1782 - Der Feuer-Vampir
Adresse, wo die Busse stehen?«
»Ja, die gibt es. Auf dem Gelände der Firma.« Er nannte eine Adresse, die mir nichts sagte.
»Gut. Und wo hat Antanow gewohnt?«
»Auch auf dem Gelände.«
»Allein?«
»Nein, er hat noch eine Schwester.«
»Ist sie im Geschäft?«
»Immer.«
Karina schaute mich an. Sie gab mir einen kurzen Überblick über das Gespräch und rückte sofort mit ihrem Vorschlag heraus.
»Ich denke, dass wir mit Frau Antanowa reden sollten. Kann sein, dass sie mehr weiß.«
»Einverstanden.«
Da die anderen Polizisten noch da waren, gab Karina ihnen einige Anweisungen, die sie nickend zur Kenntnis nahmen.
Uns hielt nichts mehr in dem Bus. Wir wollten eine Frau besuchen und hofften, dass wir so etwas wie eine Spur fanden. Irgendwo musste dieser mörderische Schädel ja stecken.
Komisch war nur, dass er Feuer abgab. Man hätte eigentlich davon ausgehen müssen, dass er seine Opfer beißen würde. Bei den mächtigen Eckzähnen wäre es normal gewesen...
***
Moskau ist eine riesige Stadt. Auch gab es genügend Vororte, und es gab die Viertel, in denen sich die Industrie breit gemacht hatte, und in eines davon fuhren wir.
Zum Glück gab es Hinweisschilder. So wussten wir wenigstens, wohin wir zu fahren hatten.
Es gab in dieser Gegend genügend Straßen, die auch mal Kreuzungen bildeten. An einer von ihnen mussten wir rechts abfahren und gelangten in eine schmale Straße. An der rechten Seite tauchte das Firmengelände auf. Ein großer Platz mit einem Haus im Hintergrund. Auf dem Platz standen vier Busse, dahinter befand sich eine Riesengarage.
Ein Wohnhaus sahen wir auch. Dorthin lenkte Karina Grischin den Volvo.
Wir stiegen aus. Noch war es nicht dunkel, und das würde auch noch eine Weile so bleiben. Mir sollte es recht sein.
Das Haus war nicht zu übersehen, man konnte es auch als eine größere Baracke bezeichnen. Zumindest an unserer Seite gab es Fenster, hinter denen Licht brannte. Es war also jemand im Haus, und das kam uns gelegen.
»Ich werde das mal übernehmen«, sagte Karina.
»Ist schon okay.«
»Du sprichst ja auch nicht so gut Russisch.«
»Das stimmt.«
Wir hatten eine Tür erreicht und blieben dort für einen Moment stehen.
Der kleine Glaseinsatz befand sich in der Mitte, und wir entdeckten sogar eine Klingel.
»Na bitte«, sagte Karina und schellte.
Die Tür wurde aufgedrückt. Eine Frau im grauen Kittel schaute uns an.
Ich glaubte nicht, dass sie die Chefin war. Sie schaute uns mit einem misstrauischen Blick an.
»Was wollen Sie?«
Karina sagte es. Sie zeigte zugleich einen Ausweis. Ob die Frau wusste, was er besagte, das stand irgendwo in den Sternen. Jedenfalls war sie beeindruckt und ließ uns rein.
»Danuta trauert.«
»Ach, dann weiß sie es schon?«
»Ja.«
»Und weiter?«
»Sie trauert, das habe ich Ihnen schon gesagt.«
»Ist sie ansprechbar?«
»Versuchen Sie es.« Sie deutete auf eine Tür. »Dort hinein ist das Büro.«
»Danke.«
Wir klopften an, hörten aber keine Stimme und nahmen uns die Freiheit, die Tür zu öffnen. Aus dem Halbdunkel des Flurs traten wir in das Licht und fanden uns in einem Raum wieder, der recht groß war und auch mehrere Fenster hatte. Es gab Schränke, einen Schreibtisch, einen PC und eine Frau, die hinter dem Schreibtisch saß und wie eine Tote wirkte, weil sie so starr da saß. Allerdings hatte sie eine dünne Zigarre zwischen die Finger geklemmt. Von der Spitze her quoll ein grauer Rauchfaden in die Höhe.
Die Frau war etwa vierzig Jahre alt. Die Haare hatten eine dunkelrote Färbung. Sie wuchsen auf dem Kopf wie eine Welle. Das etwas breite Gesicht passte zu der Frau, die nicht eben die schlankeste Person war. Sie reagierte nicht auf unser Eintreten und wirkte wie hypnotisiert.
Nahe des Schreibtisches blieben wir stehen. Erst jetzt schien sie uns wahrzunehmen, sprach uns aber nicht direkt an, sondern kam auf ihren Bruder zu sprechen.
»Er ist tot.«
»Ja, das stimmt.«
»Was wollen Sie dann hier?«
»Über den Tod Ihres Bruders reden.«
»Warum?«
»Weil wir Zeugen waren.«
»Aha. Aber Sie haben nicht angerufen?«
»Nein, wir sprechen uns zum ersten Mal.«
Endlich bewegte sich etwas bei der Frau. Es war die dünne Zigarre. Durch das Zittern der Hand fiel etwas Asche ab und landete auf dem Schreibtisch.
»Was wollen Sie? Mir Beileid wünschen? Das können Sie sich sparen. Ich kenne Sie nicht, aber Sie scheinen mich zu kennen und haben wohl auch erreicht, was Sie wollten.«
»Tut mir leid«, sagte
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