1798 - Werkstatt des Lebens
war eine gelbe Sonne von jenem weitverbreiteten Typ, zu dem auch das Heimatgestirn der Terraner gehörte. Acctol hatte eine Umlaufbahn um sein Zentralgestirn, die - auf die Verhältnisse Sols bezogen - zwischen Erde und Mars lag. Grundsätzlich hätte diese Welt also durchaus imstande sein können, Leben hervorzubringen: Sie lag in der sogenannten ökologischen Zone, in der Leben nach dem Muster des terranischen durchaus möglich war.
Allerdings war auch dies eine Frage der Zeit. Die Erde immerhin hatte nach ihrer Entstehung einige Milliarden Jahre nahezu ohne erkennbares Leben zugebracht. Selbst nachdem die ersten Lebensformen im Meer entstanden waren, hatte es noch einiger hundert Millionen Jahre bedurft, bis der Mensch die Bühne der Geschichte betreten hatte. Eine rekonstruierbare menschliche Geschichte gab es erst seit einigen zehntausend Jahren.
Wenn man diese Überlegungen im Auge behielt, war es nicht verwunderlich, daß ein Planet wie Acctol seit der Entdeckung durch die Roach noch kein höheres Leben hervorgebracht hatte - vielleicht war es soweit, wenn man in einigen Millionen Jahren noch einmal vorbeischaute.
„Etwas zu sehen?" fragte Ronald Tekener knapp.
Die Ortung in den drei Schiffen der Expedition arbeitete bereits auf Hochtouren.
„Ich verstehe das nicht...", stieß Michael Rhodan hervor und betrachtete die Meßdaten auf einer grafischen Darstellung. „Nach dieser Analyse trägt Acctol sehr wohl Leben."
„Ich komme zu ähnlichen Ergebnissen", ließ sich Colounshaba vernehmen. „Erstaunlich, wenn man die kurze Zeitspanne bedenkt..."
Michael Rhodan zeigte ein schmales Lächeln.
Naturgemäß war es eine reine Frage der Betrachtung, was eine lange oder kurze Zeitspanne war. Für den statistischen Durchschnittsterraner stellten fünfzig Jahre ein Viertel seiner gesamten Lebensfrist dar. In den Augen der Zellaktivator-Träger der ersten Generation - Atlan, Perry Rhodan und Homer G. Adams zum Beispiel - waren fünfzig Jahre nur eines von vielen Kapiteln in ihrem Leben. Die 200.000 Jahre, auf die sich die Arcoana bezog, stellten schon eine sehr beachtliche Spanne Zeit dar - aber in der Geschichte eines Planeten war auch das kaum mehr als ein kurzer Augenblick.
Allerdings hatte Colounshaba durchaus recht: Auf dem Weg vom Einzeller zur Intelligenz waren 200.000 Jahre, also die Zeit von den Roach bis zu den Arcoana von heute, eine verschwindend geringe Zeitspanne.
„Wir sehen uns die Sache näher an", schlug Michael Rhodan vor. „Vielleicht können wir etwas herausfinden."
5.
„Unglaublich ..."
Die Stimme von Ronald Tekener war heiser vor Erregung. Er starrte auf die Darstellung der Hyperortung.
Icho Tolot hatte davon berichtet, er war diesem Phänomen schon einmal begegnet, ebenfalls in Queeneroch.
Das Gebilde sah nicht einmal sonderlich beeindruckend aus. Es war ein Polyeder, ein Vielflächner.
Die Reihe dieser nach mathematischen Gesetzen geformten Körper begann mit dem Tetraeder, das jedes Schulkind als Pyramide von Gizeh kannte, und setzte sich als ganze Reihe von solchen Körpern fort, zum Beispiel in Gestalt jener eigentümlichen Atomkonfigurationen, die als Buckminster-Fullerene bekannt waren. Ein noch immer ungelöstes Rätsel der terranischen Geschichte waren die Pentagondodekaeder - gebildet aus zwölf gleichseitigen Fünfecken -, deren Flächen mit geheimnisvollen Löchern durchbrochen waren. Gefunden hatte man die Körper in Fundschichten aus der Römerzeit, aber niemals herausbekommen, welchem Zweck sie gedient haben mochten.
Das entdeckte Gebilde war ein - Icho Tolot hatte den Begriff benutzt, und daher kannte ihn auch Michael Rhodan - Pentagonikositetraeder. Ein Vierundzwanzigflächner also, dessen Flächen aus unregelmäßigen Fünfecken bestanden.
Das Gebilde war auf normaloptischem Wege wahrnehmbar. Man hätte es mit freiem Auge betrachten können oder wie in diesem Fall über die Außenbordkameras, deren Bilder in dreidimensionaler Darstellung auf die Monitoren der Zentrale projiziert wurden.
Seltsamerweise lieferte die Hyperortung ein ganz anderes Bild. Dort war von dem Gebilde nur eine einzige Fläche zu sehen, ein zweidimensionales Polygon mit einem Durchmesser von lediglich drei Kilometern.
„Wie ist so etwas möglich?" rätselte Michael Rhodan verwundert. „Im Normalraum dreidimensional, aber im Hyperraum nur als Fläche wahrnehmbar? Wie soll das gehen?"
„Eine mögliche Erklärung ist diese", machte sich Colounshaba bemerkbar; die Arcoana
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