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1771 - Im Taumel der Nacht

1771 - Im Taumel der Nacht

Titel: 1771 - Im Taumel der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es war bisher ja nichts passiert, aber ihr Misstrauen, das sie immer begleitete, war schon vorhanden und hatte sich auch jetzt nicht zurückgezogen.
    Jane ging ein paar Schritte zurück und verschwand in der Küche. Dort gab es ein Fenster, durch das sie in den Vorgarten schauen konnte, was sie auch tat.
    Da war alles normal. Es gab keine Veränderung, die sie hätte beunruhigen müssen. Dafür hörte sie von oben die Stimme ihrer Besucherin. »Hast du etwas entdeckt, Jane?«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Und jetzt?«
    »Ich schaue noch draußen nach. Hast du denn vom Fenster aus etwas gesehen?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Okay, ich gehe jetzt nach draußen.«
    »Tu es.«
    Es war schon seltsam, das musste Jane Collins zugeben. Sie bewegte sich in ihrer vertrauten Umgebung wie eine Fremde, ja selbst beim Öffnen der Haustür musste sie achtgeben.
    Alles lief vorsichtig ab.
    Nichts Fremdes oder Gefährliches war zu sehen, ihr Blick fiel nach vorn und hinein in den Vorgarten, der ebenfalls menschenleer war. Sie entdeckte auch keine Spuren, die auf einen Fremden hingewiesen hätten.
    Dennoch war sie nicht zufrieden. Sie wollte es genau wissen. Das Haus ließ sie offen, als sie den ersten Schritt ging und den zweiten gehen wollte, es aber nicht tat, weil sie etwas gestört hatte.
    Es war der Geruch. Möglicherweise auch verbunden mit einem seltsamen Geräusch, so genau wusste sie das nicht. Aber es war von der linken Seite her gekommen.
    In diese Richtung drehte sich Jane Collins um.
    An die Hauswand gepresst stand dort jemand. Es war ein Mann, aber ein völlig nackter...
    ***
    Es war nicht der Augenblick, an dem Jane an ihrem Verstand zweifelte. Sie wusste ja, dass sie sich das Bild nicht eingebildet hatte.
    Ein nackter Mann mit langen Haaren.
    Er lebte. Er war normal. Durch die Adern floss Blut, das alles nahm sie wahr, und trotzdem war hier die Normalität auf den Kopf gestellt. Sie glaubte nicht, dass sie einen richtigen Menschen vor sich hatte. Das hier war einer, der aussah wie ein Mensch, hinter dem sich aber etwas Furchtbares verbergen konnte, das er später zur Wirkung brachte.
    Jane verspürte das Bedürfnis, die Augen zu schließen, um das Bild loszuwerden. Sie tat es nicht. Nach wie vor starrte sie den Mann an, als würde sie überlegen, ob er nun echt war oder doch nicht.
    Er war echt, denn er bewegte sich. Allerdings nicht seine Glieder, er öffnete nur seinen Mund und zeigte Jane etwas, das sie durchaus als eine Waffe ansah.
    Zähne wie Messer oder Reißstifte. Man konnte beinahe von einem Raubtiergebiss sprechen. Wer gegen diese unnatürlichen Zähne schaute, der konnte schon Angst davor bekommen.
    Jane war zu keiner Reaktion fähig. Sie fragte sich auch nicht, wer diese Gestalt war und woher sie kam.
    Sie starrte in die Augen.
    Sie waren tot, sie waren leer, und sie waren ein Spiegelbild dessen, was auch dieser Ankömmling war. Gefährlich, gefühllos, auf Mord programmiert.
    Jane Collins wollte nicht das Opfer sein.
    Sie dachte an Flucht. Einfach wegrennen, ins Haus verschwinden.
    Es war zu spät.
    Zudem standen sie beide schon ziemlich dicht beieinander, und die offene Haustür war weiter entfernt.
    Die Gestalt mit dem mörderischen Gebiss ging einen Schritt vor, um sich dann auf Jane Collins zu stürzen...
    ***
    Es war ein Bild wie aus einem Albtraum. Mutter und Sohn starrten die nackte Gestalt an, die ihre Zähne in den menschlichen Arm gehackt hatte.
    Dann bissen sie zu!
    Sheila drehte sich zur Seite. Auch Johnny konnte nicht mehr hinschauen. Er gab würgende Geräusche von sich und war ebenso bleich geworden wie seine Mutter.
    Aber Sheila hatte ihre Sprache wiedergefunden, obwohl ihre Stimme kaum zu verstehen war.
    »Das ist – nein – nein – ich kenne den Arm. Er gehört einem der Gärtner. Mein Gott!« Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht und war nicht mehr fähig, einen weiteren Kommentar abzugeben.
    Auch Johnny sagte nichts, in seinem Hals saß ein Kloß. Er war nicht still, er würgte, aber er erbrach sich nicht. Er hatte nur seinen Kopf zur Seite gedreht, um das Grauenvolle nicht mal aus den Augenwinkeln sehen zu müssen.
    Es war zum Glück nichts zu hören, weil sich zwischen ihnen die dicke Scheibe befand. Sonst wären die beiden noch verrückt geworden. Johnny hörte seine Mutter schluchzen. Er wollte etwas tun. Ohne dabei durch die Scheibe zu schauen, ging er zu ihr, fasste sie an der Schulter an und drehte sie weg.
    »Komm bitte, es ist nicht gut, wenn du hier

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