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1753 - Die Crypers

Titel: 1753 - Die Crypers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Dennoch hatte ich geschwiegen, und Tek hatte mit Sicherheit auch niemanden informiert.
    Einen besseren Beweis für unsere Vertrauenswürdigkeit konnte ich mir nicht vorstellen. Coram-Till saß in einer psychologischen Falle. Wahrscheinlich schätzte ich ihn richtig ein: Auf der einen Seite hätte er uns gerne vertraut, auf der anderen Seite hatte ihn sein Rebellenleben das genaue Gegenteil gelehrt, nämlich niemandem zu vertrauen.
    Hinzu kam, daß er von sich selbst garantiert gewisse Vorstellungen entwickelt hatte, was seine Tapferkeit anbetraf, seine eigene Vertrauenswürdigkeit, seine Fairneß, seinen Stolz als Rebellenführer, seine kämpferische Ehre, wie auch immer. Selbst die größten Schurken, die ich kennengelernt hatte, hatten so etwas wie ein Ehrgefühl besessen, so seltsam sich diese Empfindung im Einzelfall auch gebärden und darstellen mochte. Niemand war selbst für die eigene Empfindung ein Halunke, jeder brauchte für sich selbst irgendein gedankliches System von ethischen Begriffen, das imstande war, seine eigenen Taten zu rechtfertigen.
    Die Ergebnisse dieser privaten Ethik konnten allerdings manchmal sehr eigentümlich sein.
    Ich sah, daß mich eine der beiden Wachen fixierte. Der Cryper war wütend. Er wußte, daß er mir diese Daten verraten hatte, ungewollt, durch Leichtfertigkeit, durch seinen Hochmut und den seiner heiteren Freunde. Jetzt fühlte er sich blamiert und er wußte, daß er Coram-Tills Zorn verdient gehabt hätte. Und für dieses Gefühl der Angst und der Demütigung, das er dabei empfand, haßte er mich offenkundig.
    „Wir reden an Bord darüber", knurrte Artam-Con. „Hier haben wir nichts mehr zu suchen!"
    Ronald Tekener hatte längst wieder zu sich gefunden, spielte aber weiter den Angeschlagenen; auch das sollte Coram-Till beeindrucken. Ganz offensichtlich gelang das auch. Die Blicke, mit denen der Rebellenchef seine Begleiter bedachte, als sie Tekener auf die Beine halfen, sprach Bände.
    Ich stand langsam auf, als ich mich plötzlich am Ärmel gepackt und in die Höhe gezerrt fühlte.
    „Finger weg!" herrschte ich den Cryper an, der offenbar entschlossen war, seine Wut an mir auszulassen.
    Ich sah, wie er zum Schlag ausholte.
    Einen der erprobten Dagor-Griffe anzusetzen, hatte nur wenig Sinn; ich war mit der Physiologie der Crypers nicht hinreichend vertraut, um die richtigen Ansatzpunkte für diese Kampftechnik auf Anhieb zu finden. Aber es gab andere Möglichkeiten.
    Ich zögerte einen Moment, sah seinen Schlag - dann wich ich zur Seite aus und ließ meine Faust gegen seinen Schädel krachen.
    Die Augen des Crypers wurden glasig, erbrach in die Knie, taumelte und stürzte. Beinahe hätte er einen benachbarten Tisch abgeräumt. Als er den Boden berührte, war er schon besinnungslos.
    „Alle Wetter!" staunte Ronald Tekener und gab seine Rolle ein Stück weit auf. „Wo hast du das gelernt, Atlan?"
    „Ich kannte vor vielen Jahrhunderten einen Mann, der kam aus ..."
    „Los jetzt!" schnauzte Artam-Con. „Verschwinden wir von hier, bevor es Ärger gibt. Die zwei Galaktiker kommen mit mir, und ihr kümmert euch um diesen Schwachkopf!"
    Tek und ich sahen uns an. Gut gemacht, wir erzielten Fortschritte.
     
    7.
     
    „Ihr wißt, daß ich diese Triebwerke unbedingt, um jeden Preis brauche", sagte Coram-Till. „Sie haben höchste Qualität, ich muß sie einfach haben."
    „Red nicht von Müssen, wo es nur um deinen Willen geht", hielt ich ihm grimmig vor. „Wenn du den Imprint-Outlaws etwas anzubieten hättest, ließe sich über die Sache vielleicht reden, aber so ist das mindeste, was du planst, ein glatter Betrug."
    „Weitaus eher wird es auf Mord hinauslaufen", warf Ronald Tekener trocken ein. „Prak Morlan und seine Leute werden diese Triebwerke und die ganzen Zusatzaggregate niemals herausgeben. Es ist ihr kostbarster Besitz, ihre einzige Hoffnung, endlich das zu bekommen, was sie sich mehr als alles andere wünschen: Imprint-Ware."
    Ronald Tekener und ich spielten uns die Bälle zu wie Artisten. Nach all den Jahrhunderten gemeinsamer Abenteuer kannten wir einander besser als ein altes Ehepaar; jeder wüßte vom anderen, was dieser in einer bestimmten Situation höchstwahrscheinlich denken und wie er seine Argumentation gestalten würde, in welcher Weise der andere seinerseits seinen Partner einschätzte und so fort.
    Gegen unser Gespann hatte Coram-Till wenig aufzubieten, er konnte einem fast schon leid tun.
    Coram-Till murmelte eine Verwünschung nach der anderen.

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