18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)
Los!«
Unterhalb der Terrasse, etwa drei Meter tiefer, ließ sich im Licht von Fackeln ein Mann mit rauhen Zügen, einem blauen Parka und einem Skihelm auf ein rechteckiges Serviertablett aus Edelstahl plumpsen. Eineinhalb Meter vor ihm dräute der Eingang zum Olympia Bob Run St. Moritz, erbaut im Jahre 1903 und noch immer eine der anspruchsvollsten Bobbahnen der Welt.
Der Mann schnappte sich eine Flasche Cristal-Schampus und nahm einen kräftigen Schluck.
»Los! Los!«, skandierte die Meute.
Monarch grinste. Es hatte etwas ungemein Ansteckendes, einem Wahnsinnigen dabei zuzusehen, wie er sich anschickte, auf einem Edelstahltablett einen steilwandigen Eiskanal hinunterzuschlittern. Der Mann stieß sich ab und legte sich zurück, als sein Rodel Geschwindigkeit aufnahm. Seine Augen waren geweitet, der Blick überwach. Die Jubelrufe der Zuschauer steigerten sich. Und dann war er weg.
Die Menge verstummte, lauschte. Das Tablett, das über das Eis rutschte, übertönte die letzten murmelnden Stimmen. Der Mann heulte wie ein Wolf. Monarch musste lachen, und die Anspannung, die ihn in den vergangenen Stunden fest im Griff gehabt hatte, fiel von ihm ab.
»Los! Los!«, setzte die Menge wieder ein. Ein neues Opfer machte sich bereit.
Monarch spürte, wie ihm jemand auf die Schulter tippte. Er zuckte zusammen, drehte sich vorsichtig um und sah Lacey da stehen. Sie trug einen purpurfarbenen Anorak, Jeans und Stiefel mit Pfennigabsätzen. Sie hatte ihr Handy am Ohr und bedeutete ihm, still zu sein.
»Natürlich, Tante Pat«, sagte sie. »Ruf wieder an, sobald du mehr weißt.«
Lacey klappte das Handy zu und sagte ungläubig: »Jemand ist den Turm des Badrutt’s Palace hinaufgeklettert, hat bei Dame Maggie eingebrochen, den Safe geknackt und ihre Halskette gestohlen. Ihr Wert beträgt an die sechshunderttausend Euro.«
Monarch gab sich erstaunt. »Über eine Million Dollar!«
»Smaragde«, sagte sie. »Wunderschöne Steine. Und eine Menge davon. Die Kette war ein Einzelstück.«
»Wann ist das passiert?«, fragte Monarch.
»Während wir beim Essen saßen«, sagte Lacey, noch erstaunter. »William Reynolds, Dame Maggies Freund, fand das Zimmermädchen in der Dusche, nachdem die beiden zurückgekommen waren. Sie hatte den Dieb überrascht. Er sei maskiert gewesen. Und vollkommen weiß gekleidet. Irgendein Asiate. Er habe sie in die Dusche gesteckt und ihr gedroht, sie umzubringen, falls sie Alarm schlage.«
»Krass«, sagte Monarch.
»Tante Pat fährt zum Badrutt’s, um Dame Maggie und William abzuholen. Ist das zu glauben? Steigt dieser Typ während des Schneegestöbers den Turm hinauf und knackt den Safe wie ein Spielzeug!«
Monarch legte den Arm um sie. »Willst du hinfahren?«
Lacey verzog bittend das Gesicht. »Das wäre eine gute Idee, nicht? Und wenn wir den beiden nur helfen, das Gepäck ins Haus zu bringen.«
»Na schön«, sagte Monarch, und ein leiser Schauer überlief ihn bei dem Gedanken, den Ort des Geschehens noch einmal zu betreten.
Sie verließen den Nachtclub. Mittlerweile hatte sich vor dem Eingang eine lange Schlange gebildet, die darauf wartete, eingelassen zu werden. Sie erstreckte sich fast bis zum anderen Ende des Schneetunnels. Auf dem Weg zum Parkservice sagte Lacey: »Ich möchte wetten, dass Dame Maggie wie versteinert ist vor Schreck.«
»Warum?«, sagte Monarch. »Sie war doch nicht dabei.«
»Hätte sie aber sein können«, sagte Lacey.
»Vermutlich hätte der Typ gewartet, bis sie weg war«, sagte Monarch. »Er war bestimmt nicht begeistert, als plötzlich das Zimmermädchen auftauchte.«
»Sag ich doch. Es hätte ebenso gut Dame Maggie selbst sein können, die ihn überraschte.«
Monarch hielt es für das Beste, nicht mit ihr zu streiten. »Stimmt.«
»Tante Pat sagt, Maggie sei am Boden zerstört«, sagte Lacey. »Die Kette hat Harold ihr geschenkt, ihr Mann, kurz vor seinem Tod. Hab ich dir das erzählt?«
Regel Nummer acht: Nimm nichts persönlich. Trotzdem verspürte Monarch einen Anflug von Bedauern. Er dachte, er habe sich angewöhnt, den sentimentalen Wert außer Acht zu lassen, den die Leute den Gegenständen beimaßen, die er klaute, doch das war nun nicht möglich, und so geriet er leicht aus dem Gleichgewicht.
Ihm wurde noch unbehaglicher zumute, als Lacey und er aus dem Tunnel heraustraten und sich dem Parkservice näherten. Ein schwarzer Porsche Cayenne kam ihnen entgegen. Durch die Windschutzscheibe erkannte Monarch zu seiner Überraschung am Steuer den
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