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1753 - Die Crypers

Titel: 1753 - Die Crypers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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daß Coram-Till verlegen war? Diese Interpretation seines Verhaltens erschien mir sehr gewagt; es war immer recht problematisch, menschliche Verhaltensformen und Denkmuster einfach auf andere Lebewesen zu übertragen.
    Ich war sehr gespannt, was uns auf Immir erwartete - vielleicht eine Möglichkeit, sich endlich der Haft bei den Crypers zu entziehen.
     
    8.
     
    Die MAGGON senkte sich langsam auf die Oberfläche des Planeten hinab, die wir auf dem großen Hauptmonitor bewundern konnten. Sehr einladend wirkte Llatru nicht.
    Llatru war der zweite von insgesamt neun Planeten, die um das Zentralgestirn Immir kreisten.
    Die relative Sonnennähe brachte es mit sich, daß Llatrus Klima von Extremen geprägt war, vor allem offenbar auch von heftigen Wechseln der jeweiligen Wettersituation. Über der Hauptstadt Morr tobte gerade ein Hitzegewitter; unter dichten schwarzen Wolkenbänken zuckten blauweiße Entladungen hin und her. Unterhalb dieser Wolkendecke schien es düster zu sein, obwohl die weitere Umgebung der Stadt in grellem Sonnenlicht lag. Als die MAGGON tiefer sank, konnten wir erkennen, daß dieser Eindruck richtig war.
    Coram-Till grinste breit.
    „Der übliche Salut, wenn ich komme", behauptete er.
    „Wird die Landung der MAGGON so wichtig genommen?" fragte Tekener mit sanftem Spott.
    Coram-Till hob die breiten Schultern.
    „Auf Llatru sind nur insgesamt sechs Schiffe registriert", berichtete er. „Und die MAGGON ist eines davon."
    Daß ein Sechstel der gesamten Raumflotte dieser Welt ausgerechnet unter dem Kommando des Rebellen stand, gab zu denken. Es machte mir klar, welch einflußreiche Stellung Coram-Till auf dieser Welt errungen haben mochte. Ganz ohne Zweifel war der Cryper ein Wesen, das seine Pläne mit Intelligenz, Hartnäckigkeit und unleugbarem Geschick zu verfolgen imstande war.
    „Natürlich waren ein paar Tricks nötig, um das zu erreichen", fuhr er fort.
    „Und sehr gute Beziehungen", warf Moin-Art spöttisch ein, und abermals klang halblautes Gelächter durch die Zentrale der MAGGON. „Sehr enge Beziehungen vor allem."
    „Spare dir deine anzüglichen Scherze", konterte Coram-Till nicht ohne ein Grinsen.
    „Dürfen wir wissen, was der Gegenstand dieser Erheiterung ist?" fragte Ronald Tekener.
    Moin-Art blickte kurz zu seinem Kommandanten hinüber, als wolle er sich dort eine Erlaubnis einholen. Coram-Till reagierte nicht.
    „Llatru wird beherrscht von Nill-Uttra", erklärte er dann. „Soweit die Hamamesch so etwas wie eine Herrschaft anderer überhaupt zulassen. Natürlich muß sie im Zweifelsfall tun, was die Hamamesch ihr vorschreiben, aber von denen gibt es glücklicherweise nur wenige auf dem Planeten."
    Jetzt war es nicht mehr schwer, die Andeutungen in Vermutungen umzuwandeln. Offenbar hatte Artam-Con tatsächlich enge, sehr enge Beziehungen zu Llatru entwickelt, vor allem offenbar zur Herrscherin des Planeten.
    „Die Sache ist längst erledigt", kommentierte Artam-Con. „Nur noch eine gute Freundschaft verbindet uns, nicht mehr."
    Ich lächelte schwach.
    Sich an das exotische Äußere eines fremden Lebewesens zu gewöhnen, war eine Sache; weitaus schwieriger war es, selbst für erfahrene Raumfahrer, sich vorzustellen und klarzumachen, daß diese Exoten ebenso über ein Gefühls- und Liebesleben verfügten wie andere auch - und daß solche Regungen und Handlungen für sie ebenso wichtig und bedeutungsvoll waren wie für uns. Artam-Con respektive Coram-Till war ein sympathischer Geselle - mit gewissen Einschränkungen, wenn man sein „Gast" war, aber es fiel mir schwer, mir einen weiblichen Cryper vorzustellen und attraktiv zu finden.
    Vermutlich ging es den Crypers allerdings nicht besser, auf uns Humanoide bezogen.
    Artam-Con war ein guter Pilot. Die MAGGON setzte weich auf und kam zum Stillstand. Der Kommandant wandte sich zu uns um.
    „Es bleibt bei der Abmachung?"
    „Wir halten unser Wort", versicherte Ronald Tekener sofort.
    „Dann verlassen wir das Schiff."
    Ein geräumiger Gleiter brachte uns vom Raumhafen in die eigentliche Stadt. Morr war recht groß; ich schätzte, daß im Großraum dieser Ansiedlung rund 30 Millionen Bewohner untergebracht worden waren. An den zum Teil sehr unterschiedlichen Architekturen konnte man ablesen, daß Llatru offenbar von einem wahren Völkergemisch besiedelt worden war.
    „Hast du keine Angst, mit Hamamesch zusammenzutreffen?" erkundigte ich mich bei Artam-Con.
    Das technische Niveau von Llatru war auffallend niedrig, bemerkte ich.

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