175 - Die Monster-Wette
und hoffte inständig, daß sie sich irrte.
»Darling, du mußt das verstehen«, druckste George Landon herum. »Sieh mal, du befindest dich auf dem aufsteigenden Ast. Deine Zeit wird kommen, da bin ich ganz sicher. Aber bis dahin…« Er hustete nervös.
»Was ist?« fragte Jacky Snyder bebend vor Angst. »Warum sprichst du nicht weiter, George?«
Er hustete nervös. Und dann ließ er die Katze aus dem Sack:
»Ginny ist drüben und nimmt den Song auf, für den ich dich vorgesehen hatte. Aber glaube mir, das hat nichts zu bedeuten. Ich werde eine noch bessere Nummer für dich schreiben, und die wird dir Ginny nicht vor der Nase wegschnappen, dafür werde ich wie ein Löwe mit Klauen und Zähnen kämpfen. Du wirst damit ganz groß rauskommen…«
Jacky hörte nicht, was George Landon sonst noch alles sagte. Es interessierte sie nicht. Sie wußte, daß es leeres Gewäsch war. Er war hier ein ganz kleines Licht, eine Null, die überhaupt nichts zu melden hatte. Niemals würde er sich für jemand anderen einsetzen. Er konnte sich ja nicht einmal selbst behaupten.
Wie vor den Kopf geschlagen, saß Jacky da. Keine Chance!
dachte sie zutiefst enttäuscht.
Wieder fragte George, ob sie einen Drink haben wolle, doch sie lehnte erneut kopfschüttelnd ab. Sie brauchte keinen Schnaps, um mit dieser schmerzhaften Enttäuschung fertigzuwerden.
George legte die Zigarre weg und stand auf. »Es tut mir wirklich sehr leid, Honey«, sagte er zerknirscht. »Aber das bügle ich aus, ich verspreche es dir in die Hand. Wir bleiben in Verbindung.«
Als er sie küßte, dachte sie verächtlich: Verräter! Feigling!
Schwächling!
»Ich melde mich bald wieder«, versicherte er ihr.
»Ja, tu das«, sagte sie, als wüßte sie, daß sie nie mehr von ihm hören würde.
Aber brauchte sie ihn? Sie hatte doch ein viel besseres Eisen im Feuer: James Bagetta! Ein Startkapital von 300.000 Pfund war nicht zu verachten. Und James war bereit, alles für sie zu tun. Genau genommen war sie auf Georges Hilfe überhaupt nicht angewiesen. Warum hatte sie sich so sehr an diese Hoffnung geklammert?
Sie kam allmählich wieder zu Kräften und verließ George Landons Büro stolz erhobenen Hauptes – eine Königin, die huldvoll zu Ginny Doyles Gunsten auf die Aufnahme verzichtet hatte.
Vor dem Gebäude winkte sie einem Taxi, stieg ein und nannte dem Fahrer James Bagettas Adresse.
***
Der Schuß krachte, die Waffe ruckte in James Bagettas Faust, und sein Bruder Barry brach wie vom Blitz getroffen zusammen. »Verdammter Narr!« knurrte James. »Nun siehst du, daß du nicht unverwundbar bist. Du hattest zuviel Glück im Leben, das machte dich zu selbstsicher und damit überheblich. Tja, und nun bist du tot.«
Barrys Finger zuckten, doch das beunruhigte James nicht.
Dabei konnte es sich nur um eine letzte Reaktion der Nerven handeln.
Er schob den Revolver in seinen Gürtel und begab sich zum Fenster, um sich zu sammeln. Sein Blick schweifte über die Dächer der großen Stadt.
Wieder zuckten Barrys Finger, doch diesmal sah es James nicht. Er bemühte sich, Ordnung in das Durcheinander zu bringen, das in seinem Kopf herrschte.
Vor allem versuchte er, an die erfreulichen Aspekte zu denken, die der Tod seines Bruders mit sich brachte. Er hatte nicht nur 450.000 Pfund gewonnen, sondern nun fiel ihm auch noch Barrys gesamte Habe in den Schoß.
Barry rollte auf den Rücken!
James dachte an Jacky, die er heute noch treffen wollte. Er glaubte an ihr Talent und traute sich zu, sie reich und berühmt zu machen. Er würde ein paar großartige Lieder für sie kaufen und die Platte mit Jacky selbst produzieren.
Sie hatten es nicht nötig, die großen Plattenbosse zu beknien, ihnen eine Chance zu geben. Sie würden gleich oben einsteigen. Und dann würden die Bosse zu ihnen kommen. So würde es laufen.
Barry erhob sich!
James wollte rauchen. Er klopfte seine Taschen ab, fand aber keine Packung. Als er sich umwandte, um sich eine neue Packung zu holen, traf ihn vor Schreck beinahe der Schlag.
Barry stand wieder! Er kam auf ihn zu! Wie war das möglich?
Die Erklärung war einfach: Barry Bagetta war kein Mensch mehr! Der Werwolf hatte ihn so schwer verletzt, daß der Wolfskeim in ihm aufgegangen war.
Er hatte das Monster zwar vernichtet, war jedoch inzwischen selbst zum Lykanthropen geworden.
Doch wie hätte James Bagetta das begreifen sollen?
Er sah seinen Bruder wieder auf den Beinen und hielt es für ein grausames Wunder, das er schnellstens beenden
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