1769 - Wenn Tote wieder da sind...
kannst aber zurück zum Yard, wenn du möchtest.«
Sie lachte und fragte dann: »Wovon träumst du nachts?«
»Schon gut. Dann wollen wir uns die gute Fee mal aus der Nähe anschauen...«
***
Der Himmel kann dir nicht helfen. Wenn dir jemand helfen kann, dann ist es das schwarze Licht...
Diese beiden Sätze wollten der Schwester nicht aus dem Kopf. Sie kannte das schwarze Licht. Sie hatte es gesehen und sie wusste genau, welche Wirkung es hatte. Es kam hin und wieder über sie.
Irgendetwas hatte sie in den Pub getrieben. Sie hatte an diesem Tag nicht sammeln wollen, aber da war die innere Stimme gewesen, die ihr dazu geraten hatte. Deshalb war sie auch gegangen – und hatte die beiden Polizisten entdeckt.
Eine Frau und einen Mann...
Sie stellte sich die Frage, wie gefährlich sie waren. Konnten sie sich einmischen?
Sie wusste es nicht. Sie hatte auch keine Lust, weiterhin darüber nachzudenken. Es galt, andere Dinge in Fluss zu bringen und sie im Fluss bleiben zu lassen.
Sie war auf der anderen Seite. Sie mochte das schwarze Licht. Sie redete viel mit denen, die bei ihr Unterschlupf fanden, und sie gab dem schwarzen Licht so manches Mal freie Bahn.
Es war wirklich etwas Besonderes. Es warnte sie. Es sprach mit ihr, es lobte oder es mäkelte.
Im Augenblick war sie ziemlich durcheinander. Sie war nur froh, ihr Zuhause wieder so schnell erreicht zu haben. Hier hatte sie Ruhe, hier konnte sie nachdenken, auch über die beiden Fremden. Da war die Frau, da gab es den Mann. Beide bildeten ein Paar, das unzertrennlich zu sein schien.
Waren sie auch eine Gefahr?
Der Mann zumindest. Das hatte sie schon gespürt, denn sie war sehr sensibel geworden.
Sie musste abwarten. Am besten war es, sich zurückzuziehen und die anderen machen zu lassen. Noch hatten die Toten nicht wirklich gestört, aber auch das konnte sich leicht ändern, und da wollte sie auf jeden Fall vorbereitet sein.
Sie war der Engel der Armen, denn besser konnte sie es gar nicht haben. Und so war sie ziemlich entspannt, als sie wieder ihre kleine Wohnung betrat...
***
Wir mussten in das westliche Soho fahren. Das war nicht weit. Nur verging viel Zeit durch die kleinen Einbahnstraßen, aber nahe der Regent Street, die Sohos Ostgrenze bildete, lag auch unser Ziel. Wir waren beide davon ausgegangen, in der Nähe einen Friedhof zu finden. Denn eine Leichenhalle und ein Friedhof gehörten zusammen.
Wir fanden keinen. Es gab nur am Rand der Grundstücke Hinweise auf die weiter hinten stehenden Häuser, zu denen Stichstraßen führten. Aber wir fanden, was wir suchten, denn ein Leichenhaus ließ sich nicht so einfach verstecken.
Wir hatten Erfahrungen mit Leichenhäusern. Man baute sie nicht unbedingt hoch, sondern mehr in die Länge, sodass sie mir beinahe vorkamen wie ein Gewächshaus.
Wieder fanden wir einen guten Parkplatz, denn hier störte uns niemand. Bis zur Straße war es nicht weit, aber uns interessierte nur das Leichenhaus.
Der Wagen parkte am Rand des Grundstücks. Glenda und ich stiegen aus und schaute uns erst mal um. Es war eine herrliche Ruhe, die nur vom Zwitschern und Gesang der Vögel zerrissen wurde, was aber angenehm war.
»So, jetzt werden wir die Augen offen halten«, sagte Glenda. »Ich will mich nicht groß überraschen lassen.«
»Das glaube ich dir gerne.« Ich hatte die Führung übernommen und ging über einen kleinen Weg, der bereits zum Gelände des Klosters oder was immer es war, gehörte.
Ein frischer Wind wehte uns entgegen. Er brachte den Geruch von Frühling mit. Man roch das frische Gras und auch die ersten Blüten, zwei Häuser waren zu sehen, und wieder musste ich an den Vergleich mit einem Kloster denken. Wir befanden uns zwar mitten in London, aber trotzdem recht einsam und allein. Die beiden Bauten, eines davon war eine frühere Leichenhalle, standen hintereinander. Das eine Haus war größer, das andere kleiner. Und sie gehörten zu einem Grundstück, das für mich auch etwas Besonderes war, denn dort, wo keine Häuser standen, sah das Gelände schon leicht verwildert aus, aber wer genau hinschaute, und das tat ich, der sah auch was anderes.
Deshalb blieb ich stehen, und auch Glenda Perkins ging keinen Schritt mehr weiter.
»Warum hältst du an?«, fragte sie.
»Schau dich mal um.«
»Du meinst jetzt nicht das ehemalige Leichenhaus?«
»Nein, das nicht.«
Die Grünfläche war um diese Zeit schon recht dicht bewachsen. Bäume gab es nicht, dafür Sträucher, und die verdeckten nicht alles.
Darum
Weitere Kostenlose Bücher