18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)
ist obszön.«
»Ach ja?«, fragte Monarch, zunehmend irritiert. »Ihre Wirtschaft lag in Trümmern vor zwanzig Jahren. Die Russen, die jetzt hier sind, haben alles riskiert. Wenn sie reich geworden sind, dann haben sie es verdient. Wie sie ihr Geld ausgeben, ist ihre Sache.«
Lady Wentworth verzog die Lippen, als überlege sie, wie sie Monarch für seine Unverschämtheit bestrafen sollte. Aber wie üblich überraschte sie ihn: »Vermutlich wollen Sie andeuten, dass jemand, der reich geboren ist, weniger wert ist als jemand, der aus eigener Kraft reich geworden ist«, sagte sie.
»Kommt darauf an«, sagte Monarch.
»Worauf denn?«, fragte Lacey, die ein großes Treuhandvermögen besaß.
»Auf den Menschen«, erwiderte Monarch. »Ich finde es tatsächlich bewundernswert, wenn jemand aus dem Nichts kommt und Millionen macht. Er hat doch viel mehr geleistet als einer, der reich geboren oder reich verheiratet ist, aber ansonsten nichts Konstruktives mit seinem Leben anfängt. Ich bewundere aber auch privilegierte Menschen, die tatsächlich versuchen, sich von der Masse abzuheben.« Monarch hielt inne. »Wie du, Lacey, und Sie, Lady Wentworth.«
Lady Wentworth zog eine Augenbraue in die Höhe und nickte. »Da haben Sie gerade noch die Kurve gekriegt, Robin, eins zu null für Sie. Ich nehme an, Sankt Moritz wird sich verändern, ganz gleich, was ich tue.«
»Leben ist Veränderung«, sagte Monarch. »Jeder Moment ist neu.«
Lady Wentworth sah ihn nachdenklich an. »Lacey meinte, Sie würden uns heute Abend nicht Gesellschaft leisten.«
»Einer meiner Kunden ist übers Wochenende hier. Wir treffen uns zum Dinner.«
Lady Wentworth zögerte, dann lächelte sie kühl und erhob sich. »Also dann, ich löse meinen Gewinn ein und fahre nach Hause, Lacey. Dinner ist um acht. Maggie Cosgrove kommt mit ihrem neuesten Gemahl zu uns. Sei pünktlich.«
»Siehst du dir die anderen Rennen gar nicht an?«, fragte Lacey stirnrunzelnd.
»Man soll gehen, wenn’s am schönsten ist, Schätzchen«, erwiderte Lady Wentworth kurz angebunden. »Vielleicht solltest du dasselbe tun. Überleg es dir.«
Robin Monarch und Lacey Wentworth verließen den White Turf eine Stunde später und gingen im Schatten des Badrutt’s Palace, dessen Turm über den Gassen des alten Sankt Moritz aufragte, den Hügel hinauf.
Lady Wentworth hatte Monarch von den Luxussuiten im Turm erzählt. Eine ihrer besten Freundinnen, Dame Maggie Cosgrove – ihr Dinnergast an diesem Abend –, wohnte dort. Monarch aber würdigte ihn keines zweiten Blickes.
Sie gingen um das Hotel herum und durch die schmalen Dorfstraßen. Sie passierten eine Kneipe, in der sich die Après-Ski-Meute tummelte. Monarch fragte: »Was meinte deine Tante mit dem Spruch, man solle gehen, wenn’s am schönsten ist?«
Lacey antwortete nicht.
»Wunder Punkt?«
»Sie meinte dich damit, Robin.«
Er lachte. »Ich dachte, sie mag mich.«
»Tut sie auch«, erwiderte Lacey. »Sie glaubt nur nicht, dass es auf lange Sicht mit uns klappen würde.«
»Und was glaubst du?«
Lacey blieb vor einer Bäckerei stehen. Der Duft nach frischem Brot und Teigwaren wehte zu ihnen heraus. »Unentschieden. Und du?«
»Wir kennen uns erst ein paar Monate, aber ich hab Spaß mit dir.«
»Genau«, sagte Lacey und schien erleichtert. »Wie wär’s mit einem Nickerchen?«
Er küsste sie. »Ich werde gerade wach und hätte Lust auf einen Spaziergang. Warum nimmst du nicht meinen Wagen? Ich geh zu Fuß und wecke dich auf, wenn ich komme.«
»Angezogen?«
Er lächelte und gab ihr die Schlüssel. »Ganz wie du willst.«
»Splitternackt«, sagte sie, küsste ihn und ging bei der nächsten Kreuzung nach links, zu seinem Wagen.
Monarch sah ihr einige Schritte hinterher und konzentrierte sich dann auf sein Vorhaben. Er bewegte sich in nordöstlicher Richtung durch die belebten Straßen auf die Via Serlas zu, die exklusive Einkaufsmeile in Sankt Moritz. Er ging an Cartier vorbei, machte kehrt und fand eine schmale, gewundene Gasse namens La Suretta. Von dort aus hatte er einen freien Blick auf den Turm des Badrutt’s Palace, südwestlich von ihm. Er musste schnell arbeiten. Das Tageslicht schwand, und dunkle Wolken ballten sich zusammen. Er betrachtete den grauen Stein der ersten sechs Stockwerke des Gebäudes, dann die rostroten Balkone weiter oben und schließlich die grüne, verschneite Turmspitze.
Monarch bewegte sich mehrere hundert Schritt nach Westen in die Via Suola. Er bog nach links, blickte über
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