175 - Die Monster-Wette
Sinnen und riß sich an den Haaren.
Dein Werk! schrie die quälend schrille Stimme in ihr. Sieh es dir an! Das ist dein Werk! Das hast du deinem Mann, den du zu ehren, zu lieben und zu schätzen gelobtest, angetan! Nicht dieser Killer ist die Bestie! Du bist es!
»Nein!« schluchzte Helen Collins und schüttelte unentwegt den Kopf. »O Gott, nein!«
Sie taumelte zurück, wandte sich um und ergriff Hals über Kopf die Flucht.
In der Schwimmhalle rutschte sie auf den glatten Fliesen aus und wäre beinahe ins Wasser gefallen. Hart schlug sie auf, doch sie spürte den Schmerz nicht, denn die Panik war viel größer.
Alles verschwamm hinter einem dicken Tränenschleier, sie nahm kaum noch etwas wahr.
Im Salon stürzte sie sich auf das Telefon und rief die Polizei an. Sie war so aufgeregt, daß die Verbindung erst nach dem vierten oder fünften Versuch zustandekam. Immer wieder machte sie irgend etwas falsch, aber dann klappte es doch, und sie preßte verstört hervor: »Hier spricht Helen Collins. Ich… ich habe meinen Mann umgebracht…«
Sie wußte nicht, was sie sonst noch sagte, denn plötzlich begann sich ihr Geist zu verwirren. Der Schock und das schlechte Gewissen forderten ihren Tribut. Sie legte den Hörer nicht in die Gabel, sondern ließ ihn einfach fallen, als sie nichts mehr zu sagen hatte.
Wie in Trance verließ sie den Salon, ging durch die Schwimmhalle und betrat wieder den Zentralheizungskeller.
Diesmal machte es ihr nichts aus, sich Lee zu nähern. Sein Anblick erschütterte sie auch nicht mehr und machte sie nicht betroffen.
Ihr verwirrter Geist sah in ihm einen kleinen Jungen, der sich sehr, sehr wehgetan hatte, und sie war seine Mutter, die mit ihrem Trost seinen Schmerz lindern konnte.
»Komm her«, sagte sie mit einem warmen, gütigen Lächeln.
»Komm zu Mami!« Sie setzte sich auf den Boden, nahm ihren toten Mann in die Arme und streichelte ihn liebevoll. »Es wird alles wieder gut«, versprach Sie ihm, dann wiegte sie sich mit ihm und sang ein Kinderlied, das ihm helfen sollte, einzuschlafen.
So traf die Polizei sie an.
***
Der Mehrphasenprojektor bekam ein Signal und reagierte darauf. Mr. Silver trat vor die Projektionswand und suchte nach der Veränderung.
Er entdeckte sie fast augenblicklich. Der Platz des Werwolfs war immer noch leer, aber das Lagunenmonster war zurückgekehrt. Es befand sich wieder im Killerangebot, und der Ex-Dämon fragte sich grimmig, wen dieses Scheusal getötet haben mochte.
Da den Projektor ein Steuerimpuls erreicht hatte, mußte zwangsläufig zwischen diesem Büro und einer zentralen Stelle eine Verbindung bestehen.
Mr. Silver überlegte, ob man feststellen konnte, woher der Befehl gekommen war.
Falls man sich irgendeiner Magie bediente, konnte der Ex-Dämon der Spur unter Umständen nachgehen. Es wäre eminent wichtig gewesen, herauszufinden, wo sich der Kopf dieses Unternehmens befand. Mr. Silver trat wieder hinter die Projektionswand, um sich an dem Gerät zu versuchen.
Er legte seine Hände auf den Projektor und umhüllte ihn mit silbern glitzernder Magie, die sich langsam in den Apparat hineintastete und zur Schaltstelle vordrang.
Der Hüne schloß die perlmuttfarbenen Augen und konzentrierte sich auf das Gerät.
Er versuchte der Kraft, die er freigesetzt hatte, zu folgen, merkte, wie sie sich verästelte und in verschiedenen Richtungen suchte, jedoch nichts fand, zurückströmte und sich neu formierte, um die Suche an einer anderen Stelle zu beginnen.
Der Ex-Dämon war mit seiner magischen Kraft auf eine rätselhafte Weise verbunden. Sie vermittelte ihm das Gefühl, selbst im Projektor zu sein, aber er konnte nicht lenken, nur registrieren, was passierte.
Das nächste Ziel der Silberkraft war ein dickes Kupferkabel.
Sie stürzte sich förmlich darauf und sauste mit hoher Geschwindigkeit durch, doch sehr weit kam sie nicht. Plötzlich prallte sie gegen ein Hindernis, eine magische Sperre.
Sie zertrümmerte diese Sicherung, vermochte ihren Weg aber nicht fortzusetzen, weil es einen gewaltigen Rückschlag gab, der so stark war, daß er den Projektor völlig zerstörte.
Es knisterte und zischte, und grelle Blitze schossen aus dem Gerät. Flammen leckten kurz aus den Lüftungsschlitzen, und dann stieg schwarzer Rauch hoch.
Der Projektor warf kein Bild mehr an die Wand und war so restlos zerstört, daß eine Reparatur nicht möglich war.
Noch einmal schickte Mr. Silver seine suchende Kraft los, doch sie kehrte unverrichteter Dinge zurück.
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