1794 - Die Zombie-Braut
mir glauben. Es ist alles gut vorbereitet.«
»Nein.«
Sie zuckte mit den nackten Schultern, denn sie hatte das Badetuch fallen lassen. »Denk immer daran, dass es um mich geht, mein Freund. Ich bin diejenige, die alles in die Wege geleitet hat.«
Er sah zwar seine Freundin nackt vor sich, blieb aber cool und konnte sogar kontern.
»Du?«
»Wer sonst?«
»Der Typ, der dich in die Kirche gebracht hat. Dein angeblicher Vater, oder?«
»Ich sehe ihn als Vater an. Er kann Menschen so wunderbar beschützen, wenn er will.«
»Mag sein. Ich jedenfalls will nichts mit ihm zu tun haben.« Dirk drehte sich auf der Stelle um. Ihn interessierte auch die nackte Freundin nicht mehr. Er ging in den Wohnraum und ließ sich auf die Couch fallen, die nicht weit vom Fenster entfernt stand.
Er wusste selbst nicht, ob er sich richtig verhalten hatte, doch das war ihm im Moment egal. Er hatte nur keine Lust mehr, in der Nähe der jungen Frau zu sein. Das würde er ihr sagen, und wenn sie vernünftig war, dann würde sie das auch verstehen.
Er wusste nicht, ob er seinen Plan in die Tat umsetzen konnte. Eigentlich wäre es für ihn das Beste, wenn er seine beiden Koffer packte und verschwand. Nicht nur von hier, sondern auch aus dem Leben der Horrorfrau.
Das war es. Maria Alvez war für ihn zu einer Horrorfrau geworden, obwohl sie nicht den Eindruck machte, als sie jetzt das Bad verließ und auf ihn zu kam.
»Was willst du?«, fragte er die Nackte.
»Dich!«
»Und dann?«
»Ich will ein Kind! Ja, ich will ein Kind. Ob es dir nun passt oder nicht.«
Er sprang hoch. Plötzlich sah er nur eine Möglichkeit, sich zu wehren. Durch Worte schaffte er es nicht mehr. Er musste Taten folgen lassen. Er streckte ihr seine rechte Hand entgegen und zischte ihr zu: »Solltest du irgendwas versuchen, werde ich dich niederschlagen. Das kann ich dir versprechen.«
Maria schüttelte den Kopf. »Du wirst gar nichts tun. Du wirst nur das machen, was ich will.«
»Nein!«
»Aber sicher doch!«
Sie hatte die Antwort lässig ausgesprochen, und da hätte er eigentlich gewarnt sein müssen, was aber nicht der Fall war oder er ihre Worte einfach überging.
Er wollte sie zur Seite stoßen, aber sie war schneller. Plötzlich packte sie zu, riss ihn zu sich heran, trat eines seiner Standbeine zur Seite, sodass er umkippte und von ihr noch einen Stoß erhielt, der ihn zu Boden schickte.
Er fiel auf den Rücken und schlug mit dem Hinterkopf auf. Der Schmerz jagte bis in die Stirn, er verlor den Überblick und musste zwei Schläge gegen seinen Kopf hinnehmen.
Sein Widerstand war gebrochen.
»Alles klar?«, fragte Maria.
»Muss ja.«
»Dann ist es gut.« Sie kicherte. »Ich jedenfalls habe nichts vergessen. Ich will Nachwuchs. Ich will nicht, dass wir aussterben, und es ist ein erster Versuch, ob wir auch auf diese menschliche Art und Weise überleben können.«
Dirk lag auf dem Rücken. Er hatte jedes Wort gehört und kam sich jetzt vor wie ein Gegenstand, den man gebrauchte, um ihn dann wieder in die Ecke zu stellen.
»Hast du alles begriffen?«
»Ja.«
»Dann komm.«
»Und wohin?«
»Ins Bett.« Sie lachte rau. »Wo macht es wohl am meisten Spaß, das Zeugen der Kinder?«
»Keine Ahnung, ich bin solo.«
»Das kannst du auch bleiben.« Da ihr der Mann zu langsam reagierte, bückte sie sich und streckte einen Arm aus. Diesmal schlug sie nicht zu, sondern zerrte ihren Bräutigam auf die Beine, der nichts dagegen unternehmen konnte.
Er wurde in den Nacken gepackt wie eine Katze, die man wegschleppt. Der Weg war nicht weit, denn das Schlafzimmer grenzte an den Wohnraum. Es gab sogar einen offenen Durchgang, und den ließ die Frau auch offen.
Sie war schon ausgezogen. Dirk war es nicht. Und das passte ihr nicht. Sie stand vor ihm, fuhr mit ihren gespitzten Fingern durch die Haare und sprach einen bestimmten Befehl.
»Zieh dich aus!«
Dirk zuckte zusammen. »Was soll ich?«
»Dich ausziehen!«
»Und dann?«, fragte er mit leichter Zitterstimme.
»Werde ich versuchen, dafür zu sorgen, dass wir beide noch mal viel Spaß haben …«
***
Für Harry Stahl war es wichtig, dass man ihn nicht sah. Weder von außen noch von innen, deshalb hatte er sich geduckt. So konnte ihn niemand sehen, der am Balkon vorbei schritt. Von innen war er besser zu erkennen, auch wenn eine Gardine vor den Scheiben hing.
Er wartete und er fragte sich, worauf er wartete. Darauf, dass sich sein Kollege meldete und ihm erklärte, wie es bei ihm weiterging, denn es
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