1791 - Die Brut
auch die inneren Verletzungen ... Nein, du bist anderer Meinung?"
Gonkers hatte zu der Bemerkung von Belavere Siems den Kopf geschüttelt.
„Wir wissen nichts über die Art und Schwere dieser inneren Verletzungen", sagte er.
„Milzruptur, Leberstauchung, Erhöhung des Pfortaderdrucks, Verletzungen an den Herzkranzgefäßen, der Bauchspeicheldrüse - was weiß ich." Er lächelte ziemlich kläglich. „Ich habe zwar eine medizinische Zusatzausbildung, aber deswegen bin ich kein Spezialist für innere Medizin. Normalerweise wird so eine Diagnose von einem dafür spezialisierten Roboter erarbeitet, der auch die Therapievorschläge liefert. Ich weiß nicht, wie ich ihm in dieser Lage helfen könnte."
Reginald Bull lag inzwischen auf dem Rücken. Er atmete flach, seine Gesichtsfarbe war extrem hell, es sah fast so aus, als habe er kaum noch Blut in den Adern. Er war ohne Bewußtsein.
Dino Gonkers mußte nur in die Gesichter seiner Kameraden blicken, um zu sehen, wie es um sie bestellt war. Fink Petticul von den Chimären verschleppt - was die mit ihm machen würden, wagte Gonkers sich nicht einmal vorzustellen -, dazu Bully offensichtlich schwer angeschlagen.
Die anderen, er selbst, Belavere und Fherrl, waren mit ihren Kräften und mit ihren Nerven am Ende.
Gefahren zu überstehen, das waren sie in gewisser Weise durchaus gewohnt; das Team hatte manche kritische Situation im Verlauf der Ereignisse bewältigt. Aber der jetzt herrschende unbarmherzige und niemals wirklich nachlassende Streß setzte ihnen unerhört zu und erschöpfte die ohnehin nicht großen Reserven.
„Wir müssen etwas für Fink tun", sagte Belavere Siems leise. „Wir können ihn doch nicht einfach diesen Monstren überlassen. Sie werden ihn umbringen, ganz bestimmt."
Fherrl Checkert preßte die Lippen aufeinander. Ihr schmal gewordenes Gesicht wirkte dadurch noch härter und abweisender.
„Wahrscheinlich haben sie ihn schon längst umgebracht", stieß sie halblaut hervor. „Wir können nichts mehr für ihn tun. Wir wissen ja nicht einmal, wo wir nach ihm suchen sollten. Wo immer er sein mag - in seiner Nähe sind ganz bestimmt auch etliche dieser Bestien. Und wie gefährlich die sind ..."
Dino Gonkers kaute auf seiner Unterlippe.
„Wie man es auch dreht und wendet", murmelte er, „wenn, dann können wir nur für einen von beiden etwas tun, entweder suchen wir nach Fink, dann müssen wir Bully in dieser Verfassung hier zurücklassen. Wenn ihn diese Kreaturen dann finden ... Oder wir kümmern uns um Bully, der immerhin noch lebt, dann müssen wir notgedrungen Fink im Stich lassen."
Er senkte den Kopf, um die anderen nicht sehen zu lassen, wie sich seine Augen mit Tränen füllten. Er hatte mit manchen Schrecknissen und Gefahren gerechnet, als er sich für die zweite Expedition der BASIS zur Großen Leere gemeldet hatte, aber niemals hatte er angenommen, daß er einmal in einer derartigen Zwangslage stecken würde.
„Es sei denn, wir teilen uns", merkte Fherrl Checkert an. „Du bleibst bei Bully, immerhin bist du der einzige, der wenigstens über ein paar medizinische Kenntnisse verfügt. Und Bela und ich, wir versuchen, Fink zu finden und aus den Händen der Bestien zu retten."
„Zwei gegen mehrere hundert?" fragte Dino Gonkers skeptisch.
Es war vielleicht eine traditionell begründete Eigenart der Arkoniden, solche Probleme vornehmlich mit den Mitteln einer eiskalten Logik zu behandeln. Fherrl gab eine Probe davon, als sie sagte: „Gegen die Übermacht haben wir so oder so keine Chancen. Mit diesen Prügeln können wir sie uns vielleicht ein paar Augenblicke vom Leibe halten, aber spätestens danach haben sie uns - ob wir nun zusammenbleiben, uns trennen oder ob jeder für sich versucht, sich durchzuschlagen. Und wenn wir auf diesem verdammten Planeten ohnehin draufgehen sollen, wenn uns das nun einmal beschieden ist, dann lege ich Wert darauf, auf eine Weise zu sterben, die meinem Stil entspricht. Ich werde jedenfalls ganz bestimmt nicht hier herumsitzen und untätig darauf warten, von diesen Bestien zerrissen zu werden. Dann lieber bei dem Versuch umkommen, einem Kameraden zu helfen!"
Ihre Worte hatten etwas für sich; Gonkers fühlte sich von dieser Kaltblütigkeit berührt.
„Ist es dabei wichtig, um welche Kameraden es sich handelt?"
Die Arkonidin schüttelte den Kopf. Normalerweise flogen bei dieser Bewegung ihre langen blonden Haare, aber jetzt klebten sie an ihrem Kopf wie ein fahler Belag fest.
„Nein", sagte sie
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