1751 - Die GrenzlÀnderstation
Pfiff weiter bis zu seinem Empfänger, und wenig später tauchte dieser auf, um nach dem Besucher zu sehen.
„Du bist es", säuselte der Patruskee. Die großen Augen zogen Nurmi magisch an. Patruskee besaßen lediglich einen kleinen Grundkörper, dafür aber zehn Gliedmaßen. Ihre Sinnesorgane lagen auf beiden Seiten des Grundkörpers und waren jeweils in identischer Zahl, Größe und Aussehen vorhanden. „Begleite mich zwischen meine Häute."
Nurmi kannte den Weg bereits, und er folgte dem Prediger nur zu gern in dessen behaglichen Schlupfwinkel. Es herrschte eine ähnliche Stille und Friedlichkeit wie in den Lauben. Mangels eines Sitzgestells legte der Lagermeister sich auf den Boden und paßte seinen Körper der Fläche an.
„Ruhe und Besinnlichkeit sind wichtig", flüsterte er. „Willst du mir Gesellschaft leisten, Patroklus?"
Der Patruskee bejahte. „Wäre es nicht unhöflich, seinen Gast allein zu lassen? Ich denke mir, die Gottheit ist derselben Meinung."
„Erzähle mir mehr von dieser Gottheit."
Patroklus kam der Aufforderung umgehend nach. Wie alle Patruskee ließ er keine Gelegenheit aus, sein Wissen über die silberne Gottheit des Universums zu verbreiten. Silbern deshalb, weil auch das Zentrum des Universums silbern war und die Gottheit dort ihren Wohnsitz hatte. Silbern auch, weil Silbern in der Farbenwelt der Patruskee die schönste und wichtigste Farbe darstellte und sogar noch über dem Grau der eigenen Körperfarbe stand. Die silberne Gottheit lenkte die Geschicke aller Wesen und lebte in irgendeiner unbegreiflichen Weise in jedem von ihnen.
„Horche in dich hinein, und du wirst die Stimme der silbernen Gottheit entdecken und sie verstehen lernen", sagte Patroklus.
Wie immer tat Nurmi es, und die Umgebung versank in unergründlichen Tiefen. Er nahm nur noch sich selbst, seine Gedanken und seine Stimmungen wahr. Seine Streßwerte gingen erheblich zurück. Er versuchte, die silberne Spur zu finden, und lauschte auf eine Botschaft. Die Worte des Patruskee drangen von fern zu ihm durch.
„Nur wer die Botschaft versteht und sich nach ihr richtet, findet den Weg ins Paradies. Suche diesen Weg. Wenn du ihn gefunden hast, dann gehe ihn. Und wenn du hierher zurückkehrst, dann wundere dich nicht. Denn ich bin für eine Weile abwesend. Wir haben Konjunktur. Alle wollen unser Wissen über die silberne Gottheit erfahren."
Nurmi spürte, daß der Patruskee sich entfernte. Er versenkte sich noch tiefer in sein Inneres und durcheilte mit seinen Gedanken die Kammern seines Körpers. Den silbernen Faden fand er nicht, aber dafür schlief er nach kurzer Zeit ein.
4.
Coma-8 bot sich uns in ihrer ganzen Ursprünglichkeit dar. Die Station mitten im intergalaktischen Leerraum hatte sich seit unserem letzten Besuch nicht groß verändert.
Robert Gruener und ein paar seiner Mitarbeiter flogen mit einer Space-Jet hinüber und wurden von den Androgynen freudig begrüßt. Irgendwie bestand zwischen den Robotern und ihrem Schöpfer ein Verhältnis wie zwischen einem Vater und seinen Kindern. Niemand verstand es richtig zu beschreiben.
Nur Reginald Bull murmelte etwas von einer programmierten Abhängigkeit und unterhielt sich mit Myles Kantor über die Möglichkeit, Gefühle syntronisch zu manipulieren und die Maschinen dadurch künstlich zu fühlenden Lebewesen zu machen. Das geflügelte Wort von den Androgynen als den Chamäleons des Alls machte die Runde, doch keinen kümmerte es.
Noch nie in all den Jahren seit dem Aussetzen der Station hatte Coma-8 Besuch erhalten. Der Androgynen-Stamm hatte sich mit dem bescheiden müssen, was ihm mitgegeben worden war.
Robert Gruener und seine Begleiter machten eine dieser Voraussetzung widersprechende, erstaunliche Entdeckung. Die Androgynen hatten sich verdreifacht. Es gab kleine Modelle und große, teilweise Kopien bereits existierender Roboter, teils Neuschöpfungen.
Das Material für die Fertigung stammte aus der Station selbst. Die Androgynen magerten Coma-8 regelrecht ab. Sie nahmen da eine Wand heraus, montierten dort einen Aufbau ab. Ein paar Geräte zur astronomischen Erforschung hatten sie mangels Forschungsobjekten einfach zerlegt und die Teile für die Fertigung eines neuen Artgenossen verwendet. Gruener testete die Station eingehend und kam zu dem Ergebnis, daß ihre Sicherheit und Stabilität nicht gefährdet waren.
Es bedurfte aber eines längeren Informationsaustauschs, um die Androgynen im Gegenzug davon zu überzeugen, daß es der BASIS
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