1758 - Zombieland
Atmen war auch nicht normal. Es ging schnell und hektisch, und es verging Zeit, bis er sich wieder erholt hatte.
Dann wurde es besser.
Aber er spürte seine Wunde wieder. Sie strahlte Schmerzen ab, und sie nässte, das spürte er, als er hinfasste. Seine Fingerkuppen waren nass geworden, über seine Lippen drangen leise Flüche. Jetzt kam ihm die Zeit noch länger vor. Er versuchte sich abzulenken und nicht mehr an sein Schicksal zu denken, aber er schaffte es nicht. Sein Unterbewusstsein schien ihm immer wieder Botschaften zu schicken.
Und eine bestand aus einem Geräusch!
Es war laut gewesen und es war von draußen gekommen.
Sofort flutete das Adrenalin durch seinen Körper. Es wurde zu einer Hoffnung, denn jetzt wollte er darauf setzen, dass die anderen kamen und ihn aus dem Wagen zogen.
Waren sie schon da?
Er lauschte. Er konzentrierte sich. Er dachte an nichts anderes mehr. Er wollte wissen, ob er sich nicht geirrt hatte, und tatsächlich wiederholte sich das Geräusch.
Draußen...
Micha hob den Kopf an. Er lag so, dass sein Gesicht der Rückseite des Transporters zugewandt war. Die Türen waren geschlossen, aber dahinter hatte er die Geräusche gehört, die sich jetzt wiederholten und deutlicher wurden.
Micha kannte sie. Da musste er nicht erst groß raten. Er bekam sehr genau mit, dass da jemand durch den Schnee ging. Da konnte niemand leise sein, denn bei jedem Tritt brach die leicht vereiste Oberfläche zusammen.
Das Geräusch hatte sich verstärkt. Micha wusste, dass es keine Einbildung gewesen war und ihm die Fantasie und der Wunsch einen Streich gespielt hatten.
Und dann kam noch etwas hinzu. Micha hatte genau hingehört und wusste, dass das Geräusch nicht nur von einer Person stammte. Es waren mehrere.
Sie gingen weiter und sie kamen näher. Ihr Ziel war die Rückseite des Lieferwagens.
Wäre er nicht verletzt gewesen, er hätte den Atem angehalten. Um ihn herum war es dunkel. Er ahnte die beiden Türhälften schon, denn dort war so etwas wie ein hellerer Schimmer zu sehen. Der würde sich bald verändern, daran glaubte er fest, als die Geräusche verstummt waren.
Jetzt musste gleich die Tür geöffnet werden. Er wollte etwas sagen oder rufen, aber das schaffte er nicht. Ihm war ein schrecklicher Gedanke gekommen. Bisher hatte er daran gedacht, dass draußen seine Retter standen. Was war, wenn er sich geirrt hatte?
Plötzlich überkam ihn das Gefühl einer schlimmen Angst. Er glaubte, zerdrückt zu werden. Obwohl er lag, erfasste ihn ein Schwindel. Dann schlug jemand von außen gegen die Tür. Er hörte einen Laut, ähnlich wie ein Lachen, und wusste, dass es von keinem seiner neuen Verbündeten stammte. Das hatte eine andere Person abgegeben.
Wurde die Tür geöffnet?
Ja, das wurde sie.
Es geschah so plötzlich, dass er davon überrascht wurde. Beide Hälften wurden weit aufgerissen, und Micha hatte freie Sicht.
Wäre er völlig normal gewesen, er hätte alles schneller einordnen können, so aber hatte er den Kopf ein wenig angehoben und die Augen weit aufgerissen.
Dann sah er es.
Diejenigen, die die Tür geöffnet hatten, waren nicht seine neuen Verbündeten. Er hatte es hier mit den lebenden Toten, den mörderischen Zombies, zu tun...
***
Der Anblick hatte Micha geschockt. Er konnte sich nicht bewegen und wünschte sich, dass dieses Bild nur ein Traum war.
Leider nicht.
Sie waren zu dritt.
Sie glotzten auf die Ladefläche. Und sie brauchten auch kein Licht.
Sie schienen im Dunkeln sehen zu können, aber das war jetzt nicht weiter von Interesse.
Micha dachte daran, warum sie ihn gesucht hatten. Da gab es nur einen Grund. Zombies waren keine Gestalten, die man zu einer Feier einlud, höchstens zu einer Beerdigung. Sie wollten den Tod. Sie waren gnadenlos und grauenhaft. Menschen waren für sie nur Nahrung. Und so musste sich auch Micha sehen.
Noch taten sie ihm nichts. Sie starrten nur auf die Ladefläche. Trotz der Dunkelheit waren ihre Gesichter zu sehen. Sie glichen bleichen Flecken, die in der Luft schwebten. Ihre Augen waren leer, aber sie wussten schon noch, was sie wollten.
Sie stemmten sich am hinteren Rand der Ladefläche ab und drückten ihre Körper in die Höhe.
Jetzt war Micha klar, was sie von ihm wollten. Ihn nicht am Leben lassen. Sie würden ihn töten, erschlagen, erstechen, erwürgen, zertrampeln, wie auch immer.
So tollpatschig sie sich oft bewegten, das schien nur Tarnung zu sein, denn sie brauchten keinen zweiten Anlauf, um das neue Ziel zu
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