1795 - Der Beißer
durchsucht, wobei Suko in der oberen Etage gewesen war und ich hier unten. Beide hatten wir nichts gefunden, was uns hätte in diese Lage bringen können.
Ich war ja nicht allein hergekommen. Dass ich auf dem Boden lag, hatte ich schon festgestellt. Wie war es meinen Freunden Suko und Wladimir ergangen?
Dann gab es noch diese Wanda, die Wladimir beschützen sollte. Bei diesem Gedanken stockte ich. Sie hätte es tun können, und dann musste sie sich in einem anderen Zustand befinden als ich. Aber zuvor wollte ich wissen, wie es um meinen Freund Suko stand. Von ihm hörte und sah ich nichts. Ich ging deshalb davon aus, dass ich meine Lage verändern musste, was auch sehr schnell passierte und ich Suko sehen konnte.
Er lag ebenfalls am Boden und er sah nicht aus, als wollte er sich erheben. Ich sprach ihn auch nicht an, weil ich abgelenkt wurde, denn es gab Personen hier im Haus, die sich unterhielten. Ich hörte Stimmen, aber es war nicht möglich, die Menschen zu verstehen. Ich bekam nicht mit, was sie sagten. Da schien irgendwas in meinem Kopf nicht mehr richtig zu funktionieren.
Wer sprach da?
Eine Frau, das war zu hören. Die Stimme kannte ich. Sie gehörte Wanda. Und sie unterhielt sich mit einem Mann, dessen Stimme ich nicht kannte. Ich verstand auch nicht, was sie sagten, weil sie Russisch sprachen. Da kam einiges zusammen, aber am schlimmsten empfand ich meinen Zustand. Ich merkte auch keine Besserung, denn ich war träge, und dann spürte ich einen Geschmack im Mund, der einfach widerlich war. Woher er stammte, war mir auch klar. Von dem Zeug, das mich in diesen Zustand versetzt hatte. Was es gewesen war, wusste ich nicht, aber ich wusste, dass etwas passiert war und dass jemand dafür die Verantwortung trug.
Es gab nur eine.
Wanda, die Leibwächterin. Sie war diejenige, die noch in unserer Nähe gewesen war und der wir vertraut hatten.
Es war ein Fehler gewesen, denn jetzt konnte sie mit uns machen, was sie wollte.
Aber noch redete sie …
***
Der Beißer hatte die Frage gehört, aber er gab keine Antwort, sondern stand leicht gebückt da und schien zu lauschen und sich zugleich Gedanken zu machen.
»He, was soll die Frage?«, zischte er.
»Wie ich sie gestellt habe. Ob du auch kugelfest bist.«
»Und warum sollte ich das sein?«
Wanda amüsierte sich. »Du hast doch voll auf Rasputins Kraft gesetzt.«
»Aha, daher weht der Wind.«
»Genau. Hast du es nun oder hast du es nicht?«
Der Beißer lachte. Dann gab er die Antwort. »Alles, was ich bin, verdanke ich Rasputin. Ich bin sein Geschöpf. Ich bin mit seinem Blut getauft. Ich bin unterwegs, um ihn von seinen Feinden zu befreien. Und das werde ich auch durchziehen.«
»Ich weiß. Aber du bist kein Vampir – oder?«
»Genau. Ich mag nur Blut. Und wer sich mir in den Weg stellt, der wird vernichtet.«
»Das weiß ich«, flüsterte Wanda.
»Dann ist es ja gut.«
»Nein, nichts ist gut, gar nichts. Allmählich komme ich der eigentlichen Sache näher. Kannst du dich an den jungen Mann erinnern, der sich dir in den Weg gestellt hat?«
»Wieso?«
»Er war fast noch ein Kind!«, zischelte Wanda. »Du hast ihn getötet, weil er dich sah und dich sogar angesprochen hat. Es war im Park der Klinik, den du ja öfter durchstreift hast.«
»Ja, schon.«
»Und dieser Junge hat dich gesehen.«
»Sein Pech. Ich musste ihn aus dem Weg schaffen.«
»Auch das weiß ich. Du hast den Jungen in eine Abfallgrube geworfen, nicht weit von der Klinik entfernt. Man hat ihn gefunden, bevor er verwesen konnte, und man konnte ihn identifizieren.«
»Das ist mir egal.«
»Ja, das weiß ich. Nur mir ist es nicht egal. Deshalb habe ich dich gesucht und auch gefunden.«
»Und was soll das?«
»Ich will es dir sagen. Dieser junge Mann war mein Bruder. Ich habe versprochen, auf ihn aufzupassen. Leider ist es mir nicht gelungen, ich konnte das Versprechen nicht einhalten. Mein Bruder wurde ermordet. Aber ich habe mir geschworen, den Mörder zu stellen, und das ist mir jetzt gelungen. Es hat lange genug gedauert. Es hat mich auch viel Arbeit und Mühen gekostet, doch jetzt habe ich dich, und ich werde ganz allein mit dir abrechnen. Ich wollte dich nur fragen, ob du auch kugelfest bist, aber das glaube ich nicht.«
Horvath war sprachlos geworden. Allerdings hielt dieser Zustand nicht lange an. Er schüttelte den Kopf, dabei musste er lachen, und dann war er in der Lage, eine Frage zu stellen.
»Und das alles soll ich dir glauben?«
»Das ist mir egal. Ich habe
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