1762 - Monsterliebe
soll.«
»Meinetwegen bist du nicht hier, das kann ich dir bestätigen. Ich weiß sehr viel, und das, was ich weiß, trifft auch immer zu.«
»Aha. Dann bist du eine Wahrsagerin.«
»Ja, genau. Das bin ich.«
»Und was sagst du zu mir? Wie stufst du mich ein?«
Alva lächelte. Sie kam noch näher auf Godwin zu. Mit ihren Händen streichelte sie seine Schultern und auch die Arme. Dabei schaute sie ihm ins Gesicht, allerdings nicht wie eine Verführerin, sondern eher wie eine Frau, die etwas Bestimmtes wissen wollte.
Es vergingen viele Sekunden, in denen keiner der beiden eine Reaktion von sich gab. Bis sich die Blonde regte.
»Ja«, sagte sie, »es stimmt. Es trifft alles zu.«
»Was trifft zu?«
»Du bist damals auch dabei gewesen, das weiß ich. Und der Ritter wird es auch wissen.«
»Der Ritter?«
»Ebenso wie der Dschinn.«
Jetzt begriff Godwin de Salier gar nichts mehr. Hier war schon einiges durcheinander geraten, das musste er zugeben. Er hatte den Eindruck, dass Vergangenheit und Gegenwart in einen Topf geworfen wurden und er sich etwas aussuchen konnte.
Sie ließ ihn los. Dabei lächelte sie. Jetzt war sie wieder die Verführerin, aber sie wandte sich von ihm ab. Es war kein Geräusch zu hören, als sie auf die Tür zuschritt, sie öffnete und aus Godwins Blick verschwand.
Der Templer musste sich erst mal setzen, und das tat er auf dem Rand des Himmelbetts.
***
Godwin de Salier wusste nicht, wie lange er auf der Bettkante gesessen hatte. Irgendwann war er wieder zu sich gekommen und hatte sich auch bewegt. Zumindest seinen Kopf, den er geschüttelt hatte. Ein Zeichen, dass er noch immer nicht begriffen hatte, was mit ihm passiert war.
Eigentlich war ja nichts geschehen. Er konnte sich nicht beschweren. Er sah aus wie immer, war nicht verletzt und konnte sich auch frei bewegen, denn niemand hatte ihm eine Fessel angelegt.
Er schaute zur Tür hin, die er aufgebrochen hatte. Sie stand noch immer offen, und so war es für ihn klar, dass sich alles wirklich abgespielt hatte.
Aber er war nicht wegen dieser nackten Frau hergekommen, sondern wegen eines Mannes, der ihn eingeladen hatte.
Professor Gordon King, der Historiker, der mit ihm über die Zeit der Templer hatte sprechen wollen.
Es gab ihn, das schon, aber zu einem ausführlicheren Gespräch mit ihm war es noch nicht gekommen.
Stattdessen war ihm eine nackte Frau aufgefallen, die zudem noch den gleichen Namen trug wie diese hässliche Vettel. Wie ging es weiter? Der Templer war sicher, dass es weitergehen musste. Aber er selbst würde es nicht beschleunigen können, deshalb musste er den Kontakt mit seinem Gastgeber suchen.
Er stand auf. Godwin fühlte sich unsicher. Ihm war etwas schwindlig. Er ging durch ein Zimmer, das völlig normal aussah. Er sah auch die Tür, durch die er das Zimmer verlassen konnte, und überlegte, ob er es wagen oder lieber so lange warten sollte, bis man ihn aufsuchte.
Nein, Godwin war ein Mensch, der sein Schicksal selbst in die Hände nahm. Deshalb trat er an die Tür heran, blieb aber vorsichtig und schaute in den breiten Flur.
Wenn Godwin nach rechts ging, geriet er in den Bereich des Eingangs und konnte durch die Tür nach draußen gehen, wenn sie nicht abgeschlossen war.
Das hatte er eigentlich nicht vor. So schnell lief ein Godwin de Salier nicht davon, auch wenn er das Gefühl hatte, hier beobachtet zu werden.
Er sah niemanden. Aber er hatte den Eindruck. Dieses Haus kam ihm noch düsterer vor, als er es beim ersten Betreten empfunden hatte. Hier schien irgendwas zu lauern, das eine gewisse Stärke besaß.
Es blieb nicht stehen, um darauf zu warten, dass sich etwas zeigte, er ging weiter und wollte die Ausgangstür erreichen, als er etwas vernahm.
Geräusche waren hinter einer Tür zu hören, die nicht völlig geschlossen war.
Zuerst wollte der Templer weitergehen, weil er sie als so typisch für einen bestimmten Vorgang einstufte.
Keuchen, heftiges Atmen, dazwischen Worte, die Mann und Frau nur in den Mund nahmen, wenn sie es miteinander trieben.
Schon wieder...
Hier musste es jemanden geben, der es schaffte, es dieser Alva immer wieder zu besorgen.
Gordon King!
Wieder spukte der Name durch seinen Kopf, und er überlegte, wie er es anstellen sollte. Es gab die Möglichkeit zu verschwinden, aber auch die Option, erst mal zu bleiben und zu schauen, was sich da entwickeln würde.
Die Laute waren verstummt. Dafür hörte er jetzt ein lang gezogenes Stöhnen. Er wusste nicht mal, wer es
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