1770 - Blutfalle
sie nur angeschaut. Und diese Blicke hatten ausgereicht, um sie still werden zu lassen. Er hatte sie aus der Hölle geholt und zeigte nun, wer der Chef in diesem Laden war.
»Und was genau läuft in London ab?«
»Da kann jeder seinen Weg gehen.«
»Sehr gut.« Die Cavallo überlegte nicht lange. Dann hellte sich ihr Gesicht auf und sie fing an zu lachen. »Ja, das gefällt mir. Keine Beschränkungen, jeder kann tun und lassen, was er will. Und ich habe auch schon einen Plan. Ich werde der Person einen Besuch abstatten, bei der ich recht lange gewohnt habe.«
»Jane Collins?«
»Genau die.« Justine nickte. »Und was machst du? Hast du einen besonderen Plan?«
»Nein, ich werde meine Freunde losschicken. Nicht alle, denn zwei von ihnen möchte ich hier im Haus lassen. Wir brauchen auch ein paar Wächter.«
»Das ist mir egal. Ich will mich nur nicht mit ihnen herumschlagen müssen. Sag ihnen das. Und sag ihnen auch, dass ich ungenießbar bin. Sie würden sich an mir nur den Magen verderben.«
»Das wissen sie.«
»Dann bin ich zufrieden.« Justine ging einige Schritte zur Seite und stemmte ihre Hände in die Hüften. »Ich will nur wissen, wie wir nach London kommen.«
»Mit dem Auto. Ich habe uns einen größeren Wagen besorgt, einen kleinen Transporter, in dem sich unsere Freunde verstecken können.«
»Gut. Wann fahren wir?«
»Es dauert nicht mehr lange. Bereite dich auf den Taumel der Nacht vor. Er wird einmalig sein.«
»Und was ist mit Sinclair? Kümmerst du dich um ihn?«
»Das kann durchaus der Fall sein. Wir werden sehen, was sich machen lässt.« Matthias lachte, und diesmal war es nicht das Lachen eines Menschen, sondern das Röhren eines gefährlichen Dämons, wie er nur in der Hölle geboren sein konnte.
Justine Cavallo hielt sich mit einer Bemerkung zurück. Sie war nicht so euphorisch und wartete lieber ab, denn das hatte die Erfahrung sie gelehrt...
***
Manchmal irrte auch ich mich. Jane Collins wollte nicht mit uns fahren, sondern in ihrem Haus bleiben und dort die Nacht abwarten. Sie war erwachsen, ich konnte sie zu nichts zwingen. Aber ich riet ihr, die inneren Alarmanlagen eingeschaltet zu lassen.
Das versprach sie mir, und so machten wir uns zu dritt auf den Weg. Suko fuhr mal wieder und Bill Conolly war froh, dass er Johnny nach Hause geschickt hatte. Es hätte ihm nicht gepasst, Sheila allein zu wissen.
Wir mussten durch London, und das würde dauern. Aber es war die Sache auch wert. Es gab keinen von uns, der nicht davon überzeugt war, dass wir die Cavallo und auch Matthias finden würden. Wobei ich schon leichtes Magendrücken verspürte, wenn ich an Matthias dachte. Der war einfach zu mächtig und dementsprechend gefährlich.
Bill saß hinten. Ab und zu hörten wir seine Stimme, wenn er telefonierte. Es waren alles berufliche Gespräche. Sie drehten sich um Artikel und Aufträge, die Bill noch schreiben wollte. Er musste sich nur noch eine Zustimmung des Verlegers holen.
Wir fuhren in Richtung Croydon, dem südlichsten der drei Flughäfen in London. Von dort würden wir über eine Nebenstraße nach Belmont gelangen und dort hoffentlich rasch das Haus finden.
Im April waren die Tage schon etwas länger. Das würde uns zugute kommen.
Und wieder mal meldete sich Bills Handy. Ich hörte schon gar nicht mehr hin, wenn er sprach, tat es in diesem Fall allerdings doch, denn er rief den Namen seines Sohnes.
»He, Johnny, bist du zu Hause?«
»Ja. Aber Ma ist nicht da.«
»Was? Wo ist sie denn?«
»Ich habe keine Ahnung. Vielleicht shoppen.«
»Ja, das kann sein.«
»Ich werde mal versuchen, sie über ihr Handy zu erreichen, Dad.«
»Tu das.«
»Ansonsten ist alles in Butter.«
»Dann sollten wir hoffen, dass es so bleibt.«
Johnny wollte noch wissen, ob wir unser Ziel bereits erreicht hatten, aber da mussten wir passen. Immerhin floss der Verkehr jetzt zügiger und die Straßen, die in Richtung Croydon führten, waren recht breit und gut zu fahren.
Ich bereitete mich innerlich auf die Begegnung vor. Wie überrascht würde die Cavallo sein, wenn sie uns sah? Und wie würde sie sich verhalten?
Rücksicht gab es nicht mehr zwischen uns. Die Zeiten waren vorbei. Hier ging es nur um die eigenen Interessen, und die standen sich konträr gegenüber.
Wir näherten uns Croydon. Daran zu erkennen, dass die Flieger schon sehr tief flogen, als wollten sie mit den ausgefahrenen Fahrgestellen beim Landen die Baumwipfel kratzen.
Unser Ziel lag südwestlich von Croydon. Es gab
Weitere Kostenlose Bücher