauche keine Kugelweste«, erwiderte Barry trocken.
»Du hältst dich wohl selbst in der ausweglosesten Situation noch für den Größten!« höhnte James. »Aber du bist nicht unbesiegbar. Du hattest gestern nur Glück. Deine ganze Kraft reicht nicht aus, mich daran zu hindern, dich zu erschießen!«
»Und wie willst du es der Polizei erklären?«
»Überhaupt nicht«, antwortete James, »weil ich dich nämlich bei Nacht und Nebel aus dem Haus schaffen werde, und wenn man mir dann mitteilt, welches furchtbare Schicksal meinen armen, geliebten Bruder ereilt hat, werde ich den zutiefst Betroffenen spielen und traurig deinen gesamten Besitz übernehmen.«
Er hob die Waffe.
»Du kannst es nicht!« sagte Barry Bagetta frostig.
»Ich muß«, erwiderte James und zog den Stecher durch.
***
Jacky Snyder hatte Weltuntergangsstimmung. Voller Hoffnung war sie hierher gekommen, und George Landon, der Mann, der den Werbesong geschrieben hatte und mit ihr aufnehmen wollte, hatte sie wie seine beste Freundin empfangen. Er hatte sie lachend umarmt, an sein Herz gedrückt und auf beide Wangen geküßt. Er nannte sie ›Honey‹, ›Liebes‹
und ›Baby‹, und sie glaubte, daß er es ernst meinte.
Er brachte sie in sein Büro.
»Du bist eine großartige Sängerin«, schmeichelte er ihr.
»Ich bin ganz verrückt danach, deine Stimme zu hören. Soll ich dir meine ganz persönliche Meinung verraten? Du hast eine ganz große Karriere vor dir, das kannst du mir glauben. George Landon versteht sein Geschäft und hat einen Riecher für begabte Leute.«
»Dann laß uns den Song aufnehmen, okay?« schlug Jacky ungeduldig vor. Sie wollte endlich im Tonstudio vor dem Mikrofon stehen und singen, konnte den großen Augenblick kaum noch erwarten.
George Landon zündete sich eine dicke Zigarre an. »Im Moment ist das Studio noch besetzt«
»Aber es hat geheißen…«
»Ich weiß«, sagte Landon beschwichtigend. »Ich weiß. Kein Grund zur Panik, Liebes. Entspann dich, laß es dir gutgehen. Möchtest du nicht doch einen Drink?«
»Nein«, antwortete Jacky. »Wer ist denn im Studio?« wollte sie wissen.
»Ginny Doyle. Eine andere Sängerin. Kein Vergleich zu dir, Baby. Du bist absolute Spitze, sie ist nur Mittelmaß, aber sie ist mit dem Boß von dem Laden hier liiert.«
»Und wann ist sie fertig?« fragte Jacky. »Du weißt doch – es ist sehr wichtig, daß ich mich mit dem Song eingehend auseinandersetze. Das braucht Zeit.«
George Landon paffte so kräftig, als hätte er die Absicht, sich hinter einer dichten Rauchwolke zu verstecken. »Naja, um bei der Wahrheit zu bleiben: Es spielt keine Rolle, wann sie fertig wird.«
Jacky setzte sich gerade. »Was soll das heißen?« fragte sie spröde. Sie ahnte etwas ganz Schreckliches
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