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1774 - Ranjas Rudel

1774 - Ranjas Rudel

Titel: 1774 - Ranjas Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte. Ich hätte ja nie damit gerechnet, dass jemand die Notbremse ziehen würde. Es war einfach nur verrückt, und die Folgen bekam ich augenblicklich zu spüren.
    Es riss mich von den Beinen!
    Tausend Kräfte zugleich schienen mich gepackt zu haben. Ich war völlig ausgeschaltet. Ich konnte mich nicht mehr kontrollieren. Ich wurde zum Spielball der fremden Kräfte, die mit mir machten, was sie wollten.
    Meine Füße verloren den Kontakt mit dem Boden, ich lag, ich rutschte, ich wusste nicht, ob ich mich dabei überschlug oder nicht.
    Ich hatte schon oft ähnliche Situationen erlebt, die durch Explosionen entstanden waren, diese aber war anders, hier wirkten unbeherrschbare Kräfte auf mich ein und machten mit mir, was sie wollten. Ich schaffte es nur, meinen Kopf zu schützen.
    Ich fegte über den Gangboden hinweg. Mal stieß ich rechts an, dann wieder links. Dabei hörte ich Geräusche, die aus einem Knacken und Quietschen bestanden. Zwischendurch mal ein wildes Kreischen, und ich hörte auch Schreie, wusste aber nicht, wer geschrien hatte, und sah auch keine Menschen in meiner Nähe, die über mich hätten stolpern können.
    Ich wusste nicht, wer die Notbremse gezogen hatte. Es musste jemand gewesen sein, dem etwas aufgefallen war und der daraus die Konsequenzen gezogen hatte.
    Wie lange die anderen Kräfte mit mir und den anderen Passagieren spielten, das wusste ich nicht. Die Zeit war nicht mehr bestimmend. Ich wollte nur heil aus dieser Klemme herauskommen. Ein paar blaue Flecken würde ich trotzdem bekommen, aber damit konnte ich leben. Viel wichtiger waren die anderen Folgen dieser Aktion.
    Noch mal wurde ich durchgeschüttelt. Die Wagen zitterten und schwankten, sodass man die Befürchtung haben konnte, dass sie aus den Gleisen sprangen.
    Sie taten es nicht. Sie blieben in der Spur. So wie ich in der Spur blieb und das Glück hatte, nicht verletzt zu werden. Mich trafen hier im Gang keine herumfliegender Koffer, und gedanklich befasste ich mich bereits mit den Folgen der ganzen Aktion.
    Sie waren da!
    Die Schreie, die Flüche. Frauen- und Männerstimmen, der gesamte Zug schüttelte sich noch mal durch. Unter mir hörte ich ein Pfeifen oder Quietschen, es gab noch einige wilde Rucks, dann war der ganze Spuk endlich vorbei.
    Der Zug stand.
    Und ich lag.
    Mein Bett war noch immer der Gangboden. Nur lag ich nicht mehr dort, wo es mich nach der Notbremsung erwischt hatte. Ich war weiter nach vorn gerutscht, die Beine angezogen und die Arme über den Kopf gelegt.
    Es war klar, dass ich nicht lange in dieser Position bleiben konnte. Ich musste etwas unternehmen. Vor allen Dingen wollte ich nicht hier bleiben. Ich wollte wieder zurück zu den Wölfen und dieser dunkelhaarigen Frau. Dass sie nichts mit der Notbremsung zu tun hatte, stand für mich fest. Da musste eine andere Person dran gedreht haben, und die wollte ich finden.
    Ich stand auf.
    Ein wenig schummrig war mir noch zumute, und noch in der Bewegung erwischte mich der Luftzug. Es war keine Überraschung. Irgendeine Tür musste aufgeflogen sein oder man hatte sie aufgezogen.
    Ich drehte mich um.
    Jetzt sah ich wieder in die Richtung, in die ich gegangen war. Ich konnte nur nicht bis zu dem Abteil schauen, in dem sich die Wölfe befunden hatten.
    Die Tür war zerstört. Die frische Luft fuhr in den Gang hinein, wo sie mich erwischte.
    Ich wollte hin, aber da war plötzlich eine andere Stimme zu hören, die mich ansprach.
    »Mister Sinclair?«
    Ich fuhr herum.
    Mit einem Fuß im Gang stand Kate Milton. Sie klammerte sich an der Tür fest, die sie aufgeschoben hatte. Ihren Gesichtsausdruck sah ich nicht, doch ich hörte ihre Stimme, die mich laut stöhnend erreichte.
    »Ich habe die Notbremse gezogen.«
    »Was?«
    »Ja, ich.«
    Das musste ich erst verdauen und hakte nach. »Warum haben Sie das getan?«
    »Weil ich keine andere Möglichkeit mehr wusste. Ich habe Sie gesehen und auch die anderen.«
    »Sie meinen die Wölfe?«
    »Genau. Auch die Frau.«
    »Okay, Mrs Milton, bleiben Sie hier. Ich werde mal nachschauen, was passiert ist.«
    »Ja, tun Sie das.« Dann sagte sie noch: »Aber ich habe auch Sie mit einer Waffe gesehen.«
    »Das stimmt.«
    »Sind Sie ein Gangster?«
    »Nein, eher das Gegenteil davon.«
    »Dann bin ich zufrieden.«
    Es war nicht mehr ruhig geblieben. Die Menschen hatten das Ziehen der Notbremse verdaut, aber nicht dessen Folgen. Ich hörte die Schreie, manches Wimmern, aber auch Flüche und laut gestellte Fragen, wobei sich die Stimmen

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