18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)
jagen.«
»Dieses Polonium. Ist es radioaktiv?«, fragte Monarch.
Sie nickte. »Aber für Menschen ist es relativ harmlos, sofern man es nicht schluckt. Vor ein paar Jahren wurde dieser russische Spion, Litwinenko, mit nur einem Gran Polonium-210 getötet, nachdem er versucht hatte, eine schmutzige Bombe an tschetschenische Extremisten zu verkaufen, und Moskau davon Wind bekommen hatte.«
»Schon wieder die Tschetschenen? Ist von Omak die Rede?«, fragte Tatupu.
»Er muss auch darin verwickelt gewesen sein«, pflichtete Yin ihm bei.
»Unklar«, sagte Barnett. »Doch wenn ja, wäre es sinnvoll, wenn sie es weiter versuchten.«
»Wie geht man damit um?«, fragte Monarch.
Barnett erklärte, dass Polonium-210 sehr schwache Alpha-Strahlung hervorbringe. Ihre Vermutung war, dass man es auf ein oder zwei Unzen Polonium-210 abgesehen hatte, die in einem kleinen, luftdichten Behälter aus rostfreiem Stahl lagerten, von der Größe etwa einer Kaffeedose, vielleicht sogar noch kleiner.
»Die Kaffeedose im Heuhaufen«, bemerkte Fowler nach ihren Ausführungen.
»Nein«, sagte Monarch. »Wenn Belos recht hat, kann Vadas uns zeigen, wie man an die Kaffeedose herankommt. Wir müssen ihn nur abpassen. Kannst du mir inzwischen ein Bild von diesen Behältern besorgen, Gloria?«
»Warum?«
»Ich weiß es nicht. Nur ein Gedanke.«
31
Noch sieben Tage …
Seit fast achtundvierzig Stunden waren Monarch und sein Team damit beschäftigt, Vadas und seine Freundin abzuhören und sie bei den seltenen Ausflügen, die sie aus der Wohnung machten, zu beschatten. Chávez trug die Hauptlast der Arbeit: Sie setzte sich die Kopfhörer bei fast jeder Unterhaltung, jedem Anruf auf und übertrug jede E-Mail, jede SMS aus dem Ungarischen.
So erfuhren sie, dass Vadas’ Mutter im Sterben lag, dass Rozsa ungarische Seifenopern mochte und dass sie alle beide gern tranken, rauchten und sich zankten. Letzteres ging zumeist von Rosza aus und richtete sich gegen Vadas’ vorgebliche Affären. Doch hinter all dem Geplänkel schwelte noch etwas anderes, denn Chávez hatte mehrere Anspielungen auf »einen Deal« aufgefangen, der den beiden an die Substanz ging. Abgesehen davon waren sämtliche Gespräche in und außerhalb der Wohnung eher harmlos.
Monarch war zunehmend frustriert. Er musste unentwegt daran denken, dass Lacey Wentworth als Geisel festgehalten wurde, während Tag um Tag verstrich und ihm nur noch eine Woche Zeit blieb. Würde Belos sie tatsächlich töten? Wenn es ihm hauptsächlich um den Zünder ging, ergäbe das doch keinen Sinn, oder? Der enge Zeitrahmen kam Monarch seltsam vor, wenn er überlegte, was auf dem Spiel stand.
»Glaubt ihr, sie wissen, dass wir sie beobachten?«, fragte Fowler und riss damit Monarch aus seinen Gedanken.
Chávez sagte: »Warum entfernen sie dann nicht kurzerhand die Wanzen? Wozu die Charade?«
»Vielleicht haben sie überhaupt kein Polonium-210«, sagte Barnett.
»So ist es auch«, sagte Monarch. »Vadas ist ja auch nicht der Obermacker. Belos hat ihn eher als Mittelsmann beschrieben.«
»Zwischen wem soll er denn vermitteln?«, fragte Yin.
»Fragen wir doch die Freundin«, schlug Monarch vor.
Später hörte Chávez, wie Vadas’ Freundin ihm verkündete, sie halte es nicht länger in der Wohnung aus und wolle ihre Schwester in Pest besuchen. Sie verließ die Wohnung am Spätnachmittag. Chávez folgte ihr zu Fuß. Fowler startete den Lieferwagen, den sie gemietet hatten, und fuhr ihn vors Haus, um Monarch und Tatupu einsteigen zu lassen.
»Hast du sie?«, fragte Monarch in seine Freisprecheinrichtung.
»Gestochen scharf«, antwortete Barnett. »Sie steigt in die Straßenbahn.«
»Chávez?«, fragte Monarch und warf einen Blick auf das Display eines GPS-Geräts: Auf einem Stadtplan blinkte ein stecknadelkopfgroßer Lichtpunkt, der ihren Peilsender repräsentierte.
»Wir sitzen im selben Wagen mit ihr«, antwortete Chávez, »fahren zur Wohnung ihrer Schwester.«
Fünfunddreißig Minuten später parkten sie unweit der Straßenbahnhaltestelle, die der Adresse der Schwester am nächsten war. Vadas’ Freundin stieg aus und kam ihnen auf dem Gehsteig entgegen. Chávez war ihr dicht auf den Fersen. Es war schon dunkel. Nur wenige Leute gingen die Geschäftsstraße entlang. Die meisten Läden waren bereits geschlossen.
Chávez hatte den Überfall perfekt getimt. Als Rozsa auf der Höhe des Lieferwagens war, riss Tatupu die Autotür auf, und Chávez rammte sie von der Seite wie ein
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