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1772 - Ein Grab in den Bergen

1772 - Ein Grab in den Bergen

Titel: 1772 - Ein Grab in den Bergen
Autoren: Jason Dark
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nicht mehr möglich war, denn plötzlich schwappte etwas ganz anderes über ihr zusammen. Sie hatte das Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Dass jemand mit ihr zusammen im Zimmer war.
    Krista drehte sich auf der Stelle. Sie musste einfach in die andere Richtung schauen, was ihr auch gelang, aber sie bekam nichts zu sehen. Es war beinahe schon lächerlich. Sie sah keinen Menschen, und doch wurde sie den Eindruck nicht los, dass sich jemand in ihrer unmittelbaren Nähe aufhielt.
    Sie konnte ihn spüren, fühlen, aber sie konnte ihn nicht greifen. Er war weg, nicht da oder einfach nicht zu sehen. Er hielt sich im Unsichtbaren versteckt. Er war so etwas wie ein Geist, ein Besucher, der seine Heimat woanders hatte, und sie dachte wieder an den seltsamen Engel.
    Oder kehrte Rudy zurück?
    Das wäre schön gewesen. Da hätte sie jubeln können, und doch entdeckte sie ihn nicht. Sie wollte aber auch nicht glauben, dass sie sich geirrt hatte. Die Signale waren einfach zu eindeutig gewesen.
    Jemand war nahe. Jemand wollte etwas von ihr. Vielleicht sollte sie auch geholt werden.
    Wieder kam ihr der tote Engel in den Sinn, doch den sah sie nicht. Dafür eine andere Gestalt, die plötzlich auftauchte, als wäre sie in Sekundenschnelle aus dem Boden gewachsen.
    Es war Rudy Reiking!
    ***
    Er stand vor ihr und sagte nichts. Er tat auch nichts. Er starrte sie nur an, und Krista spürte an sich eine wundersame Wandlung. Sie fürchtete sich nicht mal. In ihr war eine stille Freude darüber, dass er zu ihr zurückgekommen war und das Leben jetzt wieder normal weiterging.
    Normal?
    Sie hatte in den letzten Stunden so Ungewöhnliches erlebt, dass für sie die Logik des Lebens auf den Kopf gestellt worden war, und so hatte sich auch der Begriff normal relativiert.
    Krista war momentan nicht in der Lage, etwas zu sagen. Sie musste sich erst auf die neue Lage einstellen, was nicht einfach für sie war. Deshalb schaute sie Rudy nur ins Gesicht und suchte darin nach einer Regung, die nicht erfolgte. Das Gesicht blieb starr, als hätte Rudy seine Seele verloren, obwohl er äußerlich der Gleiche geblieben war.
    Endlich schaffte sie es, sich ein Herz zu fassen, und sie sprach ihn an.
    »Rudy...?«
    Keine Reaktion.
    Sie versuchte es erneut und sah dann, wie er nickte, was sie schon mal erleichterte. Er hatte sie also gehört, aber warum redete er nicht? Warum sagte er kein Wort?
    Sie versuchte, eine Antwort aus seinem Gesichtsausdruck zu lesen, was ihr auch nicht gelang, denn er blieb starr, als wäre er von Kopf bis Fuß eingefroren.
    Es waren höchstens zwei Schritte bis zu ihm. Zwei kleine nur, und doch traute sie sich nicht, diese Entfernung zu überwinden. Nicht, dass sie Furcht vor ihm gehabt hätte, aber die Lage wuchs ihr über den Kopf. Es war nicht mehr der Rudy, den sie kannte, obwohl er sich nicht verändert hatte.
    Sie schluckte Speichel, dann war sie in der Lage, etwas zu sagen.
    »Bitte, Rudy, sprich ein Wort, eines nur. Tu mir den Gefallen und sag mir, woher du kommst. Wohin hat man dich gebracht? Was war mit dieser Gestalt, du weißt, wen ich meine?«
    Er schüttelte den Kopf. Dann öffnete er den Mund. Wie jemand, der zum Sprechen ansetzt, aber dabei blieb es. Er sagte kein Wort, aber er streckte ihr seinen Arm entgegen und bewegte seine Hand, um sie zu locken.
    Krista wollte zu ihm gehen, schreckte aber dann zurück und schüttelte den Kopf.
    Er lächelte nur. Jetzt hätte sie nach den Gründen fragen müssen, doch das tat sie nicht. Sie sah, wie er seinen Mund aufriss und jetzt wirkte wie jemand, der laut lachte. Bei ihm war nur kein Wort zu hören, und das machte Krista Angst.
    Sie stöhnte auf, sackte in die Knie und hatte das Gefühl, nicht mehr lange widerstehen zu können. Die andere Seite war sehr stark, und offenbar war sie es gewohnt, das zu bekommen, was sie sich vorgenommen hatte. Deshalb musste sie passen. Aber sie wunderte sich über sich selbst, dass sie die Kraft fand, etwas zu sagen, und so fragte sie flüsternd: »Was willst du hier?«
    Lachte er? Lachte er nicht?
    So genau wusste sie es nicht, es war plötzlich schwer für sie, zwischen Einbildung und Realität zu unterscheiden. Alles hatte sich verändert, doch dann hörte sie die Stimme ihres Freundes.
    »Ich will dich.«
    »Nein!«
    »Doch, wir gehen zusammen!«
    Das wollte sie nicht. Krista fand erneut den Mut zum Widerspruch. Und diesmal lauter. Ihre Stimme hörte sich schrill an, was dem Rückkehrer egal war.
    »Ich will dich zu mir holen. Wirklich, ich
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