1762 - Monsterliebe
nicht weg?
Dem Templer kamen plötzlich Zweifel. Er trat vom Bett weg.
Zwischen dem Himmelbett und der Tür gab es so etwas wie eine spanische Wand. Sie war ein wenig durchsichtig, und er entdeckte dahinter einen schattenhaften Umriss.
Also doch. Es war jemand da.
Der Templer lächelte. Er ging nicht auf die Wand zu und schob sie auch nicht zur Seite. Dafür sprach er die dahinter stehende Person an.
»Okay, ich weiß, dass Sie hinter der Wand stehen. Am besten wäre es, wenn Sie vorkommen, damit wir uns unterhalten können.«
»Das hättest du wohl gern, wie?«
»Ja, sonst hätte ich es nicht gesagt. Ich will wissen, was hier gespielt wird.«
»Verschwinde. Du hast hier nichts zu suchen.«
»Und ich dachte, ich wäre Gast in diesem Haus.«
»Das bist du auch, aber du solltest dich um andere Dinge kümmern, das ist besser für dich.«
»Um welche denn?«
»Das wird dir der Professor schon sagen.«
»Aha, du kennst ihn.«
»Ja.«
»Und wer bist du?«
»Ich hasse es, wenn man so neugierig ist. Hast du verstanden?«
»Ich fürchte ja. Aber ich möchte eine Erklärung haben, und die werde ich mir holen. Wenn du dich nicht zeigen willst, komme ich zu dir.«
»Du kannst dort bleiben.« Nach dieser Antwort wurde die spanische Wand ein kleines Stück zur Seite geschoben.
Die Frau war jetzt gut zu sehen.
Und es hätte wohl kaum einen Menschen gegeben, der weggeschaut hätte. Bis auf die beiden hochhackigen silbernen Schuhe war sie nackt...
***
Es gab nichts mehr zu tun. So hatte Suko die Konsequenzen gezogen und war nach Hause gefahren. Er hatte mich mitnehmen wollen, aber ich blieb noch im Büro und machte nicht eben den Eindruck, als würde ich zum Karneval gehen. Mein Gesicht hatte schon einen sehr nachdenklichen Ausdruck angenommen. Dabei hatte ich meine Beine ausgestreckt und die Füße auf den Rand meines Schreibtischs gelegt.
Glenda Perkins war im Haus unterwegs, um irgendetwas zu erledigen, und ich hockte allein im Büro, wobei ich nicht wusste, was ich machen sollte. Es gibt eben Tage, da fühlt man sich unsicher oder von jeder Entscheidungsfreude verlassen.
So erging es mir. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Ich hockte an meinem Schreibtisch und war unzufrieden mit mir. Irgendwas machte ich falsch oder hatte ich falsch gemacht. Hätte ich anders reagieren sollen, nachdem ich mich von meinem Freund Godwin getrennt hatte? Ich hatte ihn allein fahren lassen, und jetzt fragte ich mich, ob das nicht ein Fehler gewesen war. Ich hätte mit ihm fahren können, aber das hatte er nicht gewollt. Außerdem ging es ihm nicht so schlecht, wie ich vom Telefonat her wusste.
Was tun?
Ich blieb sitzen. Dabei schaute ich durch das Fenster und sah, dass die Wintersonne verschwunden war. Wolkenschleier hatten sich vor sie gelegt.
Dann kehrte Glenda zurück. Ich hörte, dass sie an der zweiten Tür war, sie pfiff vor sich hin und setzte sich an ihren Schreibtisch. Mich hatte sie wohl nicht auf ihrer Rechnung, sonst hätte sie nach mir gesehen.
Ich nahm die Beine vom Schreibtisch und stand auf.
Mit langen Schritten überwand ich die Entfernung bis zur Tür und schob mich ins Vorzimmer hinein.
Das hatte Glenda Perkins gehört. Sie drehte den Kopf und schaute mich etwas überrascht an.
»Du bist noch hier, John?«
Ich blieb am Türpfosten gelehnt stehen. »Wie du siehst. Ich kann einfach nicht anders.«
»Was ist denn los?«
»Das mit Godwin gefällt mir nicht. Aber es liegt wohl einzig und allein an mir.«
Sie schüttelte den Kopf und fragte: »Wieso liegt es an dir?«
»Ich hätte Godwin nicht allein fahren lassen sollen.«
Glenda schaute mich an, als hätte ich nicht alle Tassen mehr im Schrank.
Dann sagte sie: »Wie alt ist Godwin?«
»Trotzdem...«
»Hat er dich darum gebeten?«
»Nein.«
»Dann hast du also richtig gehandelt«, sagte sie. »Godwin ist kein Kind mehr und ebenso erwachsen wie du. Muss man dir das noch extra unter die Nase reiben?«
»Natürlich nicht.«
»Dann verscheuche auch deine komischen Gedanken.«
Glenda hatte gut reden, aber sie hatte recht. Nur drehten sich in meinem Kopf die Gedanken. Ich kam mir vor wie jemand, der einen Fehler begangen hatte.
Das merkte auch Glenda. »Du bist nicht zufrieden«, stellte sie fest.
»So ist es. Ich kann nicht ruhig sein. Ich muss immer an Godwin denken. Er ist in die Hölle gegangen. So sehe ich das zumindest.«
»Und wie kommst du darauf? Welche Beweise hast du?«
»Keine, das ist ja mein Problem. Ich mache mir
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