18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)
sonderlich überzeugt. Sie sah zu Yin hinüber. »Wie stehen wir elektronisch da?«
Yin fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Da die Polizei keine der Wanzen gefunden hat, haben wir ein recht ordentliches Netz: Telefon, WLan, Originalton. Nur keine Bilder.«
»Was hörst du?«, fragte Barnett.
Chávez hatte gelauscht. Vadas und seine Freundin stellten sich blöd vor den Polizisten, behaupteten, sie hätten keine Ahnung, warum bewaffnete Männer in ihr Haus eingedrungen seien, noch dazu ohne die Absicht, etwas zu stehlen, und sich anschließend noch einen Schusswechsel mit der Polizei lieferten.
»Wie kommt das an?«, fragte Fowler.
»Nicht allzu gut«, gab Chávez zu. »Einer der Polizisten wurde verletzt, bevor er den Kumpel des Tschetschenen erledigen konnte.«
»Identität des Toten?«, fragte Monarch.
»Kam nicht zur Sprache.«
»Keine Fragen bezüglich Vadas’ Verbindungen zum organisierten Verbrechen?«
»Doch, mehrere sogar«, sagte Chávez. »Vadas hat behauptet, er wüsste von nichts.«
»Und nachdem die Polizei gegangen war?«
»Da war er gestresst, angenervt, ängstlich. Die Freundin erst recht, hat des Öfteren gesagt, sie könne so nicht weiterleben.«
»Und Vadas?«
»Der meinte nur, sie solle sich verpissen, lieber einen heben.«
»Netter Bursche.«
»Ja, ein richtiger Goldschatz«, pflichtete Chávez ihr bei.
»Wie hat Vadas den Abend verbracht?«, fragte Barnett.
»Er hat mit seinem Mädchen und irgendeinem Kerl in einem Lokal am Fluss zu Abend gegessen.«
»Wer war der Typ?«
Chávez zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Aber ich hab ihn geknipst. Yin hat das Foto.«
Yin gab einen Befehl ein. Auf einem der Monitore erschien ein verrauschtes Bild. Es zeigte einen Mann Mitte vierzig, mit einem Regenschirm in der Hand. Er hatte eine Glatze, war stämmig und trug einen Straßenanzug.
Barnett und die anderen musterten ihn. Monarch fragte: »Wer hat das Essen bezahlt? Wenn’s der Anzugtyp war, haben wir vielleicht einen Namen.«
Chávez nickte. »Ich ruf im Restaurant an, sobald es öffnet, und behaupte, für Visa oder American Express einem Kreditkartenbetrug nachzugehen.«
Monarch wandte sich an Barnett. »Hast du etwas über den Zünder herausgefunden?«
»O ja«, sagte Gloria. »Belos’ Information war größtenteils richtig. Den Protokolldateien der Internationalen Atomenergiekommission zufolge fehlen etliche Nuklearzünder aus Sowjetzeiten. Sie alle basieren auf Polonium-210 zum Start der Kernspaltung und wurden in den Sechzigern und Siebzigern in Murmansk hergestellt. Sie gehören zu den ältesten Modellen der Sowjetzeit. Hunderte der kleineren Raketen wurden damit ausgestattet. Aber ich glaube nicht, dass wir nach dem Zünder selbst suchen.«
»Doch«, sagte Monarch. »Belos zufolge schon.«
Sie schüttelte den Kopf. »Es sind so viele von diesen Dingern im Umlauf. Ich glaube nicht, dass ein solcher Zünder Gegenstand einer lukrativen Auktion wäre.«
Monarch blieb hartnäckig: »Belos–«
Barnett unterbrach ihn. »Lass mich ausreden, Robin. Diese Zünder sind nutzlos ohne Polonium-210. Das ist ein radioaktives Isotop, ähnlich dem Radon. Das Zeug, das noch tonnenweise durch alte Keller geistert. Eine der primitivsten Methoden, eine Nuklearexplosion auszulösen, besteht darin, zwei kleine Plastiktütchen zu nehmen und eines mit Polonium-210, das andere mit Beryllium-9 zu füllen. Knallt man die Tütchen zusammen, verbinden sich die Elemente, wodurch der Kern des Berylliums zerfällt und ein Neutron ausspuckt, in etwa wie ein Zündhütchen hinter einer Gewehrkugel.«
»Der Sprengkopf explodiert, sobald das Neutron ausgespuckt wird?«, fragte Abbott Fowler.
»Wrumm!«, erwiderte Barnett. »Und jetzt kommt der Haken: Polonium-210 ist extrem selten. Nur vier oder fünf Unzen werden jährlich davon hergestellt, allesamt in russischen Fabriken. Seit dem Niedergang des Sowjetregimes sind sie jedes Jahr von den Amerikanern gekauft worden. Sie zahlen Millionen, um zu verhindern, dass das Zeug auf dem Schwarzmarkt verhökert wird. Und noch etwas ist zu bedenken: Polonium-210 hat eine Halbwertszeit von einhundertachtunddreißig Tagen, was bedeutet, dass die meisten von den älteren Zündern, die eine Kernspaltung herbeiführen, unbrauchbar sind.«
»Und wenn man frisches Polonium-210 hätte?«, fragte Chávez.
»Dann wäre man in der Lage, alle möglichen Nuklearwaffen – Kofferbomben, Raketen, den ganzen Plunder, der noch aus Sowjetzeiten herumliegt – in die Luft zu
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