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1754 - Phantome auf Schimos

Titel: 1754 - Phantome auf Schimos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zu haben.
    Gehe nicht darauf ein, und verliere nicht die Geduld! Gehe einen Schritt zurück, beobachte und warte wie ein guter Jäger.
    Genau wie bei der Jagd hast du nur eine Gelegenheit und ein Ziel, und das mußt du mit einem Schuß treffen. Dabei spielt es keine Rolle, wie groß und mächtig dein Gegner ist. Wenn du ihn mitten in den Lebensnerv triffst, fällt er genauso schnell und leicht wie ein kleines, schwaches Opfer.
    Alles andere ist eines Sydorriers nicht würdig.
    „Du wirst mich dennoch informieren müssen, damit ich dem Fürsten Bericht erstatten kann", verlangte Kamhele. „Ich möchte ihn nicht beunruhigen."
    Der Kanzler blieb stehen und sah zu ihr zurück. „Keine Sorge, diese Pflicht kann auch ich erfüllen - sobald dies hier endlich beendet ist", schnappte er und ging schnell weiter.
    Die Antwort zeigte der Ratgeberin, daß Ebbiddim dieselben Befürchtungen hegte wie sie: Wenn sie dem Fürsten Bericht erstattete, konnte sie die Tatsachen verdrehen und sich als Heldin darstellen.
    Sie wußte, daß Ebbiddim ihr dasselbe Verhalten wie eines Hamamesch unterstellte und nicht daran glaubte, daß Sydorrier ganz anders handelten, dachten und fühlten.
    Heuchelei und Lügen waren den Sydorriern ebenso fremd wie für die Hamamesch der Gedanke, den Handel für immer aufzugeben, die Grenzen zwischen den Oktanten aufzuheben und ein Leben als einfache Siedler zu beginnen. Aber es hatte keinen Sinn, Ebbiddim davon überzeugen zu wollen. Das mußte er selbst erkennen und glauben; alles andere würde er als geschickte Taktik ansehen.
    Als Kamhele sich umdrehte, stutzte sie kurz. Ihr Blick tastete angestrengt die gegenüberliegende Wand und die Decke ab. Für einen kurzen Moment hatte sie sich eingebildet, ein Flimmern gesehen zu haben, eine Verschiebung der Perspektive ...
    Sie schloß die Augen und konzentrierte sich auf ihren empfindlichen Tast- und Geruchssinn, indem sie den langen Röhrenmund so weit wie möglich hochreckte und den Kopf langsam hin und her pendelte. Sie bot in dieser Haltung wahrscheinlich einen grotesken Anblick für die Hamamesch, aber das war ihr in diesem Moment gleichgültig.
    Nach einer Weile öffnete sie die Augen wieder, als wäre nichts geschehen, und machte sich auf den Weg zu ihren Räumen.
     
    *
     
    Kanzler Ebbiddim hatte die Jagd nun vollends eröffnet; der gesamte Palast befand sich in Aufruhr, als stünde ein Krieg bevor. Nachdem das Phantom angeblich gestellt worden war, erreichte Ebbiddim jedoch die Botschaft, daß der Unsichtbare sich in Luft aufgelöst hätte. Gleich darauf kam eine Meldung aus einem anderen Sektor, daß das Phantom aufgespürt worden sei.
    Der Kanzler ließ daraufhin sämtliche Funkkanäle öffnen, so daß jeder alles mitverfolgen und entsprechend wachsam sein konnte. Der fürstliche Berater hielt es wohl nicht für sinnvoll, das Phantom in Sicherheit zu wiegen und im entscheidenden Moment zuzuschlagen. Die Abstände zwischen Verschwinden und erneuter Sichtung wurden immer kürzer. Er wollte es hetzen, außer Atem bringen, in die Enge treiben und schließlich stellen.
    Kamhele ging nicht davon aus, daß er mit dieser Methode Erfolg haben würde; allerdings mußte sie einräumen, daß sie selbst mit ihrem vorsichtigen Vorgehen auch nichts erreicht hatte. Ihr war inzwischen klargeworden, daß dieses Phantom wahrscheinlich mit keiner konventionellen Methode zu fassen war; dazu war es zu überlegen. Auch wenn es nicht durch Wände gehen konnte, blieb es doch unsichtbar und war in der Lage, unheimlich schnell den Standort zu wechseln.
    Die Sydorrierin war sicher, daß Ebbiddim keine Chance hatte. Sie hatte von Anfang an Notiz von allen noch so unbedeutend erscheinenden Vorfällen genommen und analysiert; inzwischen hatte sie eine ziemlich genaue Vorstellung von der Strategie und dem Verhalten des Unsichtbaren.
    Gleichzeitig erhärtete sich ihre Vermutung, um wen es sich dabei handelte. Dann aber mußten ganz andere Maßstäbe angesetzt werden.
    Es mußte ein neuer Weg eingeschlagen werden; das wollte sie Ebbiddim nicht unbedingt vor Augen halten.
    Denn eine Möglichkeit stand ihr selbst noch offen, wie sie glaubte. Nachdem Jeschdean Schimos verlassen hatte, konzentrierte sich der Unsichtbare vielleicht auf sie. Und dies gab ihr hoffentlich endlich die Gelegenheit zu erfahren, ob sie mit ihrem Verdacht recht hatte.
    Nachdem Kamhele in ihren Wohnräumen angekommen war, verschloß sie den Zugang, damit Ebbiddim nicht einfach hereinplatzen konnte, und öffnete

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