1761 - Blutschwert aus der Hölle
nachzudenken. »Nein, das stand da nicht. Ich hätte es auch nicht vergessen, darauf kannst du dich verlassen.«
»Klar.«
»Jedenfalls ist es gestohlen worden«, erklärte Glenda. »Und ihr seid sicher, dass es ein Fall für euch ist?«
Ich hob die Schultern. »Sicher sind wir nicht. Das war sich Tanner auch nicht. Er hatte es nur im Gefühl, uns Bescheid geben zu müssen. Wir haken ja auch nicht offiziell nach und bleiben immer schön in Deckung. Das ist so abgemacht.«
»Dann wäre der Mann wichtig, dem die Waffe gestohlen worden ist.«
»Ja, Glenda.«
»Das schaffe ich.«
»Wunderbar. Und ich trinke inzwischen einen Kaffee, wenn du nichts dagegen hast.«
»Habe ich nicht, er ist nur nicht so frisch.«
»Egal, er schmeckt mir sicher.«
Sie lachte und ich schmunzelte, als ich zum Büro ging, das Suko und ich uns teilten. Glenda Perkins war sehr friedlich gewesen. Sie hatte keine spitzen Bemerkungen über uns gemacht und wir auch nicht über ihr Outfit. Suko lächelte mich an. »Du hast dich irgendwie festgebissen, Alter.«
»Du nicht?«
»Nein.«
»Hör auf zu lügen. Du bist wild darauf, die Wahrheit zu erfahren.« Ich trank meine Tasse leer. Mit der Qualität des Kaffees konnte ich zufrieden sein.
»Stimmt. Mittlerweile hat mich das Jagdfieber gepackt. Ich habe das Gefühl, dass wir in ein Wespennest gestochen haben und einige Tiere aufgeschreckt worden sind.«
»Das kann stimmen.«
Wir konnten nur hoffen, dass Glenda einen Erfolg erzielte. Sie war die richtige Frau für den Computer, ihn zu gebrauchen stachelte sie regelrecht an.
Wir blieben noch ruhig. Alles, was wir unternahmen, glich einem Versuchsballon. Wenn wir nicht weiterkamen, mussten wir abbrechen und Tanner alles überlassen.
Aus dem Nebenzimmer hörten wir das Pfeifen. Suko hob seinen linken Arm.
»Aha, sie scheint fündig geworden zu sein.«
»Glaube ich auch.«
Ich hatte das letzte Wort noch nicht ganz ausgesprochen, da erschien Glenda bei uns.
»Ich habe einen Clark Higgins gefunden«, sagte sie, »und ich bin noch einen Schritt weiter gegangen. Ich weiß jetzt, wo er wohnt.« Die Adresse hatte sie auf einen Zettel geschrieben. »Ich habe mich mal schlau gemacht. Er muss direkt neben einer Kirche wohnen.«
»Wie praktisch. Fast wie ein Haus neben dem Friedhof zu haben.«
»Da ziehe ich die Kirche vor, John.«
»Alles klar. Du bist mal wieder super gewesen.«
»Hast du mich schon jemals anders erlebt?«
Ich öffnete den Mund, um eine Antwort zu geben, hörte aber Glendas Warnung.
»Sag jetzt nur nichts Falsches.«
»Nein, nein, keine Sorge. Ich könnte gar nichts Falsches sagen.«
»Das will ich hoffen.« Sie änderte das Thema. »Wollt ihr euch reinhängen, wie man so schön sagt?«
»Ja, das hatten wir vor. Aber piano«, meinte Suko und lächelte von Ohr zu Ohr.
»Dir traue ich das zu, Suko.«
»Und mir nicht?«
»Nein, John, du bist dann eher der Elefant im Porzellanladen.«
Ich musste lachen. Es kam aus dem tiefsten Herzen, und Glenda wollte wissen, was mich so erheiterte.
»Der Elefant«, erklärte ich.
»Und wieso?«, fuhr sie mich an.
»Weil er doch einen langen Rüssel hat und...«
»Haaaa...« Ihr Schrei unterbrach mich, denn auch sie hatte verstanden.
Ich musste zusehen, dass ich schneller war als die Gegenstände, die sie mir nachwerfen konnte. Das schaffte ich, und Suko passierte auch nichts.
Im Flur stieß er mich an. »Das war die alte Glenda. Sie hat noch immer nichts verlernt.«
»Ja, und das wird auch so bleiben, hoffe ich...«
***
An diesem Tag hielt Clark Higgins das kleine Museum geschlossen. Er hätte auch nicht hinzufahren brauchen, aber die Polizei wollte es so, man hatte noch einige Fragen an ihn.
Er fühlte sich gut. Er befand sich in seiner Umgebung, er brauchte nicht aufs Revier, um dort vernommen zu werden, man würde zu ihm kommen, und er war gespannt, was genau man von ihm wollte.
Er wartete in einem kleinen Vorzimmer, schaute auf die schmutzigen Scheiben. Eine genaue Uhrzeit war nicht abgesprochen worden. Es hieß nur, dass er sich zur Verfügung halten sollte, was er auch tat. Die Zeit wurde ihm nicht lang. Er arbeitete einige Papiere durch und hatte beinahe vergessen, mit wem er verabredet gewesen war. Die alte Glocke über der Tür brachte da wieder die Erinnerung.
Von seinem kleinen Schreibtisch ging er weg und auf die Haustür zu. Als er sie öffnete, sah er sich einem Mann gegenüber, den er schon gesehen hatte. Es war der Graue, wie er ihn heimlich getauft
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