1777 - Ende eines Unsterblichen
hoch. Als es ihm nicht gleich gelang, auf die Beine zu kommen, befahl er Sicnar und zwei Priester niederen Ranges zu sich, damit sie ihn stützten.
Mit ihrer Hilfe schleppte er sich zu der Antigravplattform, die Sicnar bis zum Boden absenkte, und kroch keuchend und schnaufend hinauf, um sich dann vollkommen außer Atem in die Kissen sinken zu lassen.
Er brauchte mehrere Minuten, bis er sich von der Anstrengung wieder erholt hatte und sprechen konnte.
„Gib mir die Steuerung!" forderte er den Götterboten auf.
Nachdem Sicnar dem Befehl nachgekommen war, lenkte Radan-Mech die Plattform aus der Halle.
Zahlreiche Sandin-Priester hielten sich auf den Gängen auf. Als sie den Oberpriester auf der schwebenden Plattform sahen, sanken sie ehrfürchtig auf die Knie und preßten ihre Handflächen als Zeichen ihrer Demut und ihres Gehorsams auf den Boden.
Radan-Mech beachtete sie nicht. Er hatte nur Augen für Sicnar, der vor der Platte herlief und ihn durch die Gänge führte. Er fühlte sich so wohl wie schon lange nicht mehr. Sich frei bewegen zu können bedeutete ihm sehr viel. Und nun hatte er dazu noch die Initiative ergriffen.
Er ließ nicht mehr mit sich geschehen, was der Götterbote wollte, sondern er entschied selbst.
Und er handelte!
Sicnar lief ihm in einem steil nach unten führenden Gang voraus. Schon bald vernahm Radan-Mech Schüsse. Staubwolken wälzten sich ihm entgegen, hielten ihn aber nicht auf.
Er preßte sich den Zipfel eines Kissens vor den Mund und flog weiter, bis er die Soldaten sehen konnte, deren Aufgabe es war, die Galaktiker zu töten. Ihr Vormarsch war an einer schimmernden und schillernden Spiegelschranke zum Stehen gekommen.
„Weiter geht es nicht", meldete Sicnar, der vom anstrengenden Lauf heftig atmete. „Die Galaktiker haben die Schranke wieder aufgebaut. Wir können sie nicht abschalten."
„Wir nicht", entgegnete Radan-Mech, „aber die Origaner, und sie werden es tun. Sie sollen sofort kommen."
Sicnar eilte davon und kehrte schon nach wenigen Augenblicken mit sieben Origanern zurück. Als der Oberpriester ihnen den Befehl erteilte, die Spiegelschranke zu beseitigen, behaupteten sie, dazu nicht in der Lage zu sein.
Radan-Mech zeigte mit ausgestrecktem Arm auf einen von ihnen.
„Töte ihn", befahl er, „und wenn die anderen sich danach immer noch weigern, töte sie auch. Einen nach dem anderen - bis sich jemand findet, der die Schranke ausschaltet."
Sicnar griff zu seiner Waffe, doch nun trat einer der Origaner vor, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte.
„Ich glaube, ich kann es", sagte er. „Ich habe beobachtet, wie die Galaktiker es gemacht haben."
„Na also!" Radan-Mech blickte den Götterboten triumphierend an. „Ich wußte, daß die Origaner es können. Man muß sie nur richtig behandeln!"
Er mußte noch etwa fünf Minuten warten, dann verschwand die Spiegelschranke. Der Weg zu den Galaktikern war frei.
*
Gucky fühlte sich herumgewirbelt. Für einige Sekunden fürchtete er, sein Innerstes wollte sich nach außen kehren. Von seiner Umgebung nahm er so gut wie gar nichts wahr, bis es ihm endlich gelang, sich abzufangen.
Er spürte Boden unter den Füßen, konnte sich jedoch nicht halten. Sein Gleichgewichtsgefühl war gestört, und er stürzte zu Boden.
Verwirrt blieb er liegen, erst nach und nach erholte er sich. Das Gleichgewichtsgefühl kehrte zurück, das Gefühl der ständigen Drehung verlor sich, und er schüttelte den Kopf, um die letzte Benommenheit zu vertreiben. Dabei vermied er es, das rotierende und heftig fluoreszierende Spiegelfeld anzusehen, denn der hypnotische und halluzinatorische Effekt war auf dieser Seite des Feldes noch viel stärker als auf der anderen.
Er richtete sich auf, wandte der Spiegelschranke den Rücken zu und sah sich um. Er befand sich in einer geräumigen Halle mit zahlreichen Maschinen, die in ihrer Gesamtheit eine Anlage bildeten, die ähnlich aussah wie jene, die Atlan und Tekener auf der Evolutionsebene von Endreddes Bezirk entdeckt hatten.
Einen Unterschied allerdings gab es!
Bei dieser Anlage fehlte das merkwürdige Modul nicht.
Als Gucky das Modul entdeckte, ging er langsam darauf zu. Dabei merkte er, daß ihn die Teleportation durch die Spiegelschranke ungemein viel Kraft gekostet hatte. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren.
Doch nun - unmittelbar vor dem Ziel - wollte er nicht aufgeben, und er wollte auch keine Zeit verschenken. Er sammelte alle seine Kräfte und richtete sie auf das
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