18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)
arm?«, sagte er. »Aber worauf wollen Sie hinaus, C.Y.?«
»Nun, ich interessiere mich aufrichtig für Menschen und ihre Motive«, antwortete Tilden. »Es ist ein wesentlicher Faktor, wenn man Geschäfte macht. Außerdem wollte ich wissen, warum Sie sich bestechen ließen und alles riskierten, um an Green Fields heranzukommen. Aus diesem Grund habe ich ein paar Leute angeheuert, die Ihre Beweggründe herausfinden sollten.«
»Und?«
Tilden schnaubte verächtlich. »Die Gier nach Geld und die Liebe zu Mutti. Nicht sonderlich einzigartig. Ich hatte mir, ehrlich gesagt, mehr erhofft, aber das war’s«, sagte der Milliardär. »Sie haben einen verantwortungsvollen Job und einen gehobenen Lebensstandard. Aber in Ihren Kindheitsträumen war mehr – ein Leben in Saus und Braus, in dem Sie sich ganz diesen Spielchen hingeben können, die Sie offensichtlich nicht aus dem Kopf kriegen, vor allem das Spiel mit der Frau im ausgestellten Rock. Ich vermute, es ist ein Bild, das Sie erfunden haben, um sich Ihre richtige Mutter zu vergegenwärtigen.«
Slattery war wie vor den Kopf gestoßen. Er hatte noch nie mit jemandem über diese Dinge gesprochen, bis auf –
»Audrey, diese hübsche, rothaarige Nutte, die Sie ins Smithsonian mitgebracht hatten«, kam Tilden ihm mit großer Genugtuung zuvor. »Sie war überglücklich, meinen Leuten für das Vierfache ihrer sonstigen Gage alles über Sie zu erzählen. Wen stellt sie für Sie dar? Die liebe tote Mutti vielleicht?«
Slattery fühlte sich in die Ecke gedrängt. »Lecken Sie mich, C.Y.«, knurrte er. »Soll ich mal in Ihrer Vergangenheit graben?«
Tilden grinste. »Warum so wütend, Jack? Freuen Sie sich doch. Sie können sich Ihre Träume erfüllen. Vor zehn Minuten habe ich das Geld auf Ihr Konto überweisen lassen. Sie sind nun offiziell ein wohlhabender Mann. Sie können so viele Frauen engagieren, wie Sie wollen, und dafür sorgen, dass sie ausgestellte Röcke tragen.«
Slattery stellte sich auf die Hinterbeine, spürte, wie die Wut, die sich in ihm aufgebaut hatte, verebbte; stattdessen hatte er das Gefühl, als hätte man um ihn herum eine Festung errichtet. »Fünfzig Millionen?«
»Auf den Cent«, antwortete der Milliardär und wurde von Klatschen und Beifallrufen unterbrochen.
Der Kongressabgeordnete Baron trat durch die Balkontüren ins Freie, und die Menschen scharten sich um ihn, um ihm die Hand zu schütteln. Baron arbeitete sich durch die Menge wie ein Profi. Virginia, die frühere Miss Georgia, folgte ihrem Mann und verstrahlte Vornehmheit.
Slattery empfand den vertrauten Anflug von Neid beim Anblick dieses perfekten Paares, erkannte dann aber mit Genugtuung, dass er zum ersten Mal etwas hatte, das Baron fehlte. Sein Freund, der Kongressabgeordnete, hatte eine schöne, intelligente Frau, die aus wohlhabenden Verhältnissen stammte. Die beiden hatten Geld, aber bei weitem nicht so viel wie er.
»Haben Sie es gleich gespürt, als Sie ihm zum ersten Mal begegnet sind, Frank?«, fragte Tilden.
»Wie er die Menschen für sich einnimmt?«, erwiderte Slattery. »Natürlich. Aus diesem Grund ist er noch nicht einmal im Leben in die Scheiße getreten.«
Tilden lachte leise. »Etwas habe ich in Ihrem Persönlichkeitsprofil ausgelassen. Groll.«
»Jetzt nicht mehr«, sagte Slattery und wechselte das Thema. »Angeblich gehen alle davon aus, dass Frank den Sitz im Senat mit einem erdrutschartigen Sieg gewinnt.«
Tilden schüttelte den Kopf. »Vielleicht den Vorlauf. Aber in der allgemeinen Wahl muss er gegen Helen Porterfield antreten. Sie ist clever, telegen, sitzt ebenfalls im Geheimdienstausschuss und ist eine Anführerin der Schwarzen in Georgia. Frank wird sich auf die Hinterbeine stellen müssen für diesen Kampf. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, Ihre Arbeit ist für heute getan. Die meine dagegen fängt erst an.«
Der Milliardär ging über die Terrasse auf Baron zu. Slattery schnappte sich einen Drink und begab sich in den Garten, der von einem Deich begrenzt war.
Er blickte über den Deich auf das Wasser. Es war später Nachmittag, kurz vor Einbruch der Dunkelheit, und die Sonne stand wie ein Feuerball am Himmel. Eine Yacht segelte vorbei, von der laute Calypsomusik herübertönte und ihn mit einem ungeheuren Siegesgefühl erfüllte. Er hätte am liebsten die Faust in den Himmel gestoßen. Dann stellte er sich vor, wie er auf dem Grab seines Vaters tanzte … nein, darauf pisste, während er bündelweise Geld in Händen hielt. Wer ist jetzt der
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