1787 - Maras Blutlust
Es gibt auch Halbvampire, die sich tagsüber bewegen können. Wir müssen davon ausgehen, dass sie uns einige von ihnen auf den Hals hetzt.«
»Kennst du sie gut?«
»Ja. Und sie sind nicht eben meine Freunde. Aber wo sich die Cavallo aufhalten könnte, das weißt du nicht – oder?«
»Nicht genau.«
»Ahnst du es denn?«
Mara schloss die Augen. Dafür zog sie ihre Lippen zurück und zeigte ihre Zähne. »Ja, ich habe einen Verdacht. Sie hat sich ein Quartier eingerichtet, und da hat sie wieder den perfekten Riecher gehabt, das weiß ich.«
»Wo könnte sie denn sein?«
»Sie ist in der nahen Schule. Es sind Ferien, viele sind nicht da, und sie kann sich so ein perfektes Versteck geschaffen haben.«
»Bist du dir sicher?«, flüsterte ich, nachdem ich eine Weile nachgedacht hatte.
»Ja. Sie ist mir nahe. Sie wartet nur auf die Gelegenheit, zuschlagen zu können.«
Es lag Spott in meiner Stimme, als ich fragte: »Hätte sie das nicht schon längst haben können?«
»Ja, das hätte sie. Ich weiß nicht, warum sie gezögert hat.« Mara hob die Schultern.
Ich hatte sie gehört, ich hatte alles verstanden. Irgendwie konnte ich mich damit nicht anfreunden. Da lief einiges an mir vorbei. War das wirklich so einfach, wie sie es gesagt hatte?
Ich konnte es nicht glauben. Etwas ging mir gegen den Strich. Ich hatte den Eindruck, dass gewisse Dinge nicht zueinander passten, und damit hatte auch Mara zu tun.
»Irgendwas ist nicht so glatt, wie es aussieht«, sagte ich und lächelte sie kühl an. »Und das liegt an dir.«
»Ach. Wieso das denn?«
»Ja, ich kenne die Cavallo. Ich kenne auch dich und ich weiß, wie konsequent die blonde Bestie ist! Ich kenne ihre Kräfte. Eine wie du hätte eigentlich kein Problem für sie sein müssen. Sie hätte dich längst aus dem Verkehr ziehen können.«
»Hat sie aber nicht.«
Ich nickte ihr zu. »Genau, das hat sie nicht, und deshalb habe ich darüber nachgedacht, warum sie das getan hat.«
»Aha. Und was ist das Ergebnis?«
»Die Cavallo und ich sind Feinde. Jeder von uns wünscht den anderen zur Hölle, und da sind gewisse Tricks nur recht, um das zu erreichen. Ich denke, nicht sie soll in dieser Halle in die Falle gehen, sondern ich.«
Mara hatte alles gehört. Jetzt starrte sie mich an und hielt die Augen weit offen. Sie musste erst mal verdauen, was ich ihr gesagt hatte und fragte dann: »Das glaubst du wirklich?«
»Ja, es ist alles möglich.«
Mara schwieg. Hatte ich sie auf dem falschen Fuß erwischt? Hatte ich genau ins Schwarze getroffen?
Sie schaute zur Seite. Bestimmt überlegte sie, wie sie aus dieser Lage wieder herauskam. Ich gab ihr auch die Zeit, wollte aber nicht untätig sein und ging zur Tür, um sie zu öffnen. Nicht sehr weit, nur spaltbreit, sodass ich einigermaßen gut nach draußen schauen konnte – und leicht zusammenschrak, als ich etwas sah, was mir gar nicht gefiel. Es war eine Bewegung schräg vor mir. Da bewegten sich die Zweige eines Buschs, und das bestimmt nicht durch den Wind.
Jemand war da.
Jemand beobachtete mich oder uns. Davon ging ich jetzt aus und stellte mich darauf auch ein. Ich zog die Tür nicht weiter auf, obwohl es mir in den Fingern juckte. Ich wartete erst mal ab, ob sich vor dem Bau noch etwas tat.
Nein, da war nichts zu sehen. Man hielt sich zurück. Ich schloss die Tür wieder und war irgendwie froh, Mara nicht mehr den Rücken zudrehen zu müssen.
Sie machte nicht den Eindruck, als wollte sie mich angreifen. Sie blickte mich nur fragend an.
»Ist was?«
»Ja«, sagte ich. »Wir sind nicht mehr allein. Wie ich es mir gedacht habe. Es ist für die andere Seite wichtig, dass wir zu zweit sind. Sie können sich freuen.«
»Das kann sein. Aber wen hast du gesehen?«
»Einen Mann.«
»War er ein Vampir?«
»Das konnte ich nicht erkennen. Aber er hätte durchaus zur anderen Seite gehören können.«
»Das ist nicht gut.« Mara schüttelte den Kopf. »Wir müssen uns etwas einfallen lassen.«
»Hast du einen Vorschlag?«
»Ja. Ich denke, dass wir hier weg müssen, bevor wir eingekesselt sind. Das könnte schlimm werden.«
»Und wohin?«
»Ich weiß es nicht. Erst mal raus, falls sie wiederkommen und anfangen zu suchen.«
»Das brauchen sie nicht. Sie wissen Bescheid, denke ich, und ich glaube nicht, dass es ein Spaß werden wird.«
»Hast du denn eine Idee?«
»Weiß nicht. Die Schule vielleicht?«
»Ist dort nicht ihr Nest?«
»Keine Ahnung. Ist aber vorstellbar.«
»Dann frage ich dich noch einmal,
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