1798 - Werkstatt des Lebens
„Ergebnisse haben wir aber noch nicht. Außer einem ..."
„Und das wäre?"
„Shaba ist sich nicht sicher, aber sie glaubt nicht, daß diese fünfdimensionalen Turbulenzen ..."
„Turbulenzen", warf Ronald Tekener grimmig ein. „Ein hübscher Euphemismus ...!"
„... daß sie nichts mit den Biophore zu tun haben. Worum wollen wir uns vordringlich kümmern - um die Hyperbeben oder um die Biophore?"
Michael Rhodan dachte kurz nach.
„Biophore zuerst", schlug er dann vor. „Wenn das Sporenschiff die verdammten Dinger erst eingeladen hat, können wir weitersehen und uns um andere Dinge kümmern."
„Falls uns Voltago in seiner neuen Rolle die Zeit dazu läßt", bemerkte Ronald Tekener. „Ich garantiere euch: Sobald Voltago/Aachthor seine Ladung beisammenhat, wird er sich damit in Marsch setzen, und dann werden wir sehen, was auf uns zukommt. Mir schwant nichts Gutes."
„Klingt einleuchtend", gab Michael Rhodan zu. „Nur - diese Hyperphänomene können dazu führen, daß das Übernehmen dieser Ladung gründlich schiefgeht. Kannst du dir vorstellen, was aus Queeneroch und wahrscheinlich auch Hirdobaan wird, wenn die ganze Biophore-Ladung danebengeht und sich über die beiden Galaxien ergießt? Falls wir das Gruseln bisher noch nicht gelernt haben sollten - dann werden wir es ganz sicher sehr leicht damit haben. Meine Phantasie reicht ehrlich gesagt nicht aus, mir diese Katastrophe auszumalen."
„Was meint unsere mehrbeinige Freundin dazu?" erkundigte sich Tekener freundlich.
Mila sprach im Hintergrund mit der Arcoana. Offenbar brauchte sie einige Zeit, um die Arachnoidin aus ihren multidimensionalen Grübeleien zu reißen, denn es dauerte einige Minuten, bis sie sich wieder meldete.
Währenddessen barst der rote Überriese zum Teil auseinander, zum Teil sackte er in sich zusammen wie ein angestochener Luftballon. Zum Glück hatte die astronomische Konstellation der beiden Gestirne es unmöglich gemacht, bewohnbare Planeten entstehen zu lassen, so daß außer einigen Billionen Tonnen Wasserstoff, Helium und Kohlenstoff nichts zu Schaden kam.
Den wenigen Astronomen und Astrophysikern, die es in Queeneroch gab, stand allerdings eine Menge Arbeit bevor, ihre Sternkarten auf den neuesten Stand zu bringen, wenn diese Verhältnisse anhielten. Aber so, wie Michael Rhodan die Fachwissenschaftler der Astro-Zunft - Astrologen eingeschlossen - einschätzte, würden sie sich über dieses Feuerwerk von Katastrophen eher freuen. Solange es ihre eigene Sonne nicht betraf ...
„Colounshaba meint", berichtete Mila, „wir sollten vornehmlich solche Orte aufsuchen, an denen wir Spuren der Biophore finden können. Das andere, meint sie, kann warten."
Michael blickte hinüber zu Tekener.
„Was meinst du?"
„Ich schließe mich Colounshaba an", sagte der Smiler. „Ich weiß es nicht besser."
Michael Rhodan seufzte halblaut.
„Dann auf zum nächsten Ziel!" sagte er.
Die drei Raumschiffe verließen ein Sonnensystem, das in den letzten Zügen lag. Weder der Weiße Zwerg noch der Überriese hatten den Kontakt mit dem Strukturriß überstanden, und in anderen Regionen von Queeneroch sah es vermutlich nicht besser aus.
Michael betrachtete, kurz bevor die MONTEGO BAY in den Hyperraum eintauchte, ein letztes Mal die Bildschirme.
War dieses Unwetter im unbegreiflichen Kontinuum des Hyperraums ein Naturphänomen?
Oder war es etwas Gemachtes? Nachdem die Arcoana es geschafft hatten - wenn auch gegen ihren Willen -, große Teile der bewohnten Milchstraße mit ihren Toten Zonen lahmzulegen, mußte man fast damit rechnen, daß solche gewaltigen Erschütterungen des fünfdimensionalen Kosmos künstlich erzeugt worden waren. Absichtlich? Gezielt auf dieses schauerliche Ergebnis hin? Oder war auch dies nur ein unerwarteter, vielleicht sogar unwillkommener Nebeneffekt einer ganz anders gearteten Tätigkeit?
Und wenn dem so war: Wo in der näheren Umgebung von Queeneroch oder Hirdobaan existierte eine Macht, die über diese ungeheuren Mittel gebot? Und wer war diese Macht? Die Kosmokraten vielleicht? Niemand wußte wirklich, wer oder was die Kosmokraten waren. Sie entzogen sich dem menschlichen Begreifen. Schon ES war in der ganzen Komplexität seiner Existenz weder für normale noch für herausragend geschulte Menschen begreifbar, wieviel weniger eine Existenzform wie die Kosmokraten.
Als der Name Kosmokraten zum ersten Mal in der Geschichte der galaktischen Völker aufgetaucht war, hatte er allgemein ehrfürchtiges
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