1789 - Der Fluch aus dem Norden
»Tatsächlich?«
»Nun ja. Gejubelt hat sie nicht, aber das habe ich auch nicht erwartet.«
»Kann man auch nicht.«
»Sie drückt uns die Daumen.«
»Das ist super.«
Noch wussten wir nicht, wann wir starten konnten. Ich hatte erfahren, dass die Seabird am nächsten Tag in Hammerfest anlegen würde, und bis dahin mussten auch wir es schaffen, an Bord zu kommen. Mit einem Flugzeug war das möglich, und Sir James würde uns aufgrund seiner Verbindungen den Weg ebnen.
Es war Sir James, der eine Minute später das Vorzimmer betrat. Seinem Gesichtsausdruck sahen wir an, dass er gute Nachrichten für uns hatte.
»Und?«, fragte ich.
»Es geht alles in Ordnung. Sie können heute von London nach Oslo fliegen. Und von dort gibt es auch die Sommerverbindung bis nach Hammerfest.«
»Hört sich gut an.«
»Das ist es auch.«
»Und was ist mit dem Schiff?«
»Keine Angst, John, auch das habe ich geregelt. Ihre Kabine ist gesichert. Sogar mit Balkon. Und ich habe den Kapitän auch informiert.«
Ich bekam große Augen. »Wie weit ist er denn eingeweiht worden?«
»Nur dass Sie als Yard-Beamte an Bord sind und damit rechnen, dort jemanden zu treffen, den Sie verhaften müssen.«
»Das hat er akzeptiert?«
»Was sollte er machen?«
»Stimmt auch wieder.«
»Der Mann heißt übrigens Donald Winter.«
»Passt«, sagte ich. »Der Winter.« Ich grinste. »Schließlich fahren wir in die Kühle, obwohl dort noch immer Sommer herrscht.«
»Aber da kann im August schon Schnee fallen«, sagte Glenda mit spitzer Zunge.
»Klar«, sagte ich. »Ich friere jetzt schon. Aber besser Kälte als Hitze, denn gegen Kälte kann man etwas tun und sich anziehen. Bei Hitze habe ich ein Problem.«
»Bitte nicht!« Glenda rief es und rang die Hände. »Bitte nicht ausziehen.«
»Den Gefallen würde ich dir nicht tun.«
Sie rollte mit den Augen. »Gefallen, mein Lieber. Davon hat nun wirklich niemand gesprochen …«
***
Es lief alles wie am Schnürchen. Es gab keine Probleme. Wir erreichten Hammerfest und hatten kurz vor der Landung unsere Blicke schweifen lassen.
Es war eine raue Gegend. Eine Landschaft ohne Bäume, die trotzdem grün war, wobei immer wieder graue Felsen hervorschauten.
Wir hatten auch die zahlreichen kleinen Inseln vor der Landzunge gesehen, hatten verschieden große Fjorde bewundern können und den Schnee gesehen, der auch in flacheren Regionen nicht ganz abgetaut war.
Die Maschine schwankte ein wenig nach links und rechts, bevor der Pilot es schaffte, sie auf der schmalen Piste aufzusetzen. Wir rollten aus und atmeten auf, denn es war nicht jedermanns Sache, mit einer kleinen Propellermaschine zu fliegen.
Wir waren zuvor dicht über der Stadt geschwebt und hatten einen Blick auf den Hafen werfen können. Dort hatten wir auch unser Schiff an der Anlegestelle gesehen. Es war weiß gestrichen und machte einen tollen Eindruck. Wir würden am späten Nachmittag oder am frühen Abend auslaufen, die genaue Uhrzeit war uns nicht bekannt.
Zusammen mit fast dreißig anderen Passagieren verließen wir die Maschine. Es gab auch so etwas wie eine Passkontrolle, und es stand für uns ein Beamter bereit, der uns bis zur Zollkontrolle begleitete und auch noch darüber hinweg.
Der Mann hieß Ole Olbring, hatte ein offenes Jungengesicht und strohblonde Haare. Vom Namen her kannte er mich, denn mein letzter Norwegen-Einsatz hatte sich herumgesprochen.
»Und was haben Sie jetzt auf dem Schiff zu tun?«, wurde ich gefragt.
»Das wissen wir noch nicht genau.«
Er schaute mich an, als würde er mir kein Wort glauben. »Geht es denn um Monster?«
»Wie gesagt, ich habe keine Ahnung.«
»Sie dürfen nichts sagen.«
»Wenn Sie das meinen.«
»Ja, ja. So denke ich. Ich möchte nicht, dass Sie sich groß wundern, denn ich werde die kleine Reise ebenfalls mitmachen, Mister Sinclair.«
»Ach, auf dem Schiff?«
»Wo sonst?«
»Das ist nett.«
»Meinen Sie?«
»Klar.«
Olbring lachte nur. Seinen Volvo hatten wir inzwischen erreicht, und er ließ uns einsteigen. Unsere Reisetaschen verschwanden im Kofferraum, danach ging es auf dem direkten Weg zum Hafen, wo die Seabird auf uns wartete.
Die Passagiere hatten Zeit für einen Landgang bekommen. Deshalb sah das Schiff recht leer aus.
Ole Olbring ließ uns aussteigen. Er selbst blieb noch im Wagen sitzen. »Wir nehmen dann Kontakt auf, wenn Sie auf dem Schiff sind.«
»Ja, machen wir.«
Damit waren wir entlassen.
Über einen Plankenweg konnten wir unten in den Bauch des
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