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18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)

18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)

Titel: 18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Sullivan
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auf die Seite und fand die Austrittswunde des Lungendurchschusses, ein Loch, das bei jedem Atemzug Claudios Blut spie. Monarch zerriss Claudios Hemd und stopfte den Flecken in die Wunde. Er legte den Freund wieder auf den Rücken und hoffte, der Druck möge die Blutung stillen. Dann riss er einen zweiten Streifen aus dem Hemd und stopfte ihn in die Eintrittswunde.
    »Muss ich sterben?«, fragte Claudio.
    »Du bist ein genialer Maler und hast noch viele Jahre vor dir.«
    Claudio lächelte unter Tränen. »Ich hatte meine Golfschuhe vergessen und hab die Typen in der Wohnung überrascht.«
    »Wer sind die?«, fragte Monarch.
    »Ich weiß es nicht. Einer hat Bilder gestohlen.«
    »Ich ruf den Krankenwagen«, sagte Monarch.
    »Geh«, sagte Claudio. »Nimm das Geld im Safe. Gib es der Schwester.«
    Monarch hastete zum Telefon. »Gib es ihr selbst.«

    Kaum fünf Minuten, nachdem er die Sanitäter gerufen und eine Schussverletzung gemeldet hatte, ging Monarch aus der Eingangstür von Claudios Apartmenthaus. Er hatte einen Rucksack über der Schulter, ließ den Blick nach allen Seiten schweifen, sah jedoch nichts als Taxis, Autos und Motorräder.
    Er ging zu Fuß los, verspürte einen Anflug von schlechtem Gewissen, weil er seinen ältesten, besten Freund im Stich ließ, seinen Bruder, der schwer verletzt war und möglicherweise starb. Da hörte er die Sirene des Krankenwagens, und seine Zuversicht wuchs, dass er Claudio lebend wiedersehen würde. Claudio war stark. Als Jugendlicher war er der Anführer von ihrer Fraternidad gewesen, jetzt war er Maler, aber immer noch verdammt zäh.
    Monarch winkte ein Taxi heran und stieg ein. »Villa Miseria.«
    Während sich der Wagen jener trostlosen Gegend von Buenos Aires näherte, kreisten Monarchs Gedanken um eine einzige Frage: Wer hatte Claudio überfallen?
    Schnell hatte er zwei Szenarios parat. In ersterem war Claudio, mittlerweile bekannt und für argentinische Verhältnisse wohlhabend, zur Zielscheibe eines Raubüberfalls geworden. Der Ganove hatte auf ihn geschossen, nachdem es Claudio gelungen war, dessen Kumpan zu erschlagen. Die beiden waren auf sein Geld und auf einige seiner Bilder aus gewesen.
    Das zweite Szenario war verstörender und zugleich naheliegender. Hier hatten Slattery, Belos, Omak oder Koporski herausgefunden, dass er, Monarch, sich in Argentinien aufhielt. Monarch konzentrierte sich auf die Wahrscheinlichkeit, dass er unter Beobachtung stand, und machte sich auf Ärger gefasst.
    Als sie sich den Randbezirken von Villa Miseria näherten, rief Monarch: »Halten Sie an!«, warf dem Fahrer Geld zu und sprang aus dem Wagen.
    Er schaute sich um auf dem dreckigen Boulevard, suchte im spätnachmittäglichen Licht nach Hinweisen, nach irgendetwas, das er schon einmal gesehen hatte an diesem Tag, ein Gesicht, ein Fahrzeug, ein –
    Der Motorradfahrer auf der äußersten Fahrspur linste hinter einem abgetönten Helmschild zu ihm herüber. Monarch tauchte augenblicklich in die Slums ein, schlängelte sich durch das Labyrinth der Baracken, wo aus Verstärkern bolivianischer Rock oder peruanischer Hip-Hop plärrte, auf die Müllhalde El ano zu. Denselben Weg hatte er auch in seiner ersten Nacht im Elendsviertel genommen.
    Bei Einbruch der Dunkelheit erreichte Monarch die Stelle, wo er bei seinem letzten Besuch bei Schwester Rachel auf die Paco-Raucher gestoßen war. Zehn Minuten später trat er an den Rand der Müllhalde. Er blickte um sich und konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. Er schaute den Hügel hinauf, wo sich die Klinik befand, und beschloss, sich auf keinen Fall dem Haus zu nähern, aus Angst, Schwester Rachel in Gefahr zu bringen. Er würde auf die Leute warten, die ihm hinterherschnüffelten. Vom Rand der Grube aus beobachtete er die Armseligen, Besitzlosen und Verlorenen, wie sie den Abfall durchwühlten, auf der Suche nach etwas Essbarem.
    Monarch sah sich wieder als Robin, den verwaisten Jungen, zerschlagen, blutend und halb verhungert, zu dem Claudio gesagt hatte: » Regel Nummer eins: Du hast das Recht zu überleben .«
    Die Lebhaftigkeit der Erinnerung im Lichte dessen, was eben passiert war, lähmte Monarch dermaßen, dass er leichtsinnig wurde und nicht mehr wahrnahm, was um ihn her vorging. Er entglitt in die Welt von vor zwanzig Jahren, als er der Grube gemeinsam mit Claudio den Rücken gekehrt hatte, einige Wochen, nachdem seine Eltern ermordet worden waren.

    Im CIA-Hauptquartier betrachtete Slattery unterdessen ein verrauschtes thermisches

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