1769 - Wenn Tote wieder da sind...
Toten auch, der plötzlich hier im Fußboden zu sehen war. Es war Buckel-Tom, der hier bei uns durch einen Herzschlag starb.«
»Ja, den kenne ich gut.«
»Und er war hier. Er hat sich im Boden abgemalt.«
»Ach.« Regina lächelte. »Und wo ist er jetzt?«
»Wieder weg.«
»Einfach so?«
»Ja. Da kannst du auch die beiden Polizisten hier fragen. Die bestätigen dir das.« Der Wirte zeigte zuerst auf Glenda und danach auf mich.
Plötzlich waren wir für die Schwester interessant geworden, denn sie drehte sich uns zu. Wir schauten uns an. Bei mir war es so, dass der erste Eindruck immer prägend ist, und das war auch hier der Fall. Ich sah die Schwester, deren Blick mir eigentlich recht hart vorkam. Das waren keine gütigen Augen, die in die Welt schauten, aber ich wollte die Frau nicht vorverurteilen, denn wer wusste schon, was diese Frau alles zu verantworten hatte und welch ein schweres Leben sie eigentlich führte.
»Polizisten?«, fragte sie.
»Ja, sogar von Scotland Yard.«
»Oh, das ist noch interessanter.« Sie nickte. »Und Sie haben diesen Toten hier auch im Boden gesehen?«
»Haben wir«, sagte Glenda.
»Und weiter?«
»Jetzt fragen wir uns natürlich, wie so etwas möglich ist.« Glenda lächelte die Schwester an. »Oder können Sie uns eine Antwort geben?«
»Ich?« Ein kurzes Lachen wehte uns entgegen. »Wie kommen Sie denn darauf? Nein, ich bin für die Lebenden zuständig und nicht für die Toten.«
»Und was tun Sie da?«
Regina winkte ab. »Das ist schwer zu sagen. Mal dieses, mal jenes. Ich versuche nur, für gewisse Leute so etwas wie ein Auffangbecken zu sein. Ich sehe zu, dass sie auch etwas haben, denn sie führen oft ein verdammt mieses Leben. Es sind die Leute von der Straße, die Männer und Frauen, die sich durchschlagen müssen und oft nicht wissen, ob sie jeden Tag satt werden. Bei mir bekommen sie dann ein Essen, ein vernünftiges und warmes. Da brauchen sie auch nichts zu bezahlen, denn es gibt immer wieder Menschen, die gern etwas von dem abgeben, was sie besitzen. Nicht wahr, meine Freunde?« Jetzt zeigte sich der wahre Grund ihres Besuches, und es gab keinen Gast, der nicht in die Tasche gegriffen hätte.
»Ho, das ist aber heute viel. Habt ihr ein schlechtes Gewissen?« Die Schwester lachte dabei, aber ihre Augen lachten nicht mit, das sah ich sehr wohl.
Wir waren für sie nicht interessant. Sie sammelte erst bei den anderen Gästen die Scheine ein, und ich wollte von Glenda Perkins etwas wissen.
»Na, was hältst du von ihr?«
»Keine Ahnung.«
»Bitte, Glenda, du wirst dir doch eine Meinung gebildet haben.«
»Ja, schon.«
»Und?«
»Die Frau scheint mir sehr resolut zu sein. Und wie sie den Leuten das Geld aus der Tasche zieht! Nicht schlimm, wenn es für einen guten Zweck ist.«
»Das will ich nicht abstreiten.«
Glenda stieß mich in die Seite. »He, das war eine seltsame Bemerkung. Magst du sie nicht?«
»Ich weiß nicht...«
»Ach komm, raus mit der Sprache.«
»Sie scheint mir zu resolut zu sein.«
Glenda gab eine ehrliche Antwort. »Das verstehe ich nicht.«
»Dann will ich es dir sagen.«
»Ich höre.«
»Mir gefällt ihr Blick nicht. Er kommt mir irgendwie hart oder stählern vor. Da kannst du lachen, den Kopf schütteln oder vieles mehr, aber so sehe ich das.«
Glenda winkte ab. »Keine Sorge, ich lache nicht. Wenn das deine Meinung ist, dann muss ich sie akzeptieren.«
»Und wie siehst du sie?«
Glenda hob die Schultern. »Enorm, würde ich sagen. Wirklich enorm. Die weiß, wo es langgeht. Ganz bestimmt sogar. Und sie lässt sich nichts vormachen.«
»Das streite ich nicht ab. Jedenfalls werde ich sie mir näher anschauen, denn sie residiert ja nicht weit von hier.«
»Das können wir.«
Aha, Glenda wollte mich also nicht allein lassen. Ich hätte es mir denken können.
Schwester Regina hatte ihre Pflicht fast getan. Sie zeigte sich sehr zufrieden, aber zwei Personen fehlten noch bei ihrer Sammeltour. Das waren Glenda und ich.
Sie blieb vor uns stehen und hob den Kopf leicht an, um in unsere Gesichter zu schauen.
»Na?« Dann lachte sie. »Es gibt zwar bei der Polizei nicht die besten Gehälter, aber ein paar Pennys werdet ihr doch übrig haben, oder sollte ich mich da irren?«
»Nein«, sagte ich.
»Wunderbar.«
»Sie bekommen sogar ein paar Pfund«, erklärte Glenda und legte fünf Pfund in die Hand der Frau.
»Danke, das ist sehr großzügig.« Dann kam sie zu mir. »Und was möchten Sie geben?«
»Auch fünf
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