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1771 - Der Tempel der Mondgoettin

Titel: 1771 - Der Tempel der Mondgoettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dazu beitragen."
    „Ich werde tun, was du mir befiehlst."
    „Gut!" lobte der Priester und griff unter sein Gewand.
    Seine Hand kam mit einem ringförmigen Gegenstand daraus hervor. Als sie sich Thorga-Thze entgegenstreckte, nahm er den Gegenstand nicht entgegen. Seine Hand fuhr blitzschnell unter seine Kleidung, zog einen winzigen Energiestrahler und richtete ihn auf den Priester. Ein nadelfeiner Energiestrahl blitzte für den Bruchteil einer Sekunde auf und verbrannte die Hand.
    Aufschreiend fuhr der Priester zurück. Er stolperte über seine Beine und stürzte zu Boden. Im gleichen Moment verschwanden die irritierenden Nebelschleier, und plötzlich sah der Diener der Mondgöttin Na-Ethyn viel kleiner aus als zuvor. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt er sich die verbrannte Hand.
    „Tut mir leid", sagte Thorga-Thze, „aber jemand, der eine Frau so behandelt, wie ihr es getan habt, verdient nichts anderes."
    Er richtete seinen Energiestrahler auf die Schläfe des Mannes und drückte kaltblütig ab. Danach öffnete er die Tür und blickte auf die vorbeiziehenden Pilger, von denen niemand etwas bemerkt hatte. Er trat auf den Gang hinaus, zog die Tür hinter sich zu und mischte sich unter die Pilger, blieb aber nicht lange bei ihnen. Als er wenige Schritte weiter eine Tür entdeckte, trat er zur Seite und öffnete sie. Dahinter führte eine Treppe nach unten.
    Er hatte den Weg zum Verlies der jungen Frau gefunden, die er liebte. Für einen kurzen Moment zögerte er, denn auch hier befanden sich überall Darstellungen der Mondgöttin Na-Ethyn an den Wänden. Sie war als fette, sitzende Cryper-Frau abgebildet, in deren Körpermitte sich ein Auge befand. Thorga-Thze hatte das Gefühl, von allen Augen an den Wänden und an der Decke angestarrt zu werden.
    Er schlüpfte durch die Tür und eilte die Treppe hinunter. An der ersten Tür, die er erreichte, blieb er stehen und versuchte, sich die Lage des Raumes vorzustellen, in dem sich die Gefangene befand. Er konnte nicht hinter dieser Tür liegen. Er ging einige Schritte weiter, erreichte einen abzweigenden Gang und öffnete gleich darauf die Eisenriegel einer Tür. Im nächsten Moment kniete er neben der Frau. Sie schlug die Augen auf, brauchte aber einige Sekunden, bis sie ihn erkannte.
    „Es ist zu spät", flüsterte sie. „Ich sterbe."
    „Nein, Asaan. Das ist ein gewaltiger Irrtum", widersprach er und schob die Arme unter sie, um sie aufzuheben. „Du wirst noch lange leben."
    „Laß mich in Ruhe sterben", bat sie und wehrte ihn schwach ab. „Ich habe dir etwas zu sagen."
    Sie sprach so leise, daß er sie kaum verstehen konnte. Er beugte sich tief über sie.
    „Ich habe die Priester belauscht!" Ihre Worte kamen wie ein Hauch über ihre Lippen. „Sie haben über die Pläne des Göttlichen gesprochen. Dan-Sandin hat den Verstand verloren. Er will mit Hilfe eines Galaktikers unsterblich werden, obwohl wir alle wissen, daß so etwas unmöglich ist.
    Niemand ist unsterblich."
    „Unsterblich?" zweifelte Thorga-Thze.
    „Richtig", bestätigte sie. „Er ist sicher, daß er sein Ziel erreicht. Dafür wird er alles tun, was in seiner Macht steht - und wenn er dafür alle Anführer der Crypers-Völker ermorden muß."
    Sie blickte ihn beschwörend an.
    „Du mußt Coram-Till und die anderen warnen", brachte sie mühsam hervor. „Du mußt die Galaktiker beschützen, wenn sie hierherkommen, denn nur sie können uns helfen, einig zu werden und unsere Zukunft zu sichern."
    Er erwartete, daß sie weitersprechen würde, doch ihre Stimme versiegte. Noch einmal griff sie nach ihm, und er spürte den Druck ihrer Finger, doch dann wichen die Kräfte von ihr, und ihre Augen brachen.
    „Nein, Asaan", stammelte Thorga-Thze. „Du darfst nicht sterben!"
    Er versuchte, sie mit Herzmassagen wiederzubeleben; als das nichts half, leitete er Sauerstoff aus seinem Gerät in ihre Lungen. Auf diese Weise kämpfte er minutenlang um ihr Leben. Doch es war zu spät. Sie war tot, kehrte nicht ins Leben zurück.
    Erschüttert ließ er ihren Körper auf den Boden gleiten. Er verharrte in stiller Andacht, legte dann ihre Hände auf ihr Herz, erhob sich und ging leise hinaus. Vorsichtig schloß er die Tür hinter sich, um jeden Lärm zu vermeiden, so wie es Sitte war auf Taklott, wenn jemand in einem geschlossenen Raum gestorben war.
    Als er die Treppe hinaufstieg, überlegte er, wie er aus dem Tempel entkommen konnte. Er war entschlossen, unterzutauchen und sich solange zu verstecken, bis

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