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1750 - Die Zeitmühle

1750 - Die Zeitmühle

Titel: 1750 - Die Zeitmühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hintergrund verborgen hielt. Vielleicht sogar in der Vergangenheit.
    Etwas passierte, aber nicht das, mit dem wir gerechnet hatten.
    Plötzlich peitschte ein Schuss auf.
    Der Abschussknall war überdeutlich zu hören. Ich hatte das Gefühl, als wäre er an meinem rechten Ohr abgegeben worden, und hatte sogar den Luftzug der Kugel mitbekommen.
    Das traf nicht zu. Es war Einbildung. Ganz im Gegensatz zu dem Schuss, der Dagmar Hansen zu einer Reaktion veranlasst hatte, denn sie lag fast am Boden.
    Das Echo verklang.
    Es war niemand zu sehen, der geschossen haben könnte. Ich bekam schon eine leichte Gänsehaut, denn wer sagte mir, dass die nächste Kugel nicht uns treffen würde.
    Aber niemand schoss mehr.
    Es blieb still.
    Dagmar kam langsam wieder auf die Beine. Ich hörte sie leise stöhnen und sah, dass sie den Kopf schüttelte. Auch sie hatte Probleme mit dem, was sie gehört hatte, aber es war auch zu erkennen, dass sie nachdachte. Dann sagte sie den entscheidenden Satz. »Das war Harry, der geschossen hat.«
    »Woher weißt du das?«
    Sie lachte auf. »Ich kenne seine Waffe, und ich habe gute Ohren. Er hat mit seiner normalen Luger geschossen. Oder anders gesagt, in diesem Magazin stecken völlig normale Bleigeschosse.« Bevor ich noch etwas erwidern konnte, fing sie an zu lachen. Sie klatschte in die Hände und flüsterte: »John, er lebt. Ja, Harry lebt. Jetzt bin ich mir sicher.«
    Dagmar war so stark von ihrer Meinung überzeugt, dass ich ihr nicht widersprechen wollte. Bei näherem Nachdenken stimmte ich ihr auch zu und hörte, wie sie den entscheidenden Satz sagte.
    »Er ist in der Vergangenheit gefangen, John, jetzt weiß ich es genau. Und er hat den Weg gefunden, dort hineinzukommen. Es wäre doch gelacht, wenn wir es nicht auch schaffen könnten.« Sie hatte plötzlich wieder Mut gefasst. Der trübe Ausdruck war aus ihren Augen verschwunden. Jetzt glänzten sie wieder.
    Sie hatte das ausgesprochen, was ich dachte. Nur kannte ich den Weg nicht. Möglicherweise gab es ihn hier in der Mühle, doch wir kamen nicht mehr dazu, nach ihm zu suchen, denn abermals passierte etwas Unheimliches.
    Plötzlich hörten wir eine Stimme. Den Sprecher sahen wir leider nicht, es war nur die Stimme da, leider sehr undeutlich. Trotzdem sah Dagmar Hansen aus, als stünde sie dicht vor einer Explosion, obwohl sie starr geworden war.
    Dann sprach sie es aus. »Das war Harry«, sagte sie langsam, »ich weiß es genau. Ich kenne ihn doch. Ich liebe ihn und auch seine Stimme. Er war es, John.« Bei den letzten Worten fing ihre Stimme an zu zittern und ihre Gesichtshaut nahm einen fahlen Glanz an.
    Ich sagte nichts, weil ich Dagmar glaubte. Sie kannte ihren Harry tatsächlich am besten, aber er war nicht allein, denn jetzt hörten wir eine zweite Stimme.
    Auch die eines Mannes.
    Er sagte etwas, das wir nicht verstanden, so sehr wir uns auch anstrengten.
    Dagmar lief auf mich zu und bewegte dabei ihren Kopf von einer Richtung in die andere.
    »Wer kann das sein?«
    »Keine Ahnung. Ich habe die Stimme noch nie zuvor gehört.«
    »Hoffentlich ist es kein Feind – denn wenn dem so ist, werden wir bald wieder Schüsse hören, die auf einen Kampf hindeuten.«
    Plötzlich lächelte sie. »Aber jetzt weiß ich, dass Harry sich wehren kann. So schlecht sieht es also nicht für ihn aus, denke ich.«
    »Da kannst du recht haben.«
    Ihre nächsten Worte trafen den Nagel auf den Kopf. »Er ist hier und doch nicht hier, und ich frage mich, ob es Sinn hat, nach ihm zu rufen.«
    Sie wartete auf meine Antwort. Als die nicht schnell genug erfolgte, gab sie ihre weiteren Gedanken preis.
    »Was in die eine Richtung funktioniert, könnte auch anders herum ebenso laufen – oder?«
    »Das wäre möglich.«
    Ich sah, dass sie einen innerlichen Kampf ausfocht. Sie wollte nach Harry rufen, ließ es aber bleiben, weil wir wieder die Stimmen hörten. Einmal sprach Harry und dann redete wieder der Fremde.
    Beide strengten wir uns an, um zu erfahren, was da geredet wurde.
    ***
    Harry Stahl war schnell klar geworden, dass es sich bei diesem Henry um einen besonderen Menschen handelte. Er hatte sich als Heimatforscher bezeichnet. Das war er in seiner normalen Zeit, der Gegenwart, in der auch Harry lebte.
    Aber es gab noch eine zweite Seite bei ihm, da war sich der Agent sicher. Er sah diesen Menschen als ein Phänomen an. Als einen Mann, der es geschafft hatte, sich über eine Brücke in zwei Zeiten bewegen zu können.
    Die Sorge um sein eigenes Leben hatte

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