1762 - Monsterliebe
Reisetasche.
Er hieb noch mit der flachen Hand gegen die hölzerne Rückwand.
Ein anderer Laut klang auf. Er hörte sich so hohl an. Als gäbe es hinter der Rückwand so etwas wie einen Zugang.
Godwin war gewarnt und neugierig geworden. Er ging in die Knie, tastete auch den Boden mit seinen Handflächen ab und entdeckte so etwas wie einen vorstehenden Knubbel.
Er fasste zu.
Dann zog er daran.
Ein leises Schaben erklang. Das war auch alles, denn wenig später hob Godwin so etwas wie einen Deckel an.
Noch schaute er nicht richtig hin. Er legte zunächst die Klappe so leise wie möglich zu Boden, dann beugte er den Kopf nach vorn und schaute in die Tiefe.
Es gab einen Schacht, einen Gang, der nach unten führte, aber Godwin wusste nicht, wo er endete, denn das war nicht zu erkennen, weil das Dämmerlicht in der Tiefe verschwand. Ob in einem Keller oder weiter oben, auch das war nicht zu sehen.
Aber er war irgendwie froh, diesen Zugang entdeckt zu haben. Warum gab es so etwas in diesem Haus? Hatte jemand etwas zu verbergen? Wollte er geheime Gänge benutzen, um irgendetwas auszuspionieren?
Es war alles möglich. Es konnte auch ganz normal sein, aber geheimen Gänge waren dem Templer schon immer suspekt gewesen.
Er dachte an das Geräusch, das ihm aufgefallen war. Es war ja hier aus dem Schrank gekommen und konnte seine Ursache möglicherweise in der Tiefe haben, wo der Gang oder Schacht zu Ende war.
Hinunterklettern.
Er dachte schon daran, aber er wollte auch wissen, woran er war.
Finster war der Schacht nicht, es gab schon etwas Licht, das seine Quelle ziemlich weit unten hatte, sodass nur schlecht etwas zu erkennen war.
Er wollte es aber sehen. Deshalb verließ er den Schrank und holte die handliche Taschenlampe aus der Reisetasche.
Er tauchte wieder ein in den Schrank. Schon seit einiger Zeit hatte er den wahren Grund des Besuchs zurückgestellt, jetzt ging es um etwas anderes. Er glaubte, dass er etwas Wichtiges entdeckt hatte, und machte sich an die Arbeit.
Zunächst leuchtete er vorsichtig in den Schacht hinein, er wollte auf keinen Fall durch irgendetwas auffallen, man sollte ihn nicht sehen können. Er war zudem davon überzeugt, dass das Geräusch, das ihn aufmerksam gemacht hatte, aus diesem Schacht nach oben gedrungen war.
Er entdeckte eine schmale Leiter. Die Sprossen sahen sogar recht stabil aus.
Er sah das Ende. Es war ein Stück Boden. Wohin der Weg von dort führte, war nicht zu erkennen. Jedenfalls endete der Schacht nicht im Keller. Das wusste Godwin, und jetzt dachte er darüber nach, ob er mit dem Wissen etwas anfangen konnte.
Wahrscheinlich nicht. Den Grund für diesen Schacht kannte er nicht, aber in alten Häusern wie diesem fand man des Öfteren geheime Gänge.
Er wartete noch, lauschte, denn er hatte das erste Geräusch nicht vergessen.
Es war nichts Verdächtiges zu hören. Godwin spielte schon mit dem Gedanken, sich wieder in das Zimmer zurückzuziehen, als er erneut etwas hörte.
Diesmal fand er schnell heraus, um was es sich handelte. Das Lachen der Frau war nicht zu überhören gewesen. Und es war aus der Tiefe gekommen. Der Templer kniete neben der Öffnung und ließ seine Gedanken kreisen.
War es wirklich gut, wenn er durch den Schacht nach unten ging? Es gab noch eine zweite Möglichkeit. Er kümmerte sich nicht darum.
Ja oder nein?
Godwin entschied sich für die erste Möglichkeit. Er dachte wieder an das Frauenlachen und stellte sich die Frage, wer es wohl ausgestoßen hatte.
Es konnte durchaus sein, dass das Lachen von dieser Alva stammte.
Noch einmal schaute er sich die Sprossen an. Er war sich sicher, dass sie nicht brechen würden.
Der Templer bewegte sich geschickt. Breit war der Schacht nicht. Godwin passte soeben hinein. Auf den Sprossen fand er alles andere als einen guten Halt. Seine Füße berührten oft nur mit der Spitze das kalte Metall.
Er kam immer weiter.
Der Atem zischte aus seinem Mund. Er hoffte, dass man ihn nicht hörte. Aber er fragte sich auch, wo er landen würde.
Wieder in einem Schrank oder in einem Raum, durch den er wieder in die Freiheit gelangte?
Die letzten Sprossen musste er noch hinter sich bringen, dann hatte er es geschafft und stand auf einem weiteren Untergrund. Die Lampe schaltete er aus, sodass er jetzt sah, woher dieses schwache Licht kam, das ihm schon oben aufgefallen war.
Es stammte von einer Lampe, die über seinem Kopf hing. Viel sah er nicht, aber er wusste ungefähr, wo er sich befand. In einem schmalen
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