1782 - Der Feuer-Vampir
Scheiben. Durch sie fiel mein Blick nach draußen und auf eine Straße, auf der recht viel Verkehr herrschte.
Zwar war die Straße breit, aber die Masse an Verkehrsaufkommen ließ die Teilnehmer nur im Schritttempo fahren, wenn sie es überhaupt schafften.
Ein Bus schob sich heran. Er fuhr auf der äußeren rechten Seite. Uns trennte eigentlich nur der Bürgersteig. Auch der Fahrer des Busses musste bremsen und seine Stadtrundfahrt unterbrechen. Er drehte den Kopf, schaute uns auf die Teller und grinste.
Ich grinste zurück.
Dann ließ ich meinen Blick erneut wandern. Viel gab es nicht zu sehen. Den Bus eben und die Oberkörper der Menschen, die ihn bevölkerten. Mir fiel eine dunkelhaarige Frau auf, die am Fenster saß. Der Platz neben ihr war frei, der an der anderen Seite des Gangs allerdings nicht.
Dort saß ein Mann mit kurzen grauen Haaren. Er und die Frau unterhielten sich. Freunde schienen sie allerdings nicht zu sein. Ich hatte das Gefühl, als wollte der Mann etwas abwehren.
»Ist was Interessantes zu sehen, John?«
»Immer.«
»Super. Und was?«
»Ich schaue nur in den Bus. Da kann ich zwei Passagiere beobachten, die sich – sagen wir – unterhalten.«
»Aha.« Karina sah hin, dann auch wieder weg und widmete sich ihrem Salat.
Ich wollte mich auch noch einmal um mein Essen kümmern, aber dazu kam es nicht mehr, denn jetzt war das, was sich im Bus abspielte, sehr interessant.
Die Frau hatte etwas abgegeben. Ich erkannte nicht genau, was es war. Jedenfalls handelte es sich um einen hellen Gegenstand.
Der Mann hielt ihn fest. Er schaute ihn sogar an, und dann geschah etwas, womit ich nie im Leben gerechnet hatte.
Der helle Gegenstand verwandelte sich in eine feurige Waffe!
***
Feuer!
Es loderte plötzlich in die Höhe. Ein Feuer, das hell schimmerte, als wären die Flammen weiß gefärbt worden.
Und sie fanden ihre Nahrung. Dabei wurden sie nicht viel größer, aber sie holten sich das, was es in ihrer Nähe gab, und das war ein Mann, ein Fahrgast, der auf seinem Sitz hockte und nicht wusste, wie ihm geschah.
Ob er schrie, hörten wir nicht. Wir sahen wohl, dass sich sein Mund geöffnet hatte, und wir sahen auch das Zucken seines Körpers, das war alles.
Sekunden später wurde uns die Sicht genommen, denn jetzt hatten auch die anderen Fahrgäste mitbekommen, was weiter vorn im Bus ablief.
Sie sprangen von ihren Plätzen hoch, und sie schrien, was wir zwar nicht hörten, was ihnen aber anzusehen war.
Was sich im Bus tat, das geschah auch bei uns. Wir blieben nicht mehr auf unseren Plätzen hocken. Wir sprangen auf, brauchten uns nicht verständigen, denn wir wussten, was wir zu tun hatten. Wir wollten uns nicht in eine Feuerhölle werfen und uns selbst dabei anzünden, aber uns war klar, dass dieses Feuer kein normales war, sondern etwas, für das wir uns interessieren mussten.
Ich hatte das Gefühl, dass wir auf eine Spur gestoßen waren, behielt diese Theorie allerdings für mich.
Seite an Seite rannten wir durch das Lokal auf den Ausgang zu. Die meisten Gäste hatten nicht gesehen, was in dem Bus ablief, dafür schauten sie uns nach, wie wir rannten und es endlich geschafft hatten, die Tür zu erreichen.
Der Ausgang spie uns regelrecht aus. Wir sahen, dass die Menschen aus dem Bus sprangen. Jeder wollte so rasch wie möglich ins Freie. Keiner drehte sich um, um nach dem Feuer zu schauen. Nur wir wollten in den Bus hinein.
Wir mussten bis zur vorderen Tür rennen. Sie war ebenfalls offen, in ihr stand der Fahrer und schrie unverständliche Worte. Ich ließ Karina den Vortritt. Sie räumte den Mann regelrecht zur Seite, um als Erste in den Bus zu steigen.
Das Feuer war weg. Es gab auch keinen Rauch mehr. Der Spuk war schnell gekommen und ebenso schnell wieder verschwunden, aber er hatte etwas hinterlassen. Einen Mann, der tot auf seinem Sitz hockte und innerhalb kürzester Zeit sehr schlimm verbrannt war, denn von seinem ehemaligen Aussehen war nichts mehr vorhanden.
Das Feuer war gelöscht. Wir nahmen keinen Rauchgeruch wahr, die Luft war klar, und als mir das aufgefallen war, konnte ich nur zu einem einzigen Schluss kommen.
Hier hatten wir es nicht mit einem normalen Feuer zu tun. Diese Flammen waren anders gewesen, sehr viel anders sogar.
Aber jemand musste es angezündet haben.
Die Zeugen waren verschwunden. Bis auf einen. Und das war der Fahrer.
Den schnappte sich Karina. Sie stellte sich namentlich nicht vor und sagte auch nicht, für wen sie arbeitete, sie wollte die
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