179 - Der rote Tod
nach Brighton zu fahren.
»Nach Brighton? Was sollen wir denn da?« fragte die Frau verblüfft. »Ein paar Tage ausspannen.«
»Gordon hat Schule.«
»Man wird ihn entschuldigen«, sagte Lukas.
»Und was ist mit Vilma?«
Ich sah den alten Mann fragend an. »Vilma ist unsere Tochter«, erklärte James Lukas. »Gordons Mutter.« Er wandte sich wieder an seine Frau. »Ich werde sie anrufen und sie von unserem Vorhaben in Kenntnis setzen. Geh und hol den Jungen.«
»Keinen Schritt tue ich, ehe ich nicht weiß, was diese… diese überstürzte Flucht zu bedeuten hat. Hat sie mit deinem Alptraum zu tun?«
»Indirekt ja.«
»Sind wir in Gefahr?«
Mr. Silver übernahm es, die Frau zu informieren. Wieder bettete er die Worte in suggestive Magie. Gwendolyn Lukas biß sich auf die Unterlippe.
»Ich… hole den Jungen…«, sagte sie schleppend.
»Und ich rufe inzwischen Vilma an«, sagte der weißhaarige Mann.
Seine Frau verließ den Raum, und er begab sich zum Telefon. Als er nach dem Hörer griff, klirrte plötzlich Glas. Eine große rote Faust durchschlug das Fenster.
Der rote Tod griff an!
***
Travis Cameron hatte das Gefühl, auf glühenden Kohlen zu sitzen. Er kam nicht schnell genug vorwärts. Ab und zu hupte er ungeduldig.
Der Autofahrer, den er überholte, ballte die Faust und streckte den Mittelfinger hoch. Das war eine Geste, die nicht mißzuverstehen war.
»Ja, du mich auch!« rief der Reporter des Satans und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Armleuchter. Du weißt ja nicht, was auf dem Spiel steht.«
Er ignorierte die Bodenmarkierung, denn sie wollte ihn zwingen, rechts abzubiegen. Er aber mußte geradeaus weiter. Zum Glück war kein Streifenwagen in der Nähe, sonst hätte man ihn gestoppt.
Er setzte sich vor einen Chrysler und hinter einen Porsche, und von nun an ging es flott dahin. Zügig kamen die drei Fahrzeuge voran. Der Chrysler schwenkte nach einer Weile ab, und als sich die Straße gabelte, fuhr der Porsche rechts, während sich Travis Cameron links hielt.
Jetzt war es nicht mehr weit bis zur einstigen illegalen Mülldeponie.
***
»Ich kümmere mich um die Frau und um den Jungen!« rief Mr. Silver und startete.
James Lukas riß die Hand zurück, als hätte der Telefonhörer ihn gebissen. Er fuhr herum, und was er sah, war diesmal kein Alptraum, sondern schreckliche Realität.
Die Faust Öffnete sich und streckte sich ihm entgegen. Er hob abwehrend die Hände und stieß einen entsetzten Schrei aus. Die Höllenklaue packte ihn, doch in meiner Hand lag bereits der magische Flammenwerfer.
Auf Knopfdruck stand mir ein Flammenschwert zur Verfügung. Die »Klinge« war einen Meter lang.
Das weißmagische Feuer schnitt über den Daumen der Höllenhand, die den alten Mann daraufhin losließ. James Lukas stürzte. Ich griff unter seine Arme und stellte ihn hastig auf die Beine.
»Schnell! Bringen Sie sich in Sicherheit!« schrie ich. »Raus aus diesem Raum!«
Er gehorchte, aber er kam nicht weit, denn eine zweite Faust durchschlug das Glas der Terrassentür, Ich sprang vor ihn, schützte ihn mit meinem Körper, und die Feuerlohe meines Flammenwerfers stach in die schleimige Handfläche.
Die Klaue des roten Todes klatschte auf den Boden, wurde weich wie Honig und verteilte sich nach allen Seiten, Nun schaffte es James Lukas, den Raum zu verlassen. Ich hörte draußen Gepolter auf der Treppe und Gwendolyn Lukas’ aufgeregte Stimme: »Beeil dich, Gordon! Mach schnell! Wir müssen raus aus dem Haus!«
Das Telefon läutete.
Das war wahrscheinlich Tucker Peckinpah, der uns mitteilen wollte, wo er für Mr. und Mrs. Lukas und deren Enkel reserviert hatte.
Ich konnte den Anruf nicht entgegennehmen.
Der rote Tod quoll zum Fenster herein. Auch durch die Terrassentür kam er. Er schien das ganze Wohnzimmer füllen zu wollen, und bei dieser Gelegenheit sollte ich ihm zum Opfer fallen. Er schwappte über das Telefon und brachte es zum Verstummen, und im nächsten Moment schossen aus zwei verschiedenen Richtungen dicke Schleimlanzen auf mich zu.
Blitzschnell wand sich die eine um meine Beine, und die andere preßte mir die Arme gegen den Körper.
Ich war kampfunfähig!
***
Travis Cameron stoppte den Wagen und stieg rasch aus. Er beugte sich in den Fond, schlug den Trenchcoat zurück und griff mit beiden Händen nach der Pumpgun.
Entschlossen zog er den Schaftlader durch; die erste Patrone sprang in den Lauf. Jetzt war die Waffe schußbereit.
Der Reporter des Satans suchte Tony Ballard
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