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1754 - Blutige Tränen

1754 - Blutige Tränen

Titel: 1754 - Blutige Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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rutschten mal nach vorn, dann wieder zurück, und mit einer scharfen Lenkbewegung sorgte ich dafür, dass beide von der Haube rutschten und auf der Fahrbahn landeten.
    Ich gab Gas. Mein Wagen bewegte sich schlingernd auf dem feuchten Pflaster weiter, und ich musste schon achtgeben, um ihn in der Spur zu halten.
    Aber ich kam weiter. Es gab keine Gestalten mehr, die mich aufhalten wollten. So konnte ich erst mal durchatmen und froh sein, einen kleinen Sieg errungen zu haben.
    Ich blieb in diesem ruhigen Viertel und fuhr nur in eine andere Straße. Dort hielt ich an und löschte das Licht. Erst dann kam ich dazu, mich um meinen Passagier zu kümmern, der auf dem Beifahrersitz hockte und leise vor sich hinstöhnte.
    Ich drehte den Kopf nach links und wollte Lilian Block ansprechen, was ich nicht schaffte, denn ihr Anblick hatte mir den Atem geraubt.
    Es war die Wunde in der Körpermitte. Der Mantel war etwas auseinandergeklafft. So hatte ich die Möglichkeit bekommen, die Wunde zu sehen. Ich erschrak vor ihrer Größe. Da musste jemand mit seinem Messer im Leib der Frau herumgewühlt haben.
    Es war jetzt nicht mehr wichtig, wer das getan hatte, es ging um ihr Leben. Sie musste so schnell wie möglich in ärztliche Behandlung. Auch eine Unterhaltung mit ihr konnte ich vergessen.
    »Okay, Lilian, du musst ganz ruhig bleiben. Ich kann dich wegen deiner Verletzung leider nicht anschnallen, aber ich sage dir jetzt, dass ich dich in ein Krankenhaus fahren werde, wo man sich um dich kümmern wird. Ist das okay?«
    Als Antwort erhielt ich ein Krächzen und nahm es als Zustimmung.
    An manchen Stellen ist London mit Krankenhäusern nicht besonders dicht bestückt. In der Innenstadt sah das anders aus, aber in den ruhigen Bezirken hatte man nicht die Qual der Wahl, und ich musste erst mal nachdenken, wo sich ein Krankenhaus befand und wie ich fahren musste, um zu ihm zu gelangen.
    Dann hatte ich den richtigen Einfall, und ich wusste, dass es eilig war. Deshalb setzte ich das Blaulicht mit der angeschlossenen Sirene auf das Dach. Es gab hier zwar nicht viele Autos, die mir ausweichen mussten, aber ich wollte schon alles getan haben.
    Lilian Block ging es nicht gut. Einige Male konzentrierte ich mich etwas länger auf sie, dann sah ich, wie fertig diese Frau war, die gekrümmt auf dem Sitz hockte und beide Hände gegen den Körper gedrückt hielt, um das Blut aus der Wunde zu stoppen. Ob sie das schaffen würde, stand in den Sternen.
    Trotzdem sprach ich sie an. Sie sollte wenigstens meine Stimme hören.
    Es konnte sein, dass ihr das etwas Auftrieb oder neuen Lebensmut gab. Jedenfalls wollte ich nichts unversucht lassen, ihr Leben zu retten und sie so schnell wie möglich in die nächste Klinik fahren. Zum Glück hatten wir Nacht, und es herrschte wenig Verkehr.
    So manche Kurve nahm ich halsbrecherisch, dann musste ich mit dem Tempo herab, weil ich in eine Gegend kam, in der auch in der Nacht mehr Autos fuhren.
    Aber es klappte, und als ich den Turm des Krankenhauses auf einem kleinen Hügel sah, fiel mir ein Stein vom Herzen. Auch deshalb, weil Lilian Block noch lebte, was ich zu hören bekam, denn sie murmelte immer wieder etwas vor sich hin.
    Das Licht rotierte auf dem Dach, die Sirene wimmerte, als ich die Auffahrt erreichte, die zum Eingang des Krankenhauses führte. Es war nicht der für das Publikum, hier wurden die schweren Fälle direkt angeliefert.
    Man erwartete mich bereits. Ich bremste ab, sprang aus dem Wagen und konnte kaum so schnell reden, wie ich erklären wollte. Ich zeigte meinen Ausweis, dann schaute ich zu, wie Lilian aus dem Wagen geholt und auf eine Trage gelegt wurde.
    Die Schöße des Mantels waren zur Seite gefallen. Für einen Moment war mein Blick auf den Körper frei, und das viele Blut, das ich sah, erschreckte mich. Konnte sie mit dieser tiefen Wunde überhaupt überleben?
    Ich war davon überzeugt, dass die Ärzte ihr Bestes tun würden. Sie schickten mich weg, und ich musste auch mit dem Rover woanders hinfahren, um nicht im Weg zu stehen. So fuhr ich auf den offiziellen Parkplatz, blieb dort und holte mein Handy hervor, um einen Anruf bei den Conollys zu starten.
    Bill hob ab.
    »Ich bin es nur.«
    »Okay, John. Alles in Butter?«
    »Nein.«
    »Wieso? Was ist...«
    »Es ist schlecht gelaufen, Bill.«
    »Was denn?«
    »Hör zu, ich erkläre dir alles.«
    Das Versprechen hielt ich und Bill riss sich zusammen. Er hörte zu, ohne mich groß zu unterbrechen, gab nur ab und zu ein paar

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