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179 - Gefangene der Traumzeit

179 - Gefangene der Traumzeit

Titel: 179 - Gefangene der Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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winkte.
    Yasef bedeutete Aruula mit einer einladenden Geste, sich ihm anzuschließen.
    »Die Herren schätzen den Bestand der Bibliothek auf zweihunderttausend Bände.« Der Graf deutete zu Boden.
    »Unter diesem Stockwerk befindet sich ein weiteres, das jedoch stellenweise eingestürzt ist…«
    Der Bibliothekar und der Magier nickten. »Wir arbeiten dort unten mit zehn Mann… Wir kommen zwar gut voran, aber … wenn wir Pech haben und das Buch, das wir suchen, irgendwo unter den Trümmern liegt…«
    »In elf Stunden kann niemand es finden.« Der Graf trat aufgebracht mit dem Fuß auf den Boden. Staub wirbelte auf.
    »Danke, meine Herren.«
    Die beiden Herren nickten, nahmen zwei Leuchten und machten sich wieder an ihre Arbeit.
    ***
    Vor dem Zelt des Grafen fiel Aruula auf, dass das Feuer der Wache in der Zeit ihrer Abwesenheit um keinen Millimeter kleiner geworden war.
    Ehe sie ihrer Verwunderung Ausdruck verleihen konnte, näherte sich ihnen ein junger Offizier, der die Hacken zusammenknallte und den Grafen bat, mit dem Hauptmann sprechen zu dürfen.
    Graf Zarrat gestattete es. Er und Aruula gingen in sein Zelt zurück. An der Tafel winkte er dem männlichen Lakaien und raunte ihm etwas ins Ohr.
    Kurz darauf servierte er ihnen einen köstlichen Likör. Er wärmte sämtliche Körperzellen und versetzte Aruula in eine fröhliche Stimmung, obwohl sie nur daran nippte.
    Einige Minuten später trat der Hauptmann ein und tuschelte mit dem Grafen. Dessen Miene verfinsterte sich. Als Yasef fertig war, knurrte Zarrat aufgebracht.
    »Was ist passiert?«, fragte Aruula interessiert.
    »Der Baron, der die Nachricht von der Entdeckung der Alten Bibliothek überbrachte, hat die adeligen Herren in meinem Tross offenbar informiert, dass uns wohl nur noch der Angriff bleibt, um Xordimors Freilassung zu verhindern. Offenbar war ihr Eid, eher in den Tod zu gehen, als dieser Bestie die Freiheit zu schenken, nur ein Lippenbekenntnis, denn sie haben sich abgesetzt.«
    »Diese feigen Heuchler!«, fauchte Hauptmann Yasef.
    »Nun bin ich allein«, seufzte Zarrat. »Meine Haudegen haben sich aus dem Staub gemacht.« Er wollte auf den Boden spucken, unterließ es jedoch angesichts des kostbaren Teppichs.
    »Ihr wisst, dass Ihr auf mich zählen könnt, Durchlaucht«, sagte Yasef.
    »Ich danke Euch.« Zarrats trauriger Blick fiel auf Aruula.
    »Dann sind wir – diese Jungfer eingerechnet – immerhin schon zu dritt. Und ich weiß auch schon, wer sich als Vierter zu uns gesellt.«
    Aruula schaute den Grafen erstaunt an. Sie war bereit gewesen, ihm ihre Hilfe anzubieten. Dass er jedoch einfach über sie verfügte, passte ihr überhaupt nicht. Sie fühlte sich ausgenutzt. Hatte sie etwa keinen eigenen Willen?
    »Graf Zarrat…«
    Zarrat schaute sie an. »Das Glas, aus dem Ihr gerade getrunken habt«, sagte er, »enthielt eine Substanz, die Euch nach Ablauf von zwölf Stunden einen langsamen und qualvollen Tod sterben lassen wird.«
    »Was?« Aruulas Kinnlade sank herunter. Sie traute ihren Ohren nicht. Auch der Hauptmann stierte seinen Herrn ungläubig an.
    »Das Gegenmittel könnt Ihr Euch verdienen, indem Ihr an unserem Kommando teilnehmt, Gnädigste.«
    Es hätte nicht viel gefehlt und Aruula hätte ihr Schwert gezogen. Doch erstens würde Yasef es verhindern, wenn sie seinen Grafen angriff. Zweitens würde es ihren Tod bedeuten, denn ohne das Gegenmittel war sie verloren.
    Andererseits… Ihr kam plötzlich ein verwegener Gedanke.
    Der Weiße Ritter hatte gesagt, dass sie Prüfungen zu bestehen hatte. Wäre also eine Möglichkeit nicht die, dass sie einfach auf seine Regeln pfiff? Was würde ihr passieren, wenn sie sich auf dem Absatz umdrehte und das Zelt verließ? Würde Graf Zarrat die Wache rufen, um sie aufspießen zu lassen? Wenn dies nicht die Wirklichkeit war – und daran zweifelte sie stark –, dann würde sie doch auch nicht sterben… oder?
    Aruula beugte sich vor und fauchte: »Was wird die hinter allem stehende Macht tun, wenn ich mein Schwert ziehe und es Euch in den Bauch ramme? Zeigt Ihr so Eure Dankbarkeit?«
    Graf Zarrat stieß einen leisen Schrei aus und sprang zurück.
    Seine Hand zuckte an seinen Gurt, an dem sich die schwarze Tasche mit dem Giftdornspeier befand.
    Schon hatte Aruula ihr Eisen in der Hand, doch der Hauptmann schob sich, die eigene Klinge in der Rechten, vor den Grafen und knurrte: »Nur über meine Leiche!«
    Aruulas Schwert krachte gegen das seine. Der Graf sprang zurück. Aruula sichtete die

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