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179 - Gefangene der Traumzeit

179 - Gefangene der Traumzeit

Titel: 179 - Gefangene der Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Schusswaffe in Zarrats Griff. Ihr rechtes Bein flog hoch und prellte ihm das pistolenähnliche Ding aus der Hand.
    Nicht schnell genug! Das leise Puffen eines Abschusses ertönte. Schnell sprang Aruula zurück, während die Dornen harmlos in die Decke fuhren. Die Sekunde der Ablenkung genügte Yasef aber für einen Vorstoß. Seine Klinge zerfetzte den Umhang über ihrer linken Schulter und biss in ihre Haut.
    Der Schmerz war heftig. Rotes Blut quoll hervor…
    ***
    Aruula fuhr mit einem Schrei hoch und riss die Augen auf.
    Rotes Blut spritzte aus ihrem Oberarm. Sie schaute fassungslos zwei neben ihr am Boden hockende Männer an, die so ganz anders aussahen als Graf Zarrat und der Hauptmann.
    Beide reagierten erschreckt auf die aufgeplatzte Haut und das Blut, doch allem Anschein nach waren sie darauf vorbereitet: Der eine Mann hielt sie fest, der andere rieb einen grünen Pflanzenbrei auf ihre Wunde und verband den Arm routiniert mit weißem Leinen.
    ***
    Rotes Blut… spritzte aus der Wunde, und Aruula stieß einen erschreckten Schrei aus.
    Dass der Hauptmann sie nicht töten wollte, erkannte sie daran, dass er nach hinten auswich und den freien Arm ausstreckte, um den Grafen daran zu hindern, sich in den Kampf einzumischen.
    »Seid Ihr verletzt?« Yasefs Stimme klang aufrichtig besorgt.
    Aruula ließ ihr Schwert sinken. Es war nur ein Kratzer, doch eine Zofe, die beim Stieben der ersten Funken in Deckung gegangen war, näherte sich schon mit Salbe und Verbandszeug.
    »Es war dumm von mir, das Schwert zu ziehen«, sagte Aruula. »Ich war wütend.« Sie schaute Graf Zarrat an. »Ich wäre auch ohne Eure Erpressung mitgegangen. Ihr hättet Euch das Gift sparen können!«
    Zarrat zog die Schultern hoch. »Mag sein. Aber unter den gegebenen Umständen werdet Ihr nun bestimmt keine kostbare Minute mehr vertrödeln, Gnädigste.«
    Aruula wartete, bis die Zofe sie verbunden hatte.
    Dann ging sie hinaus, innerlich kochend vor Wut.
    ***
    Obwohl die Lichtverhältnisse sich zu keiner Stunde änderten, begann der Tag hier, sobald die Uhrwerke die siebente Stunde anschlugen.
    Zur sechsten Stunde stand Aruula – zu ihrem Erstaunen noch immer hellwach – mit drei Männern auf der anderen Seite des Turmes. Vor ihr gähnte ein Abgrund. Er war so steil, dass ein Blick in die Tiefe ihr größtes Unbehagen einflößte.
    Irgendwo da unten rauschte und toste ein Strom, in dem es, wenn Theopheel, der Vierte im Bunde, die Wahrheit sprach, von gefräßigen Reptilien nur so wimmelte.
    Dass man sich abseilen musste, um in einen Turm hinauf zu steigen, war ungewöhnlich. Doch Hauptmann Yasef hatte es ihr erklärt: »Leider verhindert der Bann auch, dass wir das Stahltor öffnen und in den Turm eindringen können.«
    Vor drei Nächten hatten Yasefs Pioniere in der Schlucht hinter dem Turm etwas gesichtet, das sich als Hintertür nutzen ließ: ein Abflussrohr, groß genug, um es als Einstieg in die Eingeweide des Turms zu nutzen. Es ragte etwa zwanzig Meter unter dem Bauwerk aus der Felswand.
    Theopheel schüttelte sich. Er hatte schon angedeutet, dass er sich nicht freiwillig gemeldet hatte. Über den Grund seiner Teilnahme schwieg er, doch Aruula genügte der böse Blick, mit dem Zarrat ihn musterte, um zu sehen, dass Theopheel und er sich nicht grün waren.
    Im Moment schaute sie jedoch den behelmten Söldnern zu, die am Rand des Abgrunds hockten und das Seil überprüften, das von einer in den Boden geschlagenen Eisenstange in die Tiefe baumelte.
    Seit sie hier angekommen war, hatte Aruula keinen Hammerschlag gehört. Sie musterte die hageren Söldner am Abgrund. Unter ihnen war keiner, dem sie zugetraut hätte, diese dicke Stange in den steinigen Boden zu rammen.
    Ihr kam ein unbehaglicher Verdacht, und sie schaute sich argwöhnisch zu Theopheel um.
    »Wir sind also nicht das erste Himmelfahrtskommando, was? Oder will mir jemand weismachen, dass die Stange dort schon immer da war?«
    Theopheel wollte ihr antworten, doch ein Blick des Grafen brachte ihn zum Schweigen. Sie waren also tatsächlich nicht die Ersten, die sich in die Schlucht abseilten. Was war aus den Angehörigen der anderen Gruppe geworden? Hatte man sie ertappt und aufgerieben? Oder waren sie abgestürzt?
    Aruula lugte in den Abgrund. Da unten war alles stockfinster; man konnte nichts erkennen. Sie hörte nur das Rauschen großer Wassermassen.
    Yasef wurde als Erster abgeseilt. Dann war Theopheel an der Reihe. Aruula folgte als dritte. Offenbar wollte der Graf verhindern,

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