1797 - Das zweite Ich der Laura Dern
dabei. Das hatte sie in den Jahren nicht abgelegt. Ihrer Frisur war sie treu geblieben. Wie immer trug sie die Haare kurz geschnitten. Zu vergleichen mit einem Männerschnitt. Und auch ihr Outfit hatte sie nicht gewechselt. Wie früher trug sie auch jetzt eine Hose aus Leder und eine Jeansjacke mit einigen Stickereien. Das war eben ihr Stil. Manchmal hatte sie die Haare rot gehabt, an diesem Tag waren sie wieder dunkelblond gefärbt.
»Mit Laura Dern ist was«, sagte Bill.
»Und was?«
»Das müssen wir herausfinden.«
Alex King wedelte mit den Händen. »Aber es ist nichts Normales, sage ich mal. Man kann es schon als ungewöhnlich oder außergewöhnlich bezeichnen.«
»Wieso?«, fragte Bill.
Sie tat erstaunt. »Weißt du das nicht?«
»Nein, Alex. Das müssen wir herausfinden.«
»Du hast einen Verdacht?«
»Klar.«
»Und welchen?«
»Darauf kann ich dir keine Antwort geben.«
»Oder willst du nicht?«
»Quatsch. Ich weiß es eben nicht. Verstehst du? Deshalb sind wir ja unterwegs.«
»Klar. Du willst dir Sicherheit verschaffen. Wie ich dich allerdings einschätze und Laura Dern gleich mit, ist ihr Verhalten für dich nicht normal.«
»Genau.«
Alex rieb ihre Hände. »Jetzt wird es spannend. Was tut sie denn?«
»Kann ich dir auch nicht sagen. Aber sie scheint für bestimmte Vorgänge verantwortlich zu sein. Wir müssen in ihrem Fall wirklich mit allem rechnen.«
»Was heißt das?«
»Auch mit Toten.«
Die Journalistin sagte nichts. Sie verzog nur ihre Nase. »Hört sich gefährlich an.«
»Man muss sich eben darauf einstellen.«
»Und wie?«
Bill zuckte mit den Schultern. »Ich lasse es darauf ankommen. Außerdem werden wir nicht allein sein, das kann ich dir auch schon mal sagen.«
»Ach ja? Wer kommt denn noch?«
»Ein Freund, der …«
»John Sinclair?«
»Genau der.«
Jetzt klatschte Alex in die Hände. Dabei ließ sie ein helles Lachen hören. »Das ist stark, Bill, echt. So lerne ich ihn auch mal kennen. Erzählt hast du ja schon oft von ihm.«
Bill nickte und grinste schmal.
»Treffen wir ihn?«, fragte sie.
»Das kann sein.«
»Da bin ich gespannt.«
Sie musste nicht mehr lange gespannt sein. Sie befanden sich bereits auf der Zufahrtsstraße zum Gelände des Studios. Der Himmel hatte seine helle Farbe längst verloren. Es wurde jetzt ständig dunkler. Da konnte man schon zuschauen.
Wenig später stand Alex King im Licht der Scheinwerfer und sprach in das Mikro, das außen am Tor angebracht war.
Man kannte sie, es gab keine Probleme, und das schwere Tor schob sich zur Seite.
Beim Einsteigen sprach sie Bill an. »Du musst langsam fahren. Man wird noch einen Blick in den Wagen werfen wollen.«
»Ach ja?«
»Das ist normal.«
Nachdem Bill den Porsche gestoppt hatte, erschien ein Mann und schaute an der Fahrerseite in den Porsche. Er kannte Bill natürlich nicht, und Alex erklärte ihm, dass sie einen Assistenten mitgebracht hatte.
»Gut, dann bekommt ihr zwei Ausweise.«
»Danke, Mister Norton.«
»Ach, keine Ursache.«
»Wenn man zu den Leuten nett ist, sind sie auch zu einem selbst immer nett.«
»Ja, ich weiß.«
Sie erhielten die Ausweise, die sie vor die Brust hängen konnten, dann fuhren sie wieder an.
»Wohin?«, fragte Bill.
»Wir warten in der Kantine. Da gibt es auch einen Parkplatz in der Nähe.«
»Okay, du bist der Boss.«
Da konnte Alex King nur lachen …
***
Suko und ich lachten nicht. Wir saßen in der Kantine, die den Charme einer Schlachthofhalle hatte, und warteten darauf, dass sich die Schauspielerin zeigte.
Das geschah nicht.
Mittlerweile stand bereits der zweite Kaffee vor mir, und er schmeckte ebenso schlecht wie der erste. Aber das kannte ich auch von anderen Kantinen her.
Der Raum hatte auch Fenster, die einen Blick nach draußen zuließen. Wir sahen einen Teil des Geländes und auch die Laternen, die bereits ihr Licht abgaben, denn der Sprung von der Dämmerung in die Dunkelheit vollzog sich schnell.
In der Dunkelheit sollte der Dreh beginnen, wobei wir damit rechneten, dass Laura Dern zuvor in die Kantine kommen würde. So war das mit der Crew vereinbart worden.
Sie kam nicht.
Das ärgerte uns.
Beide befürchteten wir, dass sie etwas über den Haufen geworfen haben konnte, und zu lange wollten wir nicht warten. Ein paar Meter entfernt saß eine Gruppe von Männern zusammen, die zur Filmcrew gehörten. Das hatten wir ihren Gesprächen entnommen, und es gab auch einen unter ihnen, der in immer kürzeren Abständen
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