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1798 - Werkstatt des Lebens

Titel: 1798 - Werkstatt des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zurückkehren würde, aber er hatte sich geirrt. Als erstes fraß diese Kreatur ihre beiden Opfer auf, eingeschlossen eine Heerschar von Krabblern, die trotz Tentakeln, Schlund und Mägen der Takler noch lebten; dann wandte sich der Krallenkrabbler davon, nach wenigen Schritten hatte ihn der Dschungel verschlungen.
    „Wißt ihr, woran mich das erinnert?" murmelte Michael Rhodan.
    Friel Ponsent nickte.
    „An das Biotop von Sheravyl", vermutete er.
    „Richtig", stimmte Michael Rhodan zu. „Die Unterschiede sind groß, aber die Ähnlichkeiten sind noch größer. Das Biotop auf dem Mars und dieser Planet, sie bersten förmlich vor Leben, und beiden gemeinsam ist eine ungeheure Aggressivität."
    „Friß oder werde gefressen ...", zitierte Verena Cassel.
    Michael Rhodan schüttelte den Kopf.
    „Das meine ich nicht", sagte er. „Dort wie hier bildet sich eine Lebensform gar nicht erst richtig aus. Geschöpfe entstehen, entwickeln sich, aber bevor sie in der Lage sind, in ihrer Umwelt Fuß zu fassen, sich eine ökologische Nische zu suchen und dort festzusetzen, werden sie vernichtet und verschwinden für immer aus der Evolution. Nichts hat Zeit und Gelegenheit, sich wirklich zu entwickeln."
    Er stieß einen langen Seufzer aus und holte die Sonde zurück.
    „Suchen wir uns lieber einen anderen Standort", sagte er leise. „Vielleicht finden wir ein Eckchen, wo es ein wenig friedlicher zugeht." Er verzog angewidert das Gesicht. „Ich mag diese andauernden Kämpfe nicht. Sie sind so entsetzlich sinnlos."
    Friel Ponsent blickte ihn von der Seite her an.
    „Gilt das nicht bei allen Kämpfen?" fragte er.
    „Wahrscheinlich", antwortete Michael. „Kurzfristig mag es so scheinen, daß es Sinn macht, aber auf lange Sicht betrachtet..."
    „Du meinst, es wäre eigentlich völlig sinnlos, wenn wir uns hier in Hirdobaan den Steiß aufreißen, um unseren vielgeliebten galaktischen Kumpeln zu helfen?"
    Michael Rhodan lächelte schwach, während er die Space-Jet weiterfliegen ließ. In einem stabilen Orbit hing Ronald Tekener mit seinem Raumer über Acctol; zu Michaels Space-Jet war eine dauernde Funkverbindung geschaltet, aber der Smiler hatte sich bislang nicht eingemischt.
    „Aus unserem begrenzten Blickwinkel macht es durchaus einen Sinn", antwortete er. „Ich für meinen Teil wäre jedenfalls nicht bereit gewesen, einfach zu dulden, daß Gomasch Endredde unsere Leute umbringt, so, wie er die Origaner und andere umgebracht hat. Gegen ihn anzutreten war durchaus sinnvoll, und das Ergebnis rechtfertigt unsere Bemühungen. Aber die Frage bleibt, wie wichtig das alles ist, wenn man in Spannen von Jahrmillionen denkt." Er seufzte wieder.
    „Vielleicht ist dies das markanteste Kennzeichen einer echten Superintelligenz - daß sie ihre eigene Evolution vorantreiben kann, ohne andauernd zu kämpfen, zu streiten und zu töten."
    Er hatte den Satz noch nicht zu Ende gesprochen, als sämtliche Bildschirme plötzlich blind wurden. Ein Ruck ging durch die Space-Jet, die Syntronik fesselte die Insassen blitzschnell mit Gurten an die Sitze.
    „Verdammt!" schrie Friel Ponsent. „Was war das, Verena? Was ist da draußen los?"
    „Mike, ihr seid von einem Energiestrahl getroffen worden!" meldete sich Ronald Tekener aus dem Weltraum; seine Stimme klang sehr besorgt. „Nicht sehr stark, aber immerhin."
    „Kannst du die Quelle erkennen? Ein Fort oder so etwas? Oder ein fremdes Schiff?"
    „Nichts dergleichen, Michael. Halt mich bitte nicht für verrückt, aber ich glaube, der Schuß kam von einer Art Baumgruppe, knapp sieben Kilometer von euch entfernt."
    „Du machst Witze, Tek!"
    „Nicht in diesem besonderen Fall, Mike, sonst gerne. Laßt eure Ortung spielen!"
    Die Bildschirme waren wieder klar.
    Michael Rhodan hieß die Space-Jet aufsteigen und schickte abermals die Robotsonde los.
    In der Tat, Ronald Tekener hatte sich nicht geirrt.
    Die Anhöhe war knapp vierhundert Meter hoch, ein kleiner Tafelberg, umgeben von einem nahezu perfekt runden Kreis, der einen Radius von fünf Kilometern hatte. In der Mitte dieses Gebietes, auf dem höchsten Punkt des Tafelberges, ragte eine Gruppe von Bäumen in die Höhe.
    Auch in diesem Fall benutzten die Galaktiker vertraute Begriffe, um etwas zu beschreiben, für das ihnen die passenden Worte fehlten.
    Diese Bäume waren felsgrau, stark zerklüftet. Stamm und Wurzelwerk waren zu erkennen, aber es gab keine Äste, keine Zweige, keine Blätter. Nur hohe, verwittert aussehende Stämme.
    Es waren fünf

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