1754 - Phantome auf Schimos
auf der anderen Seite die großen Türflügel zum üppig bepflanzten blühenden Palastgarten. Warme, nach Blumen duftende Luft strömte herein und spielte mit den Falten ihrer seidigen, leichten Gewänder.
Auf der anderen Seite, in einem Wandelgang, konnte sie einige junge Hamamesch erkennen, die sich begeistert an der „Jagd" beteiligten.
Ein guter Augenblick für einen Ruhetanz. Obwohl Kamhele nicht viel Schlaf brauchte, machten sich doch die Anstrengungen der letzten Tage allmählich bemerkbar; sie hatte immer nur ganz kurze Tiefschlafperioden genossen, ohne Ruhetänze.
Aber sie sollte keine Gelegenheit dazu bekommen.
„Kein schlechter Trick", erklang eine nunmehr schon wohlbekannte Stimme, nicht weit von ihr entfernt.
Kamhele wußte sofort, worauf der Unsichtbare anspielte - auf Jeschdeans List und anschließende Flucht.
„Es wundert mich, daß du so leicht darauf hereingefallen bist, denn bisher hielt ich Wesen deiner Art für recht intelligent", sagte sie betont langsam und deutlich, damit sie gut verstanden wurde.
„Ich nehme an, deine Freunde treiben mit Kanzler Ebbiddim und seiner Garde weiterhin Schabernack, während du mich hier in die Mangel nehmen sollst."
„Ja, sie sind ...", begann der Unsichtbare, dann verstummte er.
Nicht nur, daß er Kamheles Worte verstanden hatte, sie konnte augenscheinlich auch ihn verstehen. Und dabei hatte keiner der beiden Hamsch gesprochen.
Ein Moment der Stille verging, in dem die Sydorrierin ruhig stehenblieb und wartete. Dann sah sie, wie die Luft vor ihr flimmerte, und gleich darauf stand ein Wesen, das sie nie zuvor gesehen hatte, in einer schlichten lindgrünen Kombination vor ihr.
Dieses Wesen war sehr viel kleiner als sie: Seine Gestalt war mit den zwei Beinen, zwei Armen und den Proportionen ihrer eigenen Körperform oder der eines Hamamesch nicht allzu unähnlich.
Aber seine Kopfform und vor allem das Gesicht war mit nichts zu vergleichen, was Kamhele kannte.
„Woher weißt du, daß wir mehrere sind?" fragte das seltsame fremde Wesen, und Kamhele hörte deutlich die Verwirrung aus seiner Stimme heraus. Es benutzte Weiterhin seine Heimatsprache.
„Und wieso kannst du Interkosmo?"
Die Sydorrierin wölbte den Hals nach unten, um den Größenunterschied zwischen ihnen etwas zu verringern.
„Ich weiß einiges über die Galaktiker", antwortete sie.
5.
Rückblende: TANKSET, Juni 1220 NGZ Homer G. Adams war sich oft über das bewußt, was er tat.
Der äußerlich eher unscheinbare, schmächtige kleine Mann, ausgestattet mit einem bewundernswert scharfen und logischen Verstand, der sich normalerweise durch keinerlei Emotionen beeinflussen ließ, war zu einem Imprint-Outlaw geworden.
Er hatte eine kleine Raumflotte zusammengestellt und war auf der verzweifelten Suche nach den Waren, die für sein glückliches und zufriedenes Leben sorgen sollten. Er war unrettbar abhängig vom Zauber der Waren, für die er alles tun würde.
Nein, vielleicht nicht alles. Homer wußte genau, daß er niemanden dafür töten würde, was er von all den anderen nicht mit hundertprozentiger Sicherheit behaupten konnte. Aber er wußte ebenso, daß er niemals ein normaler Mensch werden würde, solange er die Imprint-Waren nicht fand.
Das war der schlimmste Gedanke von allen: nicht mehr Herr seiner selbst zu sein.
Glücklicherweise hatte Adams seinen Verstand noch nicht ganz verloren; gemessen an seinem Zustand, handelte er weitgehend vernünftig. Die Besatzung der TANKSET hatte er sorgfältig ausgesucht; alle hatten jahrelange Raumerfahrung und sich selbst einigermaßen unter Kontrolle, so daß sie zur Kooperation bereit waren. Auch die Aussicht, bald neue Imprint-Waren zu erhalten, förderte diesen Zusammenhalt.
Anfang Juni 1220 NGZ hatte die Flotte der Imprint-Outlaws Hirdobaan, die Heimatgalaxis der sich selbst Hamamesch nennenden Händler, erreicht. Damit, so hatten die Süchtigen geglaubt, würden alle Probleme bald ihr positives Ende finden. Sie waren so voller Zuversicht gewesen, daß sogar die Zwistigkeiten untereinander merklich abgenommen hatten.
Diese Zuversicht wurde jedoch schnell enttäuscht, als Adams und seine Gefährten feststellen mußten, daß die Hamamesch keine Imprint-Waren beschaffen konnten. Nicht nur das, sie bestritten sogar, überhaupt etwas von deren Existenz zu wissen.
Die Imprint-Outlaws weigerten sich, das zu glauben. Sie durchstöberten alle Stationen und Schiffe, die sie aufbringen konnten, um die sehnsüchtig erhofften Waren zu
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