Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1798 - Werkstatt des Lebens

Titel: 1798 - Werkstatt des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Besitzer wohl eher für eine Art von Dienstboten zum Beschaffen von Futter hielten.
    Michael Rhodan richtete sich auf und hob die Brauen.
    „Aufgepaßt!" rief er.
    Das dicke Ende der Fahne näherte sich wieder den beiden Sonnen, und dieses Mal schien der Weiße Zwerg vollständig darin zu verschwinden. Minutenlang war auf allen Orterschirmen - die Hyperortung ausgenommen - nichts mehr von dem Gestirn zu sehen. Einem schwarzen Loch nicht unähnlich, nahm der Hyperraum-Strukturriß unerbittlich alles in sich auf, was in irgendeiner Form existent war - Materie ebenso wie Energie.
    „Alarmstart!" rief Michael Rhodan heftig, als der Weiße Zwerg erneut auftauchte.
    Er hatte seine Farbe verloren, war nicht mehr zu sehen; nur die Materietaster konnten ihn noch erfassen, und was sie zeigten, ließ ein blitzartiges Verschwinden der Zuschauer ratsam erscheinen.
    Das atomare Fusionsfeuer im Inneren des Sterns war erloschen ...
    Die ungeheuren Energien, die bei der Kernfusion entstanden, hätten allein genommen den Stern auseinanderplatzen lassen müssen; die gewaltige Massenanziehung aber preßte diese Gluten wieder zusammen, so daß ein Gleichgewicht entstand - Zentrifugal- und Zentripetalkräfte hielten sich die Waage. Anders konnte kein Stern existieren.
    Jetzt aber war eine dieser Kräfte, der Explosionsdruck im Inneren, verschwunden; Milliarden von Tonnen Materie zogen sich gegenseitig an und verdichteten sich. Der Stern stürzte rasend schnell in sich selbst zusammen.
    Bei diesem Zusammensturz wurde Energie freigesetzt, die die Fusion wieder in Gang bringen konnte - dieses Mal aber nicht in einem neuen gleichmäßigen Kernbrand, sondern in einer ungeheuren Eruption von Kräften, die sich schlagartig in der Umgebung entluden.
    Die Schiffe beschleunigten mit Höchstwerten, während hinter ihnen die Sonne detonierte ...
    Für das, was sich bei diesem Sterntod im Bereich des Einstein-Kontinuums abspielte, waren die Schiffe weit genug entfernt und mit hinreichend starken Schirmfeldern ausgestattet. Aber die hyperenergetischen Entladungen konnten den Raumschiffen sehr wohl gefährlich werden.
    Michael Rhodan warf einen Blick auf die Belastungsanzeige der Schirmfelder und die Hyperortung.
    Eine ungeheure Hyperfront raste heran, erfaßte die MONTEGO BAY und schüttelte sie durch.
    Sämtliche Alarm- und Rettungssysteme waren von den Syntroniken hochgefahren worden, um Schiff und Besatzung vor den entfesselten Gewalten zu beschützen.
    Das Seltsame daran war, woran sich Raumfahrer zu Beginn ihrer Karriere zu gewöhnen hatten, daß die Insassen eines solcherart geschützten Raumschiffes von der Katastrophe gar nicht viel mitbekamen. Entweder hielten die Schirme und die Syntroniken funktionierten, dann änderten sich lediglich die Belastungsanzeigen auf den Kontrollinstrumenten.
    Oder die Absicherung versagte - und dann war es in aller Regel aus, im Bruchteil einer Sekunde. Dazwischen gab es nichts oder nur in den seltensten Fällen.
    Natürlich gab es Sicherheitsmargen, so daß die Belastungsanzeige durchaus die 100-Prozent-Marke übersteigen konnte, aber wenn die Belastung die tatsächliche Grenze überschritt, dann brachen alle Systeme zusammen, und das Schiff war vernichtet.
    „Uff!" machte Michael Rhodan, als die Schirmfelder um mehr als siebzehn Prozent über den Grenzwert hinaus belastet wurden.
    Gleichzeitig entstand hinter den fliehenden Schiffen so etwas wie ein Gravitationsvakuum - ungeheure Anziehungskräfte packten die MONTEGO BAY und zerrten sie in die Nähe des hin und her zuckenden Schlundes. Michael verlangte dem Antrieb der MONTEGO BAY alles ab, um diesem Sog zu entgehen, denn er ahnte: Wenn er erst einmal von diesem Strukturriß erfaßt und hineingesogen wurde, blieb sein Schiff für immer verschollen, der Hyperraum würde die stolze MONTEGO BAY nie wieder freigeben ...
    „Geschafft!"
    Das kam von der LEPSO, wo Ronald Tekener mit denselben Problemen zu kämpfen gehabt hatte. Colounshabas LAMCIA hatte sich rechtzeitig genug abgesetzt und war von der Katastrophe nur gestreift worden.
    Während Michael erleichtert aufatmete und sich den Schweiß von der Stirn wischte, erreichten die Ausläufer der Supernova den Roten Überriesen und rissen ihn regelrecht in Stücke.
    „Diese Strukturrisse sind wirklich ein Ärgernis", ließ sich Tekener vernehmen. „Habt ihr da drüben irgendeine Erklärung dafür?"
    „Colounshaba arbeitet daran", antwortete Mila Vandemar, die ein bißchen arg blaß um die Nase herum aussah.

Weitere Kostenlose Bücher