1758 - Zombieland
Zombies haben gewonnen. Verstehst du?«
»Wie gewonnen?«
»Ja, gewonnen. Sie haben sich nicht an der langen Leine führen lassen. Sie sind die großen Gewinner. Ich glaube, dass dieser Typ der einzige normale Mensch ist, der hier noch lebt. Den anderen haben wir ja getötet.«
Ich hob die Hand und schüttelte den Kopf. »Moment mal. Was heißt das, der einzige normale Mensch?«
»So wie ich es sagte.«
»Und was ist mit den anderen Menschen, die hier mit den Zombies zusammen lebten?«
»Tot, John, tot...«
Ich sagte nichts mehr. Auch Suko hielt den Mund. Er blies die Wangen auf und bekam große Augen. Dann ließ er die Luft wieder über seine Lippen strömen.
»Ähm – wirklich?«
»Ja, das hat der Typ gesagt. Er ist Russe. Ich habe ihn nach seinem Chef gefragt, und er hat von einer Chefin gesprochen. Den Rest kannst du dir denken.«
»Nein, kann ich nicht.«
»Und ich auch nicht«, sagte Suko.
»Das ist ganz einfach. Rasputins Leute oder Chandras Vasallen haben sich verrechnet. Sie dachten, Macht über die Zombies zu haben. Das war ein Irrtum. Sie hatten keine Macht. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Ja, so ist das.«
»Gut, wenn das so ist, müssen wir umdenken«, sagte Suko. »Wo finden wir sie jetzt?«
»Das kann ich euch nicht genau sagen. Eigentlich überall.«
»In der Stadt?«, fragte ich schnell.
»Hoffentlich nicht. Auf dem Gelände hier ist schließlich Platz genug.«
Suko deutete auf das Haus. »Ich denke, dass wir uns dort mal umschauen sollten.«
»Wir würden Leichen finden.«
»Ich weiß, Karina, aber das will ich mit eigenen Augen sehen. Sonst glaube ich hier nichts. Wir sollten auch ein Auge auf den Typ haben.« Suko deutet mit dem Kinn hin. »Hat er auch einen Namen?«
»Ja, er heißt Pjotr.«
»Okay.«
Uns hielt nichts mehr davon ab, das Haus zu betreten.
Pjotr nahmen wir mit. Er war noch immer bleich und schien nicht gehen zu wollen. Jedenfalls machte er nur kleine Schritte, dabei hielt er den Kopf gesenkt, sprach mit sich selbst, und es rann Speichel über seine Unterlippe.
Karina hielt sich in seiner Nähe auf, während Suko die Spitze übernommen hatte. Er ging die beiden Stufen hoch und hielt an der Tür an, die noch offen war. Hineinschauen konnte er nicht, dazu war der Spalt nicht breit genug.
Ich wartete an der Treppe. Da ich sah, dass Suko lauschte, fragte ich ihn: »Hörst du was?«
»Nein, überhaupt nichts. Totenstille. Passt irgendwie.« Er lachte kehlig.
Es war eine vertrackte Lage. Hier war etwas passiert, womit wohl keiner gerechnet hatte. Es war etwas umgedreht worden. Die Erben Rasputins hatten es geschafft, sich mit Zombies zu umgeben. Lebende Leichen, die für sie arbeiteten und voll und ganz auf ihrer Seite standen. Da hatten sie sich geirrt. Die Zombies waren ihren eigenen Weg gegangen und hatten das getan, wofür sie geschaffen worden waren. Sie hatten eiskalt getötet.
Und das würden wir zu sehen bekommen. Aber nicht die eigentlichen Mörder. Genau darauf kam es uns an. Wir fragten uns, wo sie steckten, und wenn wir aufeinander trafen, würde es eine brutale Angelegenheit werden.
Ich sah, dass Suko die Tür so weit aufstieß, dass er das Haus betreten konnte. Er schob sich über die Schwelle, und ich folgte ihm. Hinter mir sagte Karina Grischin etwas. Ich verstand ihre Worte nicht. Pjotr gab mit Zitterstimme eine Antwort.
Ich sah Suko einige Schritte von mir entfernt. Er hatte das Licht eingeschaltet. Die Lampen an der Decke streuten ihre Helligkeit gegen den Boden, wo sie einen matten Glanz hinterließen. Von Leichen sahen wir nichts, aber ich hatte einen irgendwie fremdartigen Geruch in der Nase, der durch den Flur wehte und nicht in die Normalität passte. Ich konnte ihn nicht identifizieren, er war mir einfach nur unangenehm.
Suko stand noch immer vor mir. Er drückte die erste Tür in seiner Nähe auf, warf einen Blick in das dahinter liegende Zimmer, und trat schnell wieder zurück. Er drehte sich so, dass er mich anschauen konnte.
»Und?«, fragte ich.
»Sieh selbst nach.«
Das tat ich. Ich machte mich auf ein schlimmes Bild gefasst und erhielt gleich darauf die Bestätigung. Der Mann lag auf dem Boden. Von seinem eigentlichen Kopf war nicht mehr viel zu sehen. Harte Schläge hatten ihn deformiert.
Als ich mich umdrehte, stand Karina neben mir. Auch sie wollte einen Blick hineinwerfen. Es ging alles sehr schnell. Sie brauchte nicht mal drei Sekunden, dann war auch bei ihr alles klar. Sie wandte sich wieder um und stand vor
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